Der Weltkrieg am 28. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

Kriegserklärung Rumäniens an Österreich-Ungarn

Berlin, 28. August. 
Die rumänische Regierung hat gestern abend Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Der Bundesrat wird zu einer sofortigen Sitzung zusammenberufen.
Wien, 28. August. 
Gestern nacht ist der Königlich Rumänische Gesandte im Ministerium des Äußern erschienen, um eine Note zu übergeben, der zufolge sich Rumänien ab 27. August, 9 Uhr abends, als im Kriegszustand mit Österreich-Ungarn befindlich betrachtet.

Kriegserklärung Deutschlands an Rumänien

Berlin, 28. August. 
Nachdem, wie bereits gemeldet, Rumänien unter schmählichem Bruch der mit Österreich-Ungarn und Deutschland abgeschlossenen Verträge unserem Bundesgenossen gestern den Krieg erklärt hat, ist der Kaiserliche Gesandte in Bukarest angewiesen worden, seine Pässe zu verlangen und der rumänischen Regierung zu erklären, daß sich Deutschland nunmehr gleichfalls als im Kriegszustand mit Rumänien befindlich betrachtet.
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Aus der Schlacht an der Somme 1916
Hinter den englischen Linien während der Kämpfe um Montauban (Somme)
Aufnahme vom 28. August 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Russische Vorstöße in Galizien abgeschlagen

Die ersten rumänischen Gefangenen eingebracht

Großes Hauptquartier, 28. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Im Sommegebiet machten abends und nachts unsere westlichen Gegner unter Einsatz starker Kräfte nach ausgiebiger Feuervorbereitung erneute Anstrengungen, unsere Linien nördlich des Flusses zu durchbrechen. Gegen die Fronten Thiepval - Mouquet Fe. und Delville-Wald - Ginchy stürmten mehrmals Engländer, gegen unsere Stellungen zwischen Maurepas und Clery Franzosen an. Die Angriffe scheiterten, teils nach Nahkampf, teils durch Gegenstoß; südwestlich von Mouquet Fe. und im Delville-Wald wird in kleinen Grabenteilen noch weitergekämpft. 
Auf der übrigen Westfront, abgesehen von lebhafter Feuertätigkeit in den Abendstunden beiderseits des Kanals von La Bassée und auf dem Ostufer der Maas, nichts Wesentliches.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Bei Lennewaden brachte ein Patrouillenvorstoß 2 Offiziere, 37 Mann als Gefangene ein. Nordöstlich von Swiniuchy (im Lucker Bogen) wiesen österreichisch-ungarische Truppen Angriffe russischer Abteilungen ab. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Nördlich des Dnjestr brachen abends starke russische Kräfte zum Angriff vor. Ein Anfangserfolg des Feindes bei Delejow wurde durch nächtlichen Gegenstoß völlig ausgeglichen. Weiter nördlich kamen zwischen Toustobaby und Zawalow Angriffstruppen unter der Wirkung des Sperrfeuers nicht zur Entwicklung aus den Sturmstellungen. 
In den Karpathen wurden russische Vorstöße gegen die Kammhöhe nordwestlich des Kukul und auf Stara Wipczyna zurückgeschlagen. 
An der Grenze von Siebenbürgen wurden rumänische Gefangene eingebracht.
Balkan-Kriegsschauplatz: 
An der Moglenafront setzten sich die Bulgaren in Besitz der Höhen südlich Zborsko, an der Ceganska Planina sind serbische Gegenstöße gescheitert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Reichskanzler im Großen Hauptquartier

Berlin, 28. August.
Der Reichskanzler ist ins Große Hauptquartier abgereist.
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Karte zum 1. Weltkrieg

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die ersten Grenzkämpfe mit den Rumänen

Wien, 28. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
An den südöstlichen und östlichen Grenzwällen Ungarns hat gestern abend unser neuer Feind Rumänien in meuchlerischem Überfall mit unseren Grenzposten die ersten Schüsse gewechselt. Am Roten Turm-Paß und in den Pässen südwestlich und südlich von Brasso sind heute früh beiderseits Vortruppen ins Gefecht getreten und die ersten rumänischen Gefangenen eingebracht worden. 
In den Karpathen wiesen wir nordwestlich des Kukulberges einen starken russischen Angriff unter schweren Feindverlusten ab. 
Auch nördlich von Mariampol endete ein gestern abend angesetzter Vorstoß für die Russen mit einem vollen Mißerfolg. Sie wurden überall, zum Teil im Gegenangriff, zurückgeschlagen und ließen viele Gefangene in unserer Hand. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Die Armee des Generalobersten v. Tersztyanszky vereitelte russische Angriffsversuche.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Am Cauriol wurde wieder heftig gekämpft. Nachdem ein Angriff des Feindes in unserem Geschützfeuer gescheitert war, gelang es abends einer italienischen Abteilung, mit starker Artillerieunterstützung in unsere Gipfelstellung einzudringen. Heute früh warf ein Gegenangriff den Feind wieder hinaus. 
An der küstenländischen Front wurde der Monte San Gabriele und die Gegend von Nova Vos von der italienischen Artillerie lebhaft beschossen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei den k. und. k. Streitkräften nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Ein Armeebefehl Erzherzog Friedrichs

Wien, 28. August.
Heute ist folgender Armeeoberkommandobefehl erlassen worden:
Soldaten! Kriegskameraden! Ich habe Euch mitteilen lassen, daß in der Reihe unsern Gegner ein neuer Feind aufgetaucht ist: das Königreich Rumänien. Euer ehrlicher Soldatensinn wird für diesen räuberischen Überfall das richtige Maß an Verachtung finden. Wir haben in den vergangenen Jahren manche schwere Stunde überwunden, wir werden auch den neuen Strauß in Ehren durchkämpfen, unserem Eidschwur zu den Fahnen des Allerhöchsten Kriegsherrn getreu! Gott mit Euch!

Erzherzog Friedrich, Feldmarschall. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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