Der Weltkrieg am 23. September 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neue Schlacht an der Somme

Rumänische Niederlage bei Hermannstadt

Großes Hauptquartier, 23. September. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Nördlich der Somme hat die Schlacht von neuem begonnen. Nach dauernder Steigerung des Artilleriefeuers griffen die Franzosen die Linie Combles-Rancourt an. Sie hatten keinen Erfolg; ebensowenig die Engländer, die bei Courcelette vorzubrechen versuchten. Nachträglich ist gemeldet, daß in der Nacht zum 22. September englische Teilangriffe bei dem Gehöft Mouquet und bei Courcelette abgeschlagen wurden. 
Wir haben im Luftkampf nördlich der Somme 11 feindliche Flugzeuge abgeschossen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei Korytnika scheiterten starke russische Angriffe. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
In den Karpathen flauten die Kämpfe ab. Einzelne feindliche Vorstöße blieben erfolglos. 
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Beiderseits von Hermannstadt (Nagy-Szeben) griffen etwa 2 rumänische Divisionen an. Sie wurden von unseren Sicherungsabteilungen unter sehr erheblichen blutigen Verlusten abgewiesen; bei Gegenstößen nahmen wir 3 Offiziere, 526 Mann gefangen. Bei Szt. Janoshegy wurden die eigenen Postierungen nachts zurückgenommen. 
Der Vulkanpaß ist von uns genommen und gegen feindliche Wiedereroberungsversuche behauptet. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
In der Dobrudscha sind rumänische Vorstöße in der Nähe der Donau und südwestlich von Topraisar abgeschlagen. 
Mazedonische Front: 
Vergebliche feindliche Angriffsversuche und stellenweise lebhafte Artillerietätigkeit.   Das Gelände südlich  der Belasitza Planina bis zum Krusa ist vom Gegner geräumt.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
1)

 

Verhandlungen über die Heimkehr des 4. griechischen Armeekorps

Berlin, 23. September.
Der griechische Gesandte hat in mündlicher, vertrauensvoller Aussprache mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts zu erkennen gegeben, daß es seiner Regierung lieb wäre, wenn die nach Deutschland übergeführten griechischen Truppen bald nach der Schweiz geleitet würden, um von dort auf einem noch zu vereinbarenden Wege nach Griechenland befördert zu werden. Im Einvernehmen mit der Obersten Heeresleitung hat der Staatssekretär dem Gesandten erwidert, daß Deutschland die griechischen Truppen in loyaler Beobachtung der mit ihrem Befehlshaber getroffenen Vereinbarung lediglich als Gäste betrachte und daher grundsätzlich gern bereit sei, dem Wunsche der griechischen Regierung entgegenzukommen. Wir müßten jedoch tatsächliche und wirksame Sicherheiten dafür erhalten, daß die in den deutschen Schutz aufgenommenen Truppen von der Entente nicht unterwegs ihrem Vaterlande entzogen oder für ihre neutralitätstreue Gesinnung und Betätigung gestraft würden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Gipfel des Monte Cimone gesprengt

Wien, 23. September. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front gegen Rumänien: 
Der Vulkanpaß ist vom Feind gesäubert. Bei Nagy-Szeben (Hermannstadt) wurde der Angriff zweier rumänischer Divisionen abgeschlagen; es blieben 3 Offiziere und 526 Mann in unserer Hand. Südlich von Holczmany (Holzmengen) drückte der Gegner unsere Sicherungstruppen etwas zurück. 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
An der Dreiländerecke südlich von Dorna Watra warfen wir rumänische Abteilungen durch Gegenstoß. Sonst wurde nur südwestlich des Gestütes von Luczina und im Ludowagebiet stärker gekämpft. 
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Aus dem Bereich des Generalobersten v. Böhm-Ermolli ist nachträglich gemeldet, daß am 19. September ein österreichisch-ungarischer Kampfflieger zwei Flugzeuge abgeschossen hat. 
Bei der Armee des Generalobersten v. Tersztyansky ruhte - von Geschützfeuer abgesehen - seit gestern vormittag der Kampf.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Auf der Karsthochfläche wurden mehrere Annäherungsversuche des Gegners abgewiesen. An der Dolomitenfront scheiterte ein feindlicher Nachtangriff auf unsere Stellungen am Hange des Monte Sief. 
Nördlich Arsiero sprengten unsere Truppen heute früh den am 24. Juli von den Italienern besetzten Gipfel des Monte Cimone in die Luft und nahmen dabei 13 Offiziere, 378 Mann gefangen. 
Ein Geschwader feindlicher Seeflugzeuge warf bei der Punta Salvore (südwestlich von Pirano) wirkungslos Bomben ab.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Bei den k. und. k. Streitkräften nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Ruhiger Tag in der Dobrudscha

Sofia, 23. September. 
Mazedonische Front: 
Auf der Höhe von Staraneretsch Kaplanina haben wir den Kamm des Gebirges südlich vom Dorfe Popil im Sturm genommen. Der Feind zog sich in Unordnung zurück und ließ eine große Zahl von Toten und Verwundeten zurück. In der Gegend von Lerin (Florina) Ruhe. Auf der Höhe von Kaimaktschalan heftiges beiderseitiges Artilleriefeuer und schwache Infanterietätigkeit. Im Moglenitzatale schwaches Artilleriefeuer. Unsere Artillerie zerstreute zahlreiche Ansammlungen des Feindes. Westlich vom Vardar schwaches Artilleriefeuer. Östlich davon war das Feuer heftiger, aber zeitweise unterbrochen. Am Fuße der Belasitza und an der Front der Struma schwaches beiderseitiges Artilleriefeuer. An der Agäischen Küste Ruhe. 
Front gegen Rumänien: 
Von der Donau nichts zu melden. In der Dobrudscha war der gestrige Tag etwas ruhiger. Ein Versuch des Feindes, gegen das Dorf Mustafazi vorzugehen, wurde durch unser erfolgreiches Artilleriefeuer und das Erscheinen unserer Kavallerie vereitelt. Der Feind kehrte auf demselben Wege um und zog sich in seine Stellungen zurück. An der übrigen Front entwickelten sich schwache Kämpfe der Vortruppen zu unseren Gunsten.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 23. September. 
Amtlicher Heeresbericht: 
An der Fellahiefront Infanteriefeuer und Handgranatenkampf auf beiden Seiten. 
Kaukasusfront: 
Auf dem rechten Flügel fanden Scharmützel und an einzelnen Stellen Artilleriekampf statt. Unsere Aufklärungspatrouillen machten eine Anzahl Gefangener. 
Bei der Zurückweisung starker Angriffe der rumänischen Truppen bei Enghez am 21. September wirkten unsere Truppen gleichfalls tatkräftig mit.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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