Der Weltkrieg am 13. Oktober 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT


Die Trümmer eines beim Einflug nach Süddeutschland am 12. Oktober 1916 vernichteten französischen Kampfflugzeugs

Der deutsche Heeresbericht:

Neuer Durchbruchsversuch an der Somme gescheitert

Großes Hauptquartier, 13. Oktober. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Ein neuer Durchbruchsversuch der Engländer und Franzosen ist zwischen der Ancre und der Somme vollkommen gescheitert. Mit einem Masseneinsatz an Artillerie und seiner durch frische Reserven verstärkten Infanterie glaubte der Feind sein Ziel erreichen zu müssen. Die tapferen Truppen der Generale Sixt von Armin, von Böhn und von Garnier behaupteten nach schwerem Kampfe unerschüttert ihre Stellungen. Die Hauptwucht der zahlreichen Angriffe richtete sich gegen die Front von Courcelette bis zum St. Pierre Vaastwalde. Mehrfach kam es zum erbitterten Handgemenge in unseren Linien mit dem vorübergehend eingedrungenen Gegner. Trotz sechsmaligen im Laufe des Tages mißlungenen Sturmes auf unsere Stellungen bei Sailly liefen die Franzosen hier nachts nochmals an; auch dieser Angriff wurde abgeschlagen, der Kampf nordwestlich des Ortes ist noch nicht abgeschlossen. Brandenburgische Infanterie empfing stehend nordwestlich von Gueudecourt dichte englische Kolonnen mit vernichtendem Feuer. 
Südlich der Somme wurden die französischen Angriffe zwischen Fresnes-Mazancourt und Chaulnes fortgesetzt. Sie erstickten meist schon in unserem Sperrfeuer. Um die Zuckerfabrik von Genermont entspannen sich wiederum hartnäckige Kämpfe; sie sind zu unseren Gunsten entschieden. Der Hauptteil von Ablaincourt ist nach hartem Ringen in unserem Besitz geblieben. Wir nahmen hier in den letzten Kämpfen etwa 200 Franzosen, darunter 4 Offiziere, gefangen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Östlich der Maas und in der Gegend westlich von Markirch (Vogesen) lebhafte Feuertätigkeit. Westlich von Markirch wurden französische Vorstöße abgeschlagen. 
Unsere Flieger griffen starke feindliche Geschwader auf dem Fluge nach Süddeutschland erfolgreich an und schossen, unterstützt durch Abwehrgeschütze, 9 Flugzeuge ab. Nach den vorliegenden Meldungen sind durch abgeworfene Bomben 5 Personen getötet, 26 verletzt. Der angerichtete Sachschaden ist gering, militärischer Schaden ist nicht entstanden. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Lage ist unverändert.
Kriegsschauplatz in Siebenbürgen: 
Görgeny- und das Mszekbecken, die obere und untere Csik sind vom Feinde frei. Die Verfolgung wird fortgesetzt. An der Straße Csik-Szereda-Gymespaß leistet der Gegner noch zähen Widerstand. In erfolgreichen Gefechten au den Grenzhöhen östlich und südöstlich von Kronstadt wurden l Offizier, 170 Mann gefangen genommen und 2 Geschütze erbeutet. 
Mazedonische Front: 
Beiderseits der Bahn Monastir-Florina lebhafte Artilleriekämpfe. Die serbischen Angriffe am Cernabogen hatten auch gestern deinen Erfolg. An der Strumafront Gefechte mit feindlichen Erkundungsabteilungen. Feindliches Feuer von Land und See her auf die Stellungen bei Orfano.

Der Erste Generalquartiermeister.
 Ludendorff.
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Feindlicher Fliegerangriff auf Süddeutschland

Berlin, 13. Oktober. 
Der im heutigen Heeresbericht erwähnte feindliche Geschwaderflug über Süddeutschland ist nach den vervollständigten amtlichen Meldungen folgendermaßen verlaufen: Am 12. Oktober 1916 zwischen 3 und 5 Uhr nachmittags stießen mehrere feindliche Flugzeuggeschwader, im ganzen 40 bis 50 Flugzeuge, in unser süddeutsches Heimatsgebiet vor. Die auf Donaueschingen, Allmannshofen, Hüfingen, Echweiler bei Neustadt, Haslach im Kinzigtal und Rottweil abgeworfenen Bomben richteten keinerlei militärischen Schaden an. Sie beschädigten in geringfügigem Umfange Privateigentum und verletzten einige Zivilpersonen leicht. In Tübingen fiel eine Bombe auf ein Reservelazarett, wobei 2 Kinder in dem benachbarten Garten erschlagen wurden. Außer den Kindern fielen den Angriffen in Tübingen und Oberndorf noch 7 Personen zum Opfer. Die Zahl der Verletzten beträgt im ganzen 26. Von den angreifenden Flugzeugen sind 9, darunter ein englisches, durch unsere Flieger und unser Abwehrfeuer zum Absturz gebracht worden. Der Feind hat mithin bei dem erneuten Angriff auf friedliche deutsche Ortschaften seinen militärisch belanglosen Erfolg mit einem recht empfindlichen eigenen Verlust bezahlen müssen.
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Ein französischer Kreuzer versenkt

1000 Mann mit der versenkten "Gallia" ertrunken

Von Arnauld de la Perière

Berlin, 13. Oktober. 
Eines unserer Unterseeboot hat im Mittelmeer am 2. Oktober den als Unterseebootsjäger gebauten französischen kleinen Kreuzer "Rigel" durch zwei Torpedoschüsse und am 4. Oktober den französischen Hilfskreuzer "Gallia" durch einen Torpedoschuß versenkt. Von den an Bord der "Gallia" befindlichen serbischen und französischen Truppen, die sich auf dem Wege nach Saloniki befanden, sind etwa 1000 Mann umgekommen. Das Schiff sank innerhalb 15 Minuten. 

  Der Chef des Admiralstabs der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Schwere italienische Verluste im Karst

Wien, 13. Oktober. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Die Kämpfe im Raume von Brasso (Kronstadt) nehmen einen günstigen Verlauf. Gestern wurde 1 rumänischer Offizier, 170 Mann und 2 Geschütze eingebracht. An der siebenbürgischen Ostgrenze haben unsere Truppen den Feind aus den Tälern des oberen Olt und der oberen Maros in die Grenzgebirge zurückgeworfen. Nördlich von Kirlibaba wurde ein russischer Vorstoß im Handgranatenkampf abgeschlagen. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Angriffstätigkeit der Italiener an der küstenländischen Schlachtfront war gestern schwächer als in den vorhergegangenen Tagen schweren Kampfes. Alle Versuche des Feindes, über seine Linie zwischen San Grado di Merna und Nova Vas vorzubrechen. scheiterten in unserem Feuer. Nachmittags griff die durch Bersaglieri verstärkte 25. Infanteriedivision unsere Stellungen nördlich von Lokvica an. Dieser Vorstoß brach unter schwersten Verlusten zusammen. Nur wenig Leute kamen zurück. Das Laibacher Landwehr-Infanterieregiment Nr. 27 und Abteilungen des Infanterieregiments Nr. 46 verdienten sich hier durch ihre Tapferkeit besonderes Lob. Ebenso fruchtlos wie am Nordabschnitte der Karsthochfläche waren auch wiederholte Anstrengungen des Feindes am Südflügel und nördlich der Wippach gegen den Biglia und Vertoiba. Am Pasubio schlugen unsere Truppen zwei Angriffe auf den Roiterücken ab. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Ein italienisches Luftgeschwader belegte gestern Cavaja mit Bomben; es wurden mehrere Frauen und Kinder getötet. Ein zur Verfolgung aufgestiegener österreichisch-ungarischer Kampfflieger schoß zwischen der Skumbi- und Senenimündung ein Caproniflugzeug ab. Apparat leicht havariert. Zwei Insassen tot, drei geflüchtet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See:
Am 12. Oktober nachmittags hat eines
unserer Seeflugzeuggeschwader die vom Feinde besetzten Adriawerke in Monfalcone sehr wirkungsvoll mit Spreng- und Brandbomben belegt. In den Abendstunden des gleichen Tages griff ein anderes Seeflugzeuggeschwader die militärischen Objekte von Selz, Vermigliano, den Innenhafen von Grado, sowie neuerdings Monfalcone und die Adriawerke mit sehr gutem Erfolg an. Trotz heftigster Beschießung kehrten alle Flugzeuge unversehrt zurück.

  Flottenkommando. 1)

 

Sperre des norwegischen Fahrwassers für U-Boote Kriegführender

Kristiania, 13. Oktober. (Meldung vorn Norsk Telegram-Burean.)
Eine königliche Verordnung von heute bestimmt: U-Boote, für den Kriegsgebrauch ausgerüstet und einer kriegführenden Macht angehörend, dürfen sich im norwegischen Fahrwasser nicht bewegen oder aufhalten. Wird dieses Verbot übertreten, so laufen sie Gefahr, mit Waffengewalt angegriffen zu werden. Das Verbot hindert nicht, daß ein U-Boot wegen schweren Wetters oder Havarie norwegisches Gebiet aufsucht, um Menschenleben zu retten. Das Fahrzeug soll dann innerhalb des Gebietes in Oberwasserstellung gehalten werden und die Nationalflagge und das internationale Signal für die Veranlassung seiner Anwesenheit gehißt haben. Das Fahrzeug soll das Gebiet verlassen, sobald der Grund, der seine Anwesenheit veranlaßt hat, fortfällt.
Andere U-Boote als die genannten dürfen in norwegisches Gebiet auch nicht einfahren, außer bei hellem Tage, bei sichtigem Wetter, in Oberwasserstellung und mit gehißter Nationalflagge. Ein fremdes U-Boot, das im norwegischen Fahrwasser sich bewegt, muß wegen der Schwierigkeiten, zwischen den verschiedenen Arten von U-Booten zu unterscheiden, selbst die Gefahr auf sich nehmen für jeden Schaden oder für Vernichtung, die die Verwechselung verursacht. Die Verordnung tritt am 20. Oktober in Kraft.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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