Der Weltkrieg am 20. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Nanesti am Sereth erstürmt

Großes Hauptquartier, 20. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Bei Wytschaete und westlich La Bassée wurden heute nacht angreifende englische Patrouillen abgewiesen. 
Zwischen Doller und Rhein-Rhone-Kanal angesetzte Erkundungsunternehmungen sind von württembergischen Truppen erfolgreich durchgeführt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
In den Ostkarpathen, nordöstlich Belbor, griffen mehrfach kleinere russische Abteilungen unsere Stellungen erfolglos an. An einer Stelle überraschend eingedrungener Feind wurde im Handgemenge zurückgeworfen. Nördlich des Susitatals erneuerten die Rumänen an denselben Stellen wie tags zuvor ihre verzweifelten Angriffe. Fünfmal wurden sie nach schwerem Kampf blutig abgewiesen. Außer mehreren hundert Toten, die vor unseren Stellungen liegen, verlor der Angreifer 400 Gefangene.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Starkes Schneetreiben und schlechte Beleuchtung behindert die Tätigkeit unserer Artillerie. Trotzdem wurde der am Sereth gelegene Ort Nanesti von deutschen Truppen gestern im Sturm genommen.
Mazedonische Front:
Tag und Nacht verliefen ruhig.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Nichts Neues an der Westfront

Berlin, 20. Januar, abends. (Amtlich.)
An der Westfront keine besonderen Ereignisse.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 20. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der Ort Nanesti westlich von Nomoloasa ist durch deutsche Regimenter erstürmt worden.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Nördlich des Susitatals sandten auch gestern die Russen und Rumänen ihre Truppen zum Angriff vor. Alle fünf Anstürme scheiterten, wobei der Feind außer schweren blutigen Verlusten 400 Gefangene einbüßte. Nordöstlich von Belbor wurden russische Erkundungstrupps abgewiesen; bei Valeputna unternahmen unsere Aufklärungsabteilungen einen Überfall auf die feindlichen Feldwachen.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine Änderung.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Die Fahrt der unbekannten "Möwe II"

London, 20. Januar.
Das Reutersche Bureau meldet aus Rio de Janeiro, der Marineminister habe in einer Unterredung erklärt, daß der Dampfer "Hudson Maru" als deutsches Schiff betrachtet und deshalb nicht in Pernambuco interniert werde. Er werde als deutsche Prise dortbleiben.
Der "Times" wird aus Pernambuco vom 18. Januar gemeldet: Der Dampfer "Dramatist" kam am 18. Dezember in einer Entfernung von sieben Meilen in Sicht des deutschen Handelskreuzers. Das deutsche Schiff kam längsseits, hißte die deutsche Kriegsflagge und signalisierte: "Sofort stoppen." Gleichzeitig wurde ein Teil der Verschanzung am Vorderdeck niedergelassen, hinter der zwei Geschütze von zweieinhalb Zoll sichtbar wurden, die auf den "Dramatist" gerichtet waren. Dieser stoppte und ergab sich. Hierauf kamen bewaffnete Mannschaften an Bord des "Dramatist". Die Offiziere und ein Teil der Besatzung des letzteren wurden nach dem Handelskreuzer gebracht, der Rest der Besatzung blieb bis abends, als das Schiff mit Sprengstoffen zum Sinken gebracht wurde, an Bord. Später wurde die ganze Besatzung mit Aufnahme von 27 indischen Heizern und 237 Mann von anderen versenkten Schiffen auf den "Hudson Maru" gebracht. Wenn ein Schiff in Sicht kam, mußten alle, die sich an Bord befanden, in den Schiffsraum gehen, und es wurden die wasserdichten Schotten über ihnen geschlossen. Vor den Schotten wurde eine bewaffnete Wache aufgestellt.
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Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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