Der Weltkrieg am 19. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Gescheiterte feindliche Angriffe bei Marasti

Großes Hauptquartier, 19. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Patrouillen führten an mehreren Stellen erfolgreiche Unternehmungen durch.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Die in den letzten Tagen regere Gefechtstätigkeit flaute wieder ab.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Nördlich des Susitatals in der Gegend von Marasti scheiterten gegen unsere Höhenstellungen unternommene Angriffe unter schweren Verlusten für den Feind.
Mazedonische Front:
Der Vorstoß einer englischen Kompagnie gegen Serres wurde leicht abgewiesen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Keine besonderen Ereignisse

Berlin, 19. Januar. (Amtlich.)
Von keiner Front sind bisher besondere Ereignisse gemeldet.
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Reiche Beute eines deutschen Hilfskreuzers 

Der englische Dampfer " Yarrowdale" nach Swinemünde eingebracht

Berlin, 19. Januar. (Amtlich.)
Am 31. Dezember 1916 ist der englische Dampfer "Yarrowdale" (4600 Brutto-Registertonnen) als Prise in den Hafen von Swinemünde eingebracht worden. Der Dampfer hatte ein deutsches Prisenkommando in Stärke von 16 Mann und 469 Gefangene, nämlich die Besatzungen von einem norwegischen und sieben englischen Schiffen, an Bord, die von einem unserer Hilfskreuzer im Atlantischen Ozean aufgebracht waren. Die Ladung der aufgebrachten Schiffe bestand vorwiegend aus Kriegsmaterial, das von Amerika kam und für unsere Feinde bestimmt war, und aus Lebensmitteln, darunter 6000 t Weizen, 2000 t Mehl, ferner aus 1900 Pferden.
Der eingebrachte Dampfer "Yarrowdale" hatte 117 Lastautomobile, 1 Personenautomobil, 6300 Kisten Gewehrpatronen, 30000 Rollen Stacheldraht, 3300 t Stahl in Knüppeln, außerdem viel Fleisch, Speck und Wurst an Bord. Von den versenkten Dampfern waren drei englische bewaffnet. Unter den Besatzungen der aufgebrachten Schiffe befinden sich insgesamt 103 Angehörige neutraler Staaten, die ebenso wie die feindlichen Staatsangehörigen in Kriegsgefangenschaft abgeführt sind, soweit sie auf den bewaffneten feindlichen Dampfern Heuer genommen hatten. Führer des Prisenkommandos war der Offizierstellvertreter Badewitz. Die Einbringung der Prise "Yarrowdale" wurde bisher aus militärischen Gründen geheim gehalten. Diese sind, nachdem die Erklärung der britischen Admiralität vom 17. Januar 1917 erschienen ist, fortgefallen. Bemerkenswert ist, daß die englische Admiralität sich erst dann entschlossen hat, die bereits längere Zeit zurückliegenden Verluste dem englischen Publikum bekanntzugeben, als diese durch das Einlaufen der japanischen Prise "Hudson Maru" in einen brasilianischen Hafen auch dem neutralen Ausland bekannt geworden waren.
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Der geheimnisvolle deutsche Hilfskreuzer im Atlantik - Eine "Möwe II"?

Bern, 19. Januar.
"Progres de Lyon" meldet aus Rio de Janeiro:
Ein deutsches Schiff vom Typ der "Möwe" versenkte eine große Anzahl Schiffe. Der japanische Dampfer "Hudson Maru", der die Besatzungen der versenkten Schiffe an Bord nehmen mußte, wurde von dem deutschen Fahrzeug gezwungen, bis zum 12. Januar in seinem Fahrwasser zu bleiben. Erst dann wurde dem "Hudson Maru" gestattet, nach Pernambuco zu fahren, wo er am 15. Januar eintraf. Der Hafenkapitän von Pernambuco wurde benachrichtigt, daß Mannschaften anderer versenkter Schiffe, 441 Mann an der Zahl, demnächst durch den Dampfer "Yarrowdale" gelandet werden sollten. Der Dampfer "Theodor", der von dem deutschen Schiffe gekapert worden sei, sei bewaffnet worden und werde ähnlich wie die "Appam" benutzt.
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Die Versenkung des englischen Linienschiffes "Cornwallis"


Kapitänleutnant Kurt Hartwig

Berlin,19. Januar.
Eines unserer Unterseeboote, Kommandant Kapitänleutnant Hartwig, hat am 9. Januar 60 Seemeilen südöstlich von Malta das durch leichte Streitkräfte gesicherte englische Linienschiff "Cornwallis" (14200t) versenkt.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gelungene Vorstöße an der Karst-Front

Wien, 19. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Der Feind richtete gestern nachmittag heftige Angriffe gegen unsere Stellungen zwischen dem Susita- und Casinutal, die in unserem Feuer restlos scheiterten. In Wolhynien hat die Gefechtstätigkeit wieder abgenommen.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im nördlichen Abschnitt der Karstfront brachten unsere Truppen von gelungenen Unternehmungen gegen die feindlichen Vorstellungen 4 Offiziere, 120 Mann als Gefangene und 1 Maschinengewehr ein.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts von Belang.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 19. Januar.
Mazedonische Front:
Nur an einzelnen Abschnitten der Front Artilleriefeuer, das mit Einbruch der Nacht bei dem Dorfe Tarnowo nordwestlich von Bitolia besonders heftig wurde.
Rumänische Front:
Artillerie- und Infanteriefeuer auf beiden Ufern der Donau zwischen Isaccea und Mahmoudi.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 19. Januar.
Östlich von Kut el Amara griff der Feind nach Artillerievorbereitung von mehreren Stunden dreimal einen Teil unserer Stellung an. Alle diese Angriffe blieben ergebnislos, und der Feind erlitt große Verluste. Unsere Mannschaften der freiwilligen Kavallerie griffen eine Brigade feindlicher Kavallerie an, die sich auf dem Marsche befand. Der Feind erlitt große Verluste. Unsere freiwilligen Reiter nahmen außerdem dem Feinde 3 Maschinengewehre ab und schossen ein englisches Flugzeug nieder. Die Trümmer des Flugzeuges befinden sich in unserem Besitz.
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel wiesen wir Angriffe zurück, die eine feindliche Kompagnie auf unsere Vorposten unternahm.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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