Der Weltkrieg am 5. März 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die französische Stellung am Caurières-Wald erstürmt

Großes Hauptquartier, 5. März. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Bei klarer Sicht war an vielen Stellen der Front die Gefechtstätigkeit gegen die Vortage gesteigert. 
Nördlich der Somme griffen die Engländer nach starkem Feuer südlich des St. Pierre Vaast-Waldes an. Nach hartem Kampf blieb ein Grabenstück am Wege Bouchavesnes - Moislaine in ihrer Hand; im übrigen wurden sie zurückgeworfen. 
Auf dem Ostufer der Maas nahmen unsere Truppen die französische Stellung am Caurières-Wald in etwa 1500 Meter Breite im Sturm und wiesen nächtliche Gegenstöße ab. Auch an der Südostecke des Fosses-Waldes wurde den Franzosen ein wichtiger Geländepunkt entrissen. 
Neben den blutigen Verlusten, die durch unsere über die gewonnenen Linien vorgehenden Erkunder festgestellt wurden, büßte der Feind 6 Offiziere, 572 Mann an Gefangenen, 16 Maschinen- und 25 Schnelladegewehre an Beute ein. 
In sehr zahlreichen Luftkämpfen verloren die Gegner gestern 18 Flugzeuge, eins durch Abschuß von der Erde; unser Verlust beträgt 4 Flugzeuge.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front blieb die Kampftätigkeit gering.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Schneefall und strenge Kälte

Berlin, 5. März, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei Schneefall, im Osten bei strenger Kälte keine besonderen Ereignisse.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Patrouillenvorstoß bei Tolmein

Wien, 5. März. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts zu melden.

Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der küstenländischen Front war das Artillerie- und Minenwerferfeuer nach Aufheiterung des Wetters wieder lebhafter. Abends beschossen die Italiener Costanjevica besonders heftig. Nächst Dolje bei Tolmein stießen Patrouillen des Infanterieregiments Nr. 37 bis in einen rückwärtigen Laufgraben des Feindes vor, überwältigten die Besatzung und brachten ohne eigenen Verlust 10 Gefangene zurück. An der Tiroler Ostfront griffen die Italiener nördlich des San Pellegrino-Tales gegen Cima di Costabella an. Nach wechselvollem Kampfe gelang es ihnen, eine Vorstellung in Besitz zu nehmen. Der Kampf ist noch nicht abgeschlossen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Die Antwort Österreich-Ungarns an Wilson

Wien, 5. März.
Der Minister des Äußeren hat dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika ein Aide-Mémoire übergeben. Darin wird darauf hingewiesen, daß gerade der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in Worten, die in der Geschichte des Völkerrechts fortleben werden, dargetan hat, daß die von England unter dem Namen "Blockade" verhängte Sperre über die Küsten der Nordsee in grellstem Widerspruch zu den hergebrachten und durch internationale Verträge festgelegten Normen des Blockaderechtes stehe.
Weiter heißt es: "Im ganzen Verlaufe des Krieges haben die österreichisch-ungarischen Kriegsschiffe nicht ein einziges feindliches Handelsschiff ohne vorherige, wenn auch generelle Warnung vernichtet. Den Grundsätzen der Menschlichkeit entspricht es besser, die Personen durch eine rechtzeitig erlassene Warnung von der Benutzung gefährdeter Schiffe abzuhalten als ihre Rettung auf See dem blinden Ungefähr anheimzustellen. Die k. u. k. Regierung hat sich nicht davon überzeugen können, daß Angehörige neutraler Staaten ein Recht darauf besitzen, auf feindlichen Schiffen unbehelligt zu reisen. Der Grundsatz, daß die Neutralen auch in Kriegszeiten die Vorteile der Meeresfreiheit genießen, gilt nur für neutrale Schiffe, nicht für neutrale Personen an Bord feindlicher Schiffe. Niemals ist auch nur der leiseste Zweifel darüber wach geworden, daß neutrale Staatsangehörige allen Schaden selbst zu tragen haben, den sie dadurch erleiden, daß sie zu Lande ein Gebiet betreten, wo kriegerische Operationen stattfinden. Es liegt kein Grund vor, für den Seekrieg eine andere Norm gelten zu lassen. Die k. u. k. Regierung darf feststellen, daß sie mit der Bundesregierung im Wesen eines Sinnes ist. Sie würde es begrüßen, wenn sich das Washingtoner Kabinett geneigt fände, sie in ihrem von wärmster Menschenfreundlichkeit getragenen Bestreben, amerikanische Bürger vor Gefährdung auf See zu bewahren, durch Belehrungen und Warnung seiner Schutzbefohlenen zu unterstützen. Die Bewaffnung von Handelsfahrzeugen, auch nur zur Verteidigung gegen die Ausübung des Beuterechtes, ist im modernen Völkerrecht nicht begründet."
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Wilson über die Möglichkeit des Krieges mit Deutschland


Wilson

Washington, 5. März. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
In der heutigen Inaugural-Adresse sagte Wilson:
Von Anfang an hat der Krieg unvermeidlicherweise unserem Geiste, unserer Industrie, unserem Handel und unserer Politik einen Stempel aufgedrückt. Es war unmöglich, ihm gleichgültig oder unabhängig gegenüberzustehen. Trotz vieler Meinungsverschiedenheiten sind wir einander näher gebracht worden. Man hat uns zur See großes Unrecht zugefügt. Wir haben aber nicht den Wunsch gehabt, mit Unrecht und Beleidigungen zu antworten. Obwohl einige uns zugefügte Übel unerträglich wurden, sind wir uns stets bewußt gewesen, daß wir nichts für uns selbst wünschen, was wir nicht für die ganze Menschheit zu fordern bereit wären, nämlich rechtschaffenes Handeln (fair dealing) Gerechtigkeit, die Freiheit zu leben, und Schutz vor organisiertem Unrecht. In diesem Geiste und mit diesem Gedanken sind wir mehr uns mehr zu der Überzeugung gelangt, daß unsere Aufgabe die sein muß, für die Erhaltung und Stärkung des Friedens zu arbeiten. Wir mußten uns bewaffnen, um unseren Anspruch auf ein gewisses Mindestmaß von Recht und Freiheit des Handelns durchzusetzen. Wir stehen fest in bewaffneter Neutralität, weil es scheint, daß wir auf keine andere Weise zum Ausdruck bringen können, worauf wir bestehen und was wir nicht missen können. Es kann sogar sein, daß wir durch die Umstände zu einer aktiven Verteidigung unserer Rechte und zu einer mehr unmittelbaren Teilnahme an dem großen Kampfe selbst veranlaßt werden. Aber nichts wird unsere Ideen oder unseren Zweck ändern. Wir wünschen nichts, was nur auf Kosten eines anderen Volkes erreicht werden kann. Wir sind nicht länger Provinzler. Die tragischen Ereignisse dieser Monate eines Kampfes auf Leben und Tod haben uns zu Weltbürgern gemacht. Wir können nicht zurück. Unser eigenes Geschick als Nation steht auf dem Spiel. Das folgende ist es, wofür wir einstehen: daß alle Nationen gleichviel Interesse am Weltfrieden und an der politischen Stabilität der freien Völker haben und dafür in gleichem Maße verantwortlich sind, daß das wichtigste Prinzip des Friedens wirkliche Gleichheit der Völker in allen Rechtsfragen ist, daß der Friede sich nicht sicher und gerechterweise auf ein scheinbares Rechtsgleichgewicht stützen kann, daß die Regierungen alle gerechte Macht (wörtlich just power) von der Zustimmung der Regierten ableiten, daß die Meere gleich frei und sicher für alle Völker sein sollten nach Gesetzen, die durch gemeinsames Abkommen festgesetzt sind, daß die Rüstungen der Völker auf die innere Ordnung eines Volkes und die häusliche Sicherheit beschränkt werden sollten; daß es die Pflicht jedes Volkes ist, darauf zu achten, daß jeder Versuch, in anderen Ländern einer Revolution beizustehen, streng und wirksam unterdrückt und verhindert werde.
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Der 1. Weltkrieg im März 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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