Der Weltkrieg am 6. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Über 9600 Russen bei Toboly am Stochod gefangen


Richthofen

Großes Hauptquartier, 6. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Der Artilleriekampf an der Artois-Front hat sich in den letzten Tagen bedeutend gesteigert. Besonders von Angres bis zum Südufer der Scarpe lag gestern in Zeitwellen starkes Feuer aller Kaliber auf unseren Stellungen. Mehrfach vorstoßende englische Erkundungsabteilungen wurden von unserer Grabenbesatzung zurückgeschlagen. 
Auch an der Aisne-Front kam es im Anschluß an unser gestern gemeldetes, in dem beabsichtigten Umfange voll geglücktes Unternehmen bei Sapigneul, nördlich von Reims, zu lebhaftem Feuerkampf. Wir haben dort 15 Offiziere, 827 Mann gefangen, 4 Maschinengewehre und 10 Minenwerfer mit viel Munition erbeutet. Ein französischer Gegenangriff zwischen Sapigneul und La Neuville ist abgewiesen worden. 
Auf dem Westufer der Maas schwoll in den Mittagsstunden das Geschützfeuer vorübergehend an. 
Klares Wetter führte bei Tage und bei Nacht zu sehr reger Aufklärungs- und Angriffstätigkeit der Flieger und zu zahlreichen Luftkämpfen. Ein bis Douai vorgedrungenes englisches Geschwader von 4 Flugzeugen wurde durch eine unserer Jagdstaffeln angegriffen und vernichtet. Alle 4 Flugzeuge liegen hinter unseren Linien; Oberleutnant Freiherr v. Richthofen hat davon 2 als seinen 35. und 36. Gegner abgeschossen. Außerdem verlor der Feind 8 Flugzeuge im Luftkampf, 2 durch Abschuß von der Erde. Von uns werden 3 Flugzeuge vermißt. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Südlich von Riga, bei Illuxt, Toboly, an der Zlota Lipa und Narasowka sowie südlich von Stanislau setzte die russische Artillerie beträchtliche Mengen von Munition zur Wirkung gegen unsere Stellungen ein. Ein nach Minensprengung gegen die Höhe Popielicha (südwestlich von Brzezany) vorbrechender Angriff der Russen scheiterte. 
Bei Wegnahme des russischen Brückenkopfes von Toboly am Stochod am 3. April fielen in unsere Hand: 130 Offiziere, über 9500 Mann, 15 Geschütze und etwa 150 Maschinengewehre und Minenwerfer sowie viel Kriegsgerät allerart. 
Mazedonische Front: 
In der Osthälfte des Cerna-Bogens nahm zeitweilig die Artillerietätigkeit zu. Im Wardartale wurden durch Bombenabwurf unserer Flieger umfangreiche Munitionslager zur Entzündung gebracht.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Starker Artilleriekampf an der Artois- und Aisne-Front

Berlin, 6. April, abends. (Amtlich.)
An der Artois- und in mehreren Abschnitten der Aisne-Front starker Artilleriekampf. 
In Reims aufgestellte Batterien, dort erkannte Befestigungsarbeiten und Verkehr sind von uns wirkungsvoll beschossen worden. 
Im Osten rege russische Feuertätigkeit.
1)

 

Weitere 134000 Tonnen versenkt

Berlin, 6. April.
Seit den am 30. März veröffentlichten U-Boot-Erfolge sind nach den bis heute eingegangenen Sammelmeldungen weiterhin insgesamt 134000 Brutto-Registertonnen von unseren U-Booten versenkt worden.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Wie wir an zuständiger Stelle erfahren, hat die Bewaffnung der feindlichen Handelsschiffe weiter zugenommen, die Erfolge unserer U-Boote haben jedoch hierunter in keiner Weise gelitten. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 6. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Bei der vorgestern gemeldeten Eroberung des Stochod-Brückenkopfes Toboly nahmen wir 130 russische Offiziere und über 9500 Mann gefangen. Es wurden 15 Geschütze, etwa 150 Maschinengewehre und Minenwerfer und große Mengen an Kriegsgerät erbeutet. 
Gestern vielfach lebhafter Geschützkampf und sehr rege Fliegertätigkeit. An der ostgalizischen Front schoß einer unserer Flieger ein feindliches Flugzeug ab. 
An der Narajowka wurde ein Versuch der Russen, nach Minensprengung anzugreifen, im Keime erstickt.
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

Ereignisse zur See: 
Mehrere Geschwader unserer Seeflugzeuge haben in der Nacht des 4. April die militärischen Objekte und besonders die Flugzeughangars in Grado und Gorgo mit zahlreichen schwersten und schweren Bomben erfolgreich belegt. Mehrere Volltreffer in den Hangars konnten festgestellt werden. Eines der Seeflugzeuge ist nicht zurückgekehrt; die übrigen sind alle wohlbehalten in ihren Standorten eingetroffen. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 6. April. 
Mazedonische Front: 
In der Osthälfte des Cerna-Bogens und im Westen des Dojransees war das Artilleriefeuer lebhafter. An den übrigen Teilen der Front nur schwache Artillerietätigkeit. Bei dem Dorfe Kalinovo zwischen Wardar und Doiransee wurde ein feindliches Flugzeug zum Landen gezwungen. 
Rumänische Front: 
Im Osten von Tulcea schwaches Artilleriefeuer.

 

Der Kriegsantrag vom amerikanischen Repräsentantenhause angenommen

Washington, 6. April. (Reuter.)
Das Repräsentantenhaus hat den Kriegsantrag mit 375 Stimmen gegen 50 Stimmen angenommen.
1)

 

Unterzeichnung der Kriegsresolution durch Wilson


US-Präsident Woodrow Wilson

Washington, 6. April. Reuter meldet:
Präsident Wilson hat den Kriegsantrag sowie eine Proklamation über den Kriegszustand mit Deutschland unterzeichnet.
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Beschlagnahme der deutschen Schiffe in amerikanischen Häfen

London, 6. April.
Reuter meldet aus New York:
Die deutschen Schiffe in New York, Boston, Baltimore und New London sind beschlagnahmt worden. Diese Maßnahme wird wahrscheinlich auf alle Häfen ausgedehnt werden, in denen deutsche Schiffe liegen. deren Zahl insgesamt 91 beträgt.

Washington, 6. April. (Reuter.)
Das Justizdepartement hat Haftbefehle gegen etwa 65 Deutsche erlassen. Ungefähr 100 deutsche Schiffe sind in verschiedenen Häfen in Beschlag genommen. Die Mobilisierung von Heer und Flotte und der neuen Küstenpatrouille von Motorbooten ist angeordnet worden.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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