Der Weltkrieg am 21. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die erbitterten Kämpfe an der Aisne und in der Champagne

Großes Hauptquartier, 21. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Erkundungsvorstöße im Ypernbogen brachten eine Anzahl Gefangener und Beute an Grabenwaffen ein. Die allmähliche Steigerung der Feuertätigkeit zwischen Loos und der Bahn Arras-Cambrai hält an. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Truppen aller deutschen Stämme vollführten auf dem gewaltigen Schlachtfelde an der Aisne und in der Champagne im Kampf Mann gegen Mann wie in bis zum Tode getreuen Ausharren bei schwerstem Feuer täglich und stündlich Heldentaten. Der Heeresbericht kann sie nicht einzeln nennen. 
Gestern vormittag wurde durch Stoßtrupps die ehemalige Zuckerfabrik südlich von Cerny vom Feinde gesäubert; weiter östlich, an der Hurtebise-Ferme, schlugen unsere Truppen französische Teilangriffe ab. Am Brimont wurden französisch-russische Sturmtruppen verlustreich zurückgewiesen. 
In den Nachmittagsstunden setzte an der ganzen Aisnefront und in der Champagne wieder starker Artilleriekampf ein. Heftige Angriffe entwickelten sich bei Braye, von der Hochfläche von Paissy bis in die Senke östlich von Craonne und zwischen Prosnes und der Suippesniederung. Am Chemin des Dames brach der feindliche Sturm im Feuer, an einzelnen Stellen im Nahkampf zusammen. In der Champagne scheiterten die Angriffe vor unseren Stellungen. 
Nördlich von Reims und in den Argonnen brachen unsere Sturmtrupps in die feindlichen Linien und kehrten mit Gefangenen zurück. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Östlich von St. Mihiel verlief ein Unternehmen nach Wunsch; auch dort blieben mehrere Franzosen gefangen in unserer Hand. 
Ungünstiges Wetter der letzten Tage schränkte die Flugtätigkeit ein. Seit dem 17. April sind in Luftkämpfen 7, durch Abwehrkanonen 3 feindliche Flugzeuge abgeschossen worden. 
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front ist bei meist geringer Gefechtstätigkeit die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Starker Feuerkampf nördlich der Scarpe

Berlin, 21. April, abends. (Amtlich.)
Bei Arras starker Feuerkampf nördlich der Scarpe. An der Aisne-Champagne-Schlachtfront im ganzen geringere Tätigkeit, die bei Braye, Hurtebise Fe. und nordwestlich Auberive zeitweilig zunahm.
Im Osten nichts Neues.
1)

 

Telegramm des Kaisers an den Kronprinzen

Berlin, 21. April. (Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser richtete anläßlich der siegreich abgewehrten Angriffe an der Aisne und in der Champagne folgendes Telegramm an Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen:

Die Deinem Befehl unterstellten Truppen aller deutschen Stämme haben, in stahlhartem Willen und kraftvoll geführt, den großen französischen Durchbruch an der Aisne und in der Champagne zum Scheitern gebracht. Die Infanterie hat auch dort wieder das Schwerste zu tragen gehabt und Großes in todesmutigem Ausharren und unwiderstehlichem Angriff dank der unermüdlichen Hilfe der Artillerie und der anderen Waffen geleistet.
Führern und Truppen übermittele Meinen und des Vaterlandes Dank!
Die Schlacht an der Aisne und in der Champagne ist noch nicht zu Ende. Alle, die dort kämpfen und bluten, sollen aber wissen, daß ganz Deutschland ihrer Taten gedenkt und mit ihnen festen Willens ist, den Daseinskampf bis zum siegreichen Ende durchzufechten. Das walte Gott!

  Wilhelm I. R. 1)

 

Scharfes Seegefecht im Kanal - Beschießung von Dover und Calais


Korvettenkapitän Gautier

Berlin, 21. April. (Amtlich.)
Leichte deutsche Streitkräfte sind in der Nacht vom 20. zum 21. April in den östlichen Kanal und gegen die Themse-Mündung vorgestoßen. Die Festungen Dover und Calais wurden auf nahe Entfernungen mit insgesamt 650 Schuß wirkungsvoll unter Feuer genommen. Calais war unbewacht; ein vor Dover angetroffenes Vorpostenfahrzeug wurde vernichtet. Als auf dem Rückmarsch kein weiterer Gegner gesichtet wurde, machten Teile unserer Streitkräfte unter Führung des Korvettenkapitäns Gautier Kehrt und nahmen nochmals Kurs auf den Kanalausgang. Hierbei stießen sie östlich von Dover auf eine größere Anzahl von englischen Zerstörern und Führerschiffen. Es kam zu scharfen Gefechten auf nächste Entfernungen; ein feindliches Führerschiff wurde durch Torpedoschuß versenkt, mehrere andere durch Artilleriefeuer schwer beschädigt, wahrscheinlich ist von den letzteren ebenfalls eins gesunken. Von unseren Torpedobooten sind "G 85" und "G 42" aus diesen Gefechten nicht zurückgekehrt und müssen als verloren gelten; alle übrigen Boote sind ohne Beschädigungen oder Verluste wieder eingelaufen. Ein südlich der Themse-Mündung vorgestoßener Teil unserer Streitkräfte traf keine Kriegsfahrzeuge des Gegners an und konnte nur einige Gefangene von einem Handelsschiff einbringen.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Fliegertätigkeit an der Adriaküste

Wien, 21. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Die Gefechtstätigkeit erhob sich auch gestern nicht über das gewöhnliche Maß, doch setzte der Feind an der küstenländischen Front beträchtliche Luftstreitkräfte zur Aufklärung unserer Stellungen und der Räume dahinter ein. Die feindlichen Flieger warfen auf mehrere Orte hinter unserer Front Bomben ab. Bei Laghi, nordwestlich von Arsiero, drangen nach kurzer Artillerievorbereitung Abteilungen des Infanterieregiments Nr. 14 in die feindlichen Stellungen ein und brachten von dort einen Offizier und 30 Mann als Gefangene zurück.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
Im Anschluß an einen feindlichen Luftschiffangriff auf die Umgebung von Triest, der keinen nennenswerten Schaden brachte, belegte am 20. d. Mts. vor Tagesanbruch eine Gruppe unserer Seeflugzeuge die militärischen Anlagen von San Ganziano mit Bomben und erzielte mehrere Treffer, die auch einen großen Brand hervorriefen. Alle Flugzeuge sind unversehrt eingerückt. 

  Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 21. April. 
Mazedonische Front: 
Eine englische Erkundungsabteilung mit 4 Offizieren rückte gegen unsere Posten am Fuße der Belasitza Planina westlich von Poroj Dolni vor, wurde jedoch von unseren vorgeschobenen Einheiten mit Feuer empfangen und umfaßt. Der Feind flüchtete und ließ Gefangene, darunter einen Offizier, in unseren Händen. Südlich von Serres zerstreuten wir eine Schwadron und zwei Züge Infanterie des Feindes durch Artillerietätigkeit. Auf der ganzen Front schwache Artillerietätigkeit. 
Rumänische Front: 
Bei Tulcea spärliches Maschinengewehrfeuer. Östlich von Tulcea schwache Artillerietätigkeit. Bei Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 21. April. 
Irakfront: Außer lebhafterem Artilleriefeuer auf dem rechten Tigrisufer keine Gefechtstätigkeit. 
Kaukasusfront: Am linken Flügelabschnitt wurde ein feindlicher Überfallversuch durch unser Feuer vereitelt. Am linken Flügel wirkungsloses feindliches Artilleriefeuer. 
Sinaifront: Nach der für uns siegreichen Schlacht bei Gaza ist der Gegner mit schweren Verlusten in seine Ausgangsstellungen zurückgegangen. Unsere Verluste in der Schlacht waren unbedeutend. Ein feindlicher Flieger wurde durch einen unserer Flieger abgeschossen. Der feindliche Apparat stürzte zwischen den türkischen und englischen Linien nieder. Ein anderer feindlicher Flieger wurde bei Tell Scheria durch Feuer von der Erde aus zur Landung gezwungen. Der feindliche Flugzeugführer wurde gefangen. Unsere Flieger zeigten sich in den Luftkämpfen stets den feindlichen überlegen. Sie haben außerdem auf die feindlichen Lager und Reserven 300 Kilogramm Bomben abgeworfen. Es wurde festgestellt, daß die feindliche Flotte absichtlich die große Moschee in Gaza unter Feuer nahm. Die Moschee wurde zerstört. 
In der Nähe der Insel Milos wurde ein feindliches Transportschiff von 12 500 Tonnen mit zwei Schornsteinen durch ein U-Boot versenkt. 
Im Hedschas unternahmen die Rebellen wieder verschiedene Vorstöße gegen die Bahnlinie. Sie wurden überall mit schweren Verlusten zurückgeschlagen.

 

Abbruch der Beziehungen der Türkei zu Amerika

Konstantinopel, 21. April.
Agence Milli meldet:
Infolge der Erklärung des Kriegszustandes zwischen den Vereinigten Staaten und dem Deutschen Reiche hat die osmanische Regierung der amerikanischen Botschaft in Konstantinopel mitgeteilt, daß sie nach dem Beispiel der verbündeten österreichisch-ungarischen Monarchie die Beziehungen zu den Vereinigen Staaten abgebrochen habe.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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