Der Weltkrieg am 22. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Heftiger Artilleriekampf an der Arras-Front -
Abflauen der Kämpfe an der Aisne und in der Champagne

Großes Hauptquartier, 22. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
An mehreren Stellen der flandrischen und Artois-Front nahm gestern der Artilleriekampf an Stärke und Ausdehnung zu; nördlich der Scarpe steigerte er sich zeitweilig zu äußerster Heftigkeit. Truppenbewegungen vor unseren Linien wurden unter Vernichtungsfeuer genommen, ein starker englischer Erkundungsvorstoß auf dem Nordufer des Baches wurde durch Gegenangriff zurückgeworfen. 
An der englischen Front nordwestlich von St. Quentin vormittags kleine Gefechte, südlich der Somme nur Artillerietätigkeit. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
An der Aisne und in der Champagne blieb fast durchweg die Kampftätigkeit bis zum Abend gering. Bei Berry-au-Bac sprengten unsere Sturmtrupps ein französisches Blockhaus mit Besatzung. Bei Braye, Hurtebise-Fe., an der Straße Reims-Neufchatel, nördlich von Prosnes und auf dem Westufer der Suippes Gefechte, die für den Feind verlustreich endeten. 
Südlich von Ripont wurde ein französischer Vorstoß abgewiesen. 
Die Gegner verloren im Luftkampf gestern 6 Flugzeuge, von denen 5 durch die Jagdstaffel des Rittmeisters Freiherr v. Richthofen abgeschossen wurden. Marineflieger brachten über Nieuport ein feindliches Luftschiff zum brennenden Absturz in See. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.
Mazedonische Front: 
Auflebende Gefechtstätigkeit im Cerna-Bogen und südwestlich des Dojransees.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Beginn der Infanteriekämpfe bei Loos

Berlin, 22. April, abends. (Amtlich.)
Heftiger Feuerkampf in einzelnen Abschnitten der Arras-Front; Infanteriegefecht bei Loos im Gange.
An der Aisne und in der Champagne tags bisher meist ruhig, nur nordöstlich Soissons lebhaftes Feuer.
Vom Osten nichts Neues.
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Der strategische Plan des französischen Durchbruchversuchs

Berlin, 22. April.
Aus aufgefundenen französischen Befehlen, die durch Gefangenenaussagen ergänzt werden, ergibt sich immer klarer der groß angelegte französische Durchbruchsplan. Die deutsche Front sollte am 16. April durch den unwiderstehlichen Anprall der französischen Divisionen an der Aisne gesprengt werden. Das 32. Korps sollte am 16. April 12 Kilometer tief auf beiden Ufern der Aisne bis auf Brienne und Prouvais durchstoßen. Die 37. Division sollte südlich anschließend bis zur Suippes vorbrechen und dann scharf nach Osten einschwenken, während die 14. Division den Block des Brimont überrennen sollte. Die Absicht des strategischen Planes ging dahin, die deutschen Truppen im Raume südlich der Aisne durch wuchtigen Angriff in östlicher Richtung zurückzuwerfen, um sie den am 17. in der Champagne bei Auberive und Meronvillers durchstoßenden französischen Truppensäulen in die Arme zu treiben. Auf den östlich Reims liegenden 20 Kilometer langen deutschen Frontabschnitt von Bétheny bis Pruncy war ein Angriff nicht angesetzt. Dieses Frontstück sollte durch den Vorstoß von Brinfont nach Osten und den Vorstoß bei Auberive nach Norden am 16. und 17. April eingekesselt werden. Diese Einkesselung konnte indessen nur gelingen, wenn die östlich Brimont vorstoßenden französischen Kampfsäulen schon im Laufe des 16., also am ersten Angriffstage, die befohlenen Linien erreichten. Im engen Zusammenhang mit diesen Operationen südlich der Aisne standen die von der französischen Heeresleitung geplanten Operationen nördlich der Aisne auf der Linie Braye - Cerny - Craonne. Hier sollten die Franzosen mit der Kerntruppe des 20. Armeekorps als Hauptstütze 12 Kilometer tief in das Hügel- und Waldgelände südlich von Laon vordringen, um der neuen Siegfried-Stellung in den Rücken zu kommen. Durch die breiten Breschen der auf einer Breite von 80 Kilometern zertrümmerten deutschen Front sollte die Armee de poursuite vorjagen. Die Sprengung des Frontabschnittes Aisne-Champagne und die fächerförmige Aufrollung nach Osten und Norden stellen einen großzügigen und wohldurchdachten Plan dar, der aber nur Aussicht auf Erfolg hatte, wenn bereits am ersten, spätestens zweiten Tage der Durchbruch in der befohlenen Tiefe glückte. Gelangen diese Operationen nicht Schlag auf Schlag, so war der Plan zum Mißlingen verurteilt. Heute, nach einer Reihe blutiger Schlachttage, sind die kühnen Operationen Nivelles bereits endgültig gescheitert.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Vorstoß im Drei-Zinnen-Gebiet

Wien, 22. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
An zahlreichen Stellen der Front lebhafte Artillerie- und Minenwerferkämpfe. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
An der küstenländischen Front herrschte auch gestern überaus rege feindliche Fliegertätigkeit. Im Gebiet der Drei Zinnen drangen Landsturmabteilungen in eine feindliche Stellung zunächst der Drei Zinnenhütte ein, nahmen 1 Offizier und 75 Mann gefangen und erbeuteten 2 Maschinengewehre. Sonst hielt sich die Gefechtstätigkeit in den üblichen Grenzen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Die englische Niederlage bei Gaza

Konstantinopel, 22. April. (Amtlicher Heeresbericht vom 22. April.)
Sinai-Front: Der bei Gaza geschlagene Feind hat seinen rechten Flügel noch weiter zurückgenommen und arbeitet am Ausbau seiner Verteidigungsstellungen. Zum Schutz seines rechten Flügels hat er eine Anzahl neuer Stellungen angelegt. Nachträglich wird gemeldet, daß bei Gaza 100 unverwundete Gefangene eingebracht wurden. Die verhältnismäßig geringe Zahl erklärt sich durch die Erbitterung, mit der auf beiden Seiten gekämpft wurde. Es wurden zahlreiche Gewehre und einige automatische Gewehre erbeutet. Von den schweren Panzerwagen (Tanks), die der Gegner ins Feuer brachte, wurden drei zerstört.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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