Der Weltkrieg am 23. April 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Infanteriekämpfe in breiter Front bei Arras im Gange


Manfred von Richthofen

Curt Wolff

Großes Hauptquartier, 23. April. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Zwischen Loos und der Bahn Arras-Cambrai dauerte gestern der Artilleriekampf an.
Nordwestlich von Lens drangen englische Sturmtrupps in 500 Meter Breite in unseren vordersten Graben; sie wurden durch Gegenstoß zurückgeworfen. 
Auch nachts blieb das Feuer stark; heute früh haben nach Trommelfeuer in breiter Front die Infanteriekämpfe begonnen. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Vormittags war nur nördlich von Soissons die Feuertätigkeit gesteigert. 
Vom Nachmittage an bekämpften sich längs der Aisne und in der Champagne die Artillerien wieder mit zunehmender Heftigkeit. 
Handgranatenkämpfe spielten sich auf dem Chemin-des-Dames-Rücken ab; ein starker französischer Angriff nordwestlich von La Ville-aux-Bois brach verlustreich zusammen.
Zwischen Prosnes und Suippesniederung brachten Vorstöße dem Feinde keinerlei Vorteil.
Wir machten am Hochberg südwestlich von Moronvillers und durch Eindringen in die französische Stellung südlich von Ste. Marie-à-Py über 50 Gefangene. 
Unsere Flieger schossen 4 feindliche Fesselballons in Brand und brachten in Luftkämpfen 11 Flugzeuge zum Absturz. Rittmeister Freiherr v. Richthofen blieb zum 46. Male, Leutnant Wolff zum 20. Male Sieger. Die Jagdstaffel des Rittmeisters Freiherr v. Richthofen hat bis gestern 100 feindliche Flugzeuge abgeschossen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Mehrfach lag lebhaftes Feuer der russischen Artillerie auf unseren Linien; es wurde kräftig erwidert. Bombenabwurf russischer Flieger bei Lida wurde durch Luftangriff auf Molodeczko und Turaz (nordwestlich bzw. südwestlich von Minsk) vergolten.
Mazedonische Front: 
Am Ostufer des Wardar und südwestlich des Dojransees heftiges Artilleriefeuer, dem nur am Dojransee ein englischer Angriff folgte; er wurde von den bulgarischen Truppen abgewiesen; eins unserer Fliegergeschwader griff ans der Luft in den Kampf ein.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Zusammenbruch des englischen Ansturmes bei Arras

Berlin, 23. April, abends. (Amtlich.)
Auf dem Schlachtfeld von Arras ist heute der neue englische Ansturm unter schwersten Verlusten ergebnislos zusammengebrochen.
An der Aisne und in der Champagne zeitweilig starker Artilleriekampf.
Im Osten nichts Wesentliches.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Nichts von Belang an den k. u. k. Fronten

Wien, 23. April. 
Amtlich wird verlautbart:
Auf allen drei Kriegsschauplätzen nichts von Belang.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 23. April. 
Mazedonische Front: 
Zwischen Wardar und Dojransee während des ganzen Tages sehr heftiges feindliches Artilleriefeuer, das mehrmals die Stärke von Trommelfeuer erreichte. Unsere Stellung wurde südlich von Dojran äußerst heftig beschossen, wo gegen 10 Uhr abends nach fortgesetztem Trommelfeuer englische Infanterieabteilungen gegen unsere Stellungen vorrückten, aber blutig zurückgeschlagen und gezwungen wurden, sich in ihre Gräben zurückzuziehen. Auf der übrigen Front schwache Artillerietätigkeit. 
Rumänische Front: 
Ruhe.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 23. April. 
Irakfront: Auf dem rechten Tigrisufer haben neue Kämpfe begonnen, die noch nicht abgeschlossen sind. Auf dem linken Tigrisufer wurde eine von uns vorgeschobene Abteilung einige Kilometer zurückgenommen. 
Sinaifront: Der bei Gaza geschlagene Feind hat seinen rechten Flügel noch weiter zurückgenommen und arbeitet am Ausbau seiner Verteidigungsstellungen. Zum Schutz seines rechten Flügels hat er eine Anzahl neuer Stellungen angelegt. Nachträglich wird gemeldet, daß bei Gaza 100 unverwundete Gefangene eingebracht wurden. Die verhältnismäßig geringe Zahl erklärt sich durch die Erbitterung, mit der auf beiden Seiten gekämpft wurde. Es wurden zahlreiche Gewehre und einige automatische Gewehre erbeutet. Von den schweren Panzerwagen (Tanks), die der Gegner ins Feuer brachte. wurden drei zerstört.

 

Der 1. Weltkrieg im April 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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