Die
französische Niederlage am Chemin-des-Dames
Berlin,
7. Mai.
Die französische Niederlage am 5. Mai stellt sich nach ergänzenden
Meldungen als weitaus schwerer heraus, als sich anfänglich übersehen
ließ. Die Franzosen haben nach einer Feuervorbereitung, die alles
bisher Erlebte weit übertraf, gegen den Höhenzug des Chemin-des-Dames
in der ersten Linie über 15 Divisionen eingesetzt und waren infolge
der unerhörten blutigen Verluste gezwungen, immer mehr Reserven in
den Kampf zu werfen, die sie von allen übrigen Teilen ihrer Front
eiligst heranzogen. Ein Riesenheer von 200000 Mann sollte den entscheidenden
Schlag führen. Schwerste Verluste und minimale örtliche Erfolge
waren das Resultat der ungeheuerlichsten Anstrengung, zu der Frankreich
alle verfügbaren Kräfte zusammengerafft hatte. Am Vormittage
des 6. Mai trat eine Kampfpause ein. Das französische Feuer blieb,
abgesehen vom Abschnitt Brace bis Hurtebise Ferme, matt, erst im Laufe
des Tages wurde es wieder kräftiger, und setzten Kampfhandlungen
von wechselnder Stärke ein. Nach stärkster Artillerievorbereitung
erfolge östlich Mennejean ein feindlicher Angriff, der in unserem
Feuer blutig zusammenbrach. Im Gegensatz dazu hatte ein von Rheinländern
und Westfalen unternommener Vorstoß nordwestlich von Mennejean Erfolg
und brachte uns wieder in den Besitz verlorengegangener Grabenstücke.
3 Uhr nachmittags griffen die Franzosen zwischen Malmaison und Froidmont
Ferme erbittert an. Sie wurden unter schwersten Verlusten abgewiesen.
Das französische Feuer lag mit andauernder Heftigkeit auf tiefem
Frontabschnitt. Beiderseits der Royere Ferme fanden wilde Nahkämpfe
Mann gegen Mann um den vordersten Graben statt.
Auf dem Ostflügel der Kampffront wurde um den Winterberg von Vormittag
bis spät in die Nacht mit äußerster Erbitterung gerungen.
Nachmittags 6 Uhr nahmen die deutschen Truppen im Sturm ihre verlorengegangenen
Gräben wieder zurück und behaupteten sie gegen sechsmalige feindliche
wütende Anstürme. Die Franzosen hatten hier ganz außerordentlich
schwere Verluste und mußten sich auf den Südhang zurückziehen.
Das Plateau selbst ist neutrales Gebiet. In den Kämpfen um den Winterberg
wurde eine größere Anzahl Gefangener eingebracht. Neue Meldungen
bestätigen die außerordentlich schweren französischen
Verluste, die namentlich vor der Mitte der Südfront, wo neben Regimentern
der Wasserkante Thüringer, Magdeburger, Hallenser und Gardetruppen
mit großer Tapferkeit kämpften, ungeheuer sind.
Eine südlich von Landricourt offen auffahrende feindliche Batterie
wurde durch unsere schwere Artillerie mit fünf Schuß in Trümmer
geschossen.
Gegen Abend raffle der Franzose nochmals alle verfügbaren Kräfte
und Reserven zusammen, um nochmals in einem gewaltigen Ansturm auf 18
Kilometer Breite in der Linie Sancy -Ailles vorzustoßen. Aber auch
diese gewaltige Anstrengung aller Kräfte brach unter den schwersten
Verlusten in unserem Sperr- und Maschinengewehrfeuer und im Nahkampfe
zusammen.
Ebenso erfolglos blieb ein heftiger Angriff zwischen Vauxaillon und Laffaux.
Die Kämpfe am 5. und 6. Mai gehören zu den schwersten und für
den Feind blutigsten aller bisherigen französischen Offensiven. Sie
werden für alle Zeiten zu den stolzesten Ehrentagen für kronprinzlichen
Armeen an der Aisne und in der Champagne rechnen. 1) |