Der Weltkrieg am 6. Mai 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der neue französische Durchbruchversuch vereitelt

Großes Hauptquartier, 6. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
An der Arrasfront wurden starke englische Vorstöße südlich von Lens, an der Scarpe und bei Quéant zurückgeschlagen. Südlich von Cambrai erlitt der Engländer bei einem für ihn erfolglosen auf 3 Kilometer Breite durchgeführten Angriff zwischen Villers-Plouich und Gonnelieu erhebliche Verluste. 
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: 
Nachdem am 16. April der erste französische Durchbruchsversuch an der Aisne gescheitert war, bereitete der Feind mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln einen neuen Angriff vor, mit dem er sein weitgestecktes Ziel zu erreichen hoffte. Die abgekämpften Divisionen wurden durch frische ersetzt, neue Reserven herangeführt. Das Artillerie- und Minenfeuer steigerte sich von Tag zu Tag und erreichte schließlich aus allen Kalibern die bisher größte Kraftentfaltung. Die Angriffe am 4. Mai nördlich von Reims und in der Champagne waren die Vorläufer des neuen Durchbruchsversuchs, der gestern morgen zwischen der Ailette und Craonne auf einer Front von 35 Kilometern einsetzte. In schwerem Ringen, das bis in die späte Nacht hinein anhielt, ist er vereitelt, der Riesenstoß im ganzen abgeschlagen. Die Angriffe, welche gegen die im Nahkampf von unserer heldenmütigen Infanterie gehaltenen oder im Gegenstoß zurückeroberten Linien geführt wurden, scheiterten zum Teil schon in unserem gut geleiteten Artilleriefeuer. 
An einzelnen Stellen wird noch um den Besitz unseres vordersten Grabens gekämpft. Östlich der Royere-Ferme liegen wir auf dem Nordhang des Chemin-des-Dames. Mit besonderer Heftigkeit stürmten die Franzosen wie auch bereits am 4. Mai ohne Rücksicht auf ihre außerordentlichen Verluste gegen den Winterberg vor, auf dem unsere Stellungen durch zusammengefaßtes Feuer schwerster Kaliber vollkommen zerschossen waren. Die Höhe mit dem an ihrem Hang liegenden Dorf Chevreux blieb im Besitz des Feindes. Mehrere hundert Gefangene sind bisher eingebracht. Weitere Angriffe sind zu erwarten. Heute morgen griff der Feind die Höhe 100 östlich von La Neuville erneut an. Der Angriff wurde abgeschlagen.
In der Champagne südwestlich von Nauroy blieben mehrere Vorstoße der Franzosen ohne Erfolg. Die am 4. Mai dort eingebrachten Gefangenen haben sich auf 672 Mann, die Beute auf 20 Maschinengewehre und 30 Schnelladegewehre erhöht. 
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Keine besonderen Ereignisse. 
In Luftkämpfen und durch Abwehrfeuer verlor der Feind 14 Flugzeuge, 2 Ballone sind abgeschossen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Über Odessa war gestern das erste deutsche Flugzeug. 
Mazedonische Front: 
Das lebhafte Artilleriefeuer im Cerna-Bogen hält an und liegt besonders heftig auf unseren Stellungen bei Paralowo.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Neue Kämpfe am Winterberg

Berlin, 6. Mai, abends. (Amtlich.)
Nach ihrer gestrigen schweren Niederlage an der Aisne haben die Franzosen die Angriffe bisher nicht wiederholt. Nur am Winterberg (westlich von Craonne) sind neue Kämpfe im Gange. Entgegen dem heutigen Tagesbericht war Chevreux nicht von den Franzosen genommen und ist nach wie vor fest in unserer Hand.
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Der abgeschlagene Riesenstoß an der Aisne

Berlin, 6. Mai.
Nach einer mit ungeheuerstem Munitionsaufwand tage- und nächtelang durchgeführten Feuervorbereitung, die sich zuletzt zum schwersten, alles überbietenden Zermalmungsfeuer steigerte, warf der Franzose am 5. vormittags seine Sturmmassen in der Stärke von mehreren Armeekorps gegen den Höhenzug des Chemin-des-Dames zum Angriff vor. Eine ungewöhnlich starke Vergasung der deutschen Stellungen unterstützte das Granatfeuer. Zahlreiche Tankgeschwader wurden durch den Schleier von Rauch und Qualm den Angriffswellen vorausgeschickt. Am Vormittage war der Kampf an und auf dem Höhenzug des Chemin-des-Dames in seiner ganzen Ausdehnung auf einer Breite von 35 Kilometern zwischen Vauxaillon und Craonne entbrannt. Die Gegend um Vauxaillon, wo koloniale Truppen vorgeschickt wurden, Bascule-Mennejean, Royère-Ferme auf dem Westflügel der Kampffront und der Winterberg auf dem Ostflügel waren Brennpunkte des erbitterten, pausenlosen Ringens. Im ersten starken Anprall vermochten die Franzosen in unseren vom Granatfeuer zermalmten vordersten Stellungen Vorteile zu erringen, die ihnen indessen im Verlaufe der Schlacht durch unsere zu Gegenangriffen übergehenden Truppen fast sämtlich wieder in Nahkämpfen größter Erbitterung entrissen wurden. Die auf dem Höhenzuge dicht am Chemin-des-Dames gelegenen Royère-Ferme und Malval-Ferme waren in hin und her wogendem Kampfe an die Franzosen verlorengegangen, wurden aber später wieder zurückerobert. Bei der Malval-Ferme wurden die Franzosen in starkem Gegenstoße mit dem Regimentsführer des dortigen Regiments an der Spitze unter schwersten Verlusten geworfen. Die östlich davon anschließenden Stellungen beim Dorfe Courtecon wurden von uns restlos gehalten. Trotz verzweifelter Bemühungen und des Einsatzes immer neuer Reserven, die an die Stelle der zusammengeschossenen Sturmhaufen traten, vermochten die Franzosen die errungenen Anfangserfolge nur an ganz vereinzelten Stellen zu behaupten. So blieb die durch das französische konzentrische Feuer vollkommen zermalmte Kuppe des Winterberges in ihrem Besitz, wogegen das Dorf Chevreux fest in unserer Hand ist. Die Verluste der Franzosen bei diesem im ganzen erfolglosen Anrennen sind noch schwerer als ihre Verluste bei dem mißglückten ersten Durchbruchsversuch am 16. April. Hunderte von Gefangenen blieben an vielen Stellen in unserer Hand. Bei Abwehr und Gegenstoß war die Haltung unserer Truppen über jedes Lob erhaben. - Auf dem nordwärts gebogenen Flügel der Angriffsfront blieb das Feuer am Abend und in der Nacht weiter lebhaft. Gegen den Abschnitt Vauxaillon - Bascule und gegen die ganze Südfront setzte der Gegner auch nachts seine Angriffe fort. Auch unsere Infanterie war in der Nacht lebhaft tätig und unternahm verschiedene Gegenangriffe.
Die Absicht der Franzosen, den Höhenzug des Chemin-des-Dames mit stürmender Hand zu nehmen und die deutsche Front an dieser Stelle zu zerschmettern und zu durchbrechen, ist trotz unerhörten Aufwandes an Munition und des Einsatzes eines Riesenheeres völlig gescheitert.
In der Champagne starkes Feuer. Alle Angriffe der Franzosen in diesem Abschnitt wurden zurückgeschlagen.

 

Über eine Million Tonnen im April versenkt

Berlin, 6. Mai. (Amtlich.)
Die bisher über die Ergebnisse unserer Sperrgebiets-Kriegführung im Monat April eingelaufenen Meldungen haben mit dem 6. Mai die Summe von einer Million Brutto-Registertonnen an Schiffsversenkungen überschritten.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Erfolgreicher Patrouillenvorstoß bei Görz

Wien, 6. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Keine besonderen Ereignisse.
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Heute nacht gelang es unseren Patrouillen, nächst Görz in einen feindlichen Graben einzudringen und dessen Besatzung - 1 Offizier und 40 Mann - gefangenzu nehmen. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 6. Mai. 
Mazedonische Front: 
Im Cerna-Bogen während des ganzen Tages und der Nacht heftiges feindliches Feuer mit kurzen Unterbrechungen. Auf der Höhe 1050 lebhaftes Minenfeuer. Auf dem rechten Wardarufer, südlich von Gewgheli, nähmen sich nach heftiger Artillerievorbereitung feindliche Einheiten unseren Vorposten. Westlich vom Dojransee lebhaftes Artillerie-, Minen- und Maschinengewehrfeuer auf unsere vorgeschobenen Stellungen. In der Ebene von Serres wurde die Artillerietätigkeit auf beiden Seiten lebhafter. Leutnant Burkhardt schoß östlich von der Cerna einen feindlichen Fesselballon ab.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 6. Mai. 
Im Irak ist die Lage im allgemeinen unverändert. Zwei russische Schwadronen mit Maschinengewehren, die den Oberlauf der Djala zu überschreiten versuchten, wurden abgewiesen und ließen 10 Tote auf dem Gefechtsfelde zurück. 
Von der Kaukasusfront wird nur lebhafte Tätigkeit unserer Patrouillen gemeldet. 
An der Sinaifront belegten 6 unserer Flieger das feindliche Hauptquartier und einen Flugplatz ausgiebig und erfolgreich mit Bomben.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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