Der Weltkrieg am 22. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Stellung am Pöhlberg erstürmt

Großes Hauptquartier, 22. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Von Ypern bis Armentières abends und nachts in einigen Abschnitten sehr rege Feuertätigkeit. Englische Vorstöße nordwestlich von Warneton und östlich von Houplines wurden zurückgewiesen.
Zwischen La Bassée-Kanal und Senséebach war zeitweilig das Feuer lebhaft.
Ein Angriff der Engländer, der gestern morgen südwestlich von Lens einsetzte, scheiterte verlustreich im Feuer.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Mit großer Hartnäckigkeit suchten die Franzosen ihre bei Vauxaillon verlorene Stellung zurückzuerobern. Gestern vormittag liefen sie nach starkem Feuer viermal unter Einsatz frischer Kräfte an. Nach zähem Nahkampf verdrängten sie unsere Truppen aus einem Teil der Gräben nordöstlich von Vauxaillon. Die weiter südlich angesetzten Angriffe hatten keinen Erfolg; der Feind erlitt hier durch unsere Abwehr hohe Verluste.
Rege Kampftätigkeit herrschte in der westlichen Champagne. Morgens griffen die Franzosen am Sattel östlich des Cornillet an und drangen in unsere Linien ein. Gegenstöße verhinderten sie, den errungenen Vorteil auszubauen.
Abends brachen unsere Stoßtrupps nordöstlich von Prunay und südwestlich von Nauroy in die französischen Gräben ein und holten 30 Gefangene und Beutestücke zurück.
Am Pöhlberg, südöstlich von Moronvilliers, gelang ein sorgsam vorbereiteter Angriff in vollem Umfang. Teile von thüringischen und Altenburger Regimentern nahmen nach kurzem Feuerüberfall die feindliche Stellung in 400 Meter Breite. Über 100 Gefangene wurden eingebracht. Während der Nacht setzte der Gegner sieben heftige Gegenangriffe an, die ihm nur unwesentlichen Gewinn brachten.
Heeresgruppe Herzog Albrecht: 
Keine wesentlichen Ereignisse.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Wieder war bei Smorgon, westlich von Luck, an der Bahn Zloczow-Tarnopol und an der Narajowka die Gefechtstätigkeit lebhaft.
Mazedonische Front:
In der Struma-Ebene Postengeplänkel.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erfolgreicher Verstoß nördlich der Aisne

Berlin, 22. Juni, abends. (Amtlich.)
Im Westen bei Regenfällen nur geringe Feuertätigkeit. Erfolgreicher Vorstoß südöstlich Filain, nördlich der Aisne. Sonst nichts Besonderes.
1)

 

Die englische Grausamkeit gegen deutsche Schiffbrüchige

Berlin, 22. Juni. (Amtlich.)
Schon vor einiger Zeit nach Deutschland gelangte Gerüchte über die Behandlung Überlebender unseres im Mai in Verlust geratenen U-Bootes "C 26" haben jetzt auf dem Wege über das neutrale Ausland ihre vollgültige Bestätigung erfahren. Danach wurde das Boot während des Tauchens von einem englischen Zerstörer gerammt und zum Sinken gebracht. Von der Besatzung gelang es acht Mann, sich an die Oberfläche emporzuarbeiten, von denen die Engländer absichtlich nur zwei retteten. Die übrigen überließen sie wie im Falle des Torpedobootes "S 20" ihrem Schicksal.
1)

 

61177 Schiffstonnen, darunter zwei Truppentransporter versenkt

Berlin, 22. Juni.
1. Durch die Tätigkeit unserer U-Boote sind neuerdings in den nördlichen Sperrgebieten 21000 Brutto-Registertonnen versenkt worden. (Folgen die Einzelheiten.)
2. Im Mittelmeer wurden von unseren U-Booten neuerdings wieder Dampfer und Segelschiffe mit insgesamt 40177 Brutto-Registertonnen versenkt. Unter diesen befanden sich der englische Truppentransporter "Cameronian" (5861 Brutto-Registertonnen), der französische Truppentransporter "Yarra" (4163 Brutto-Registertonnen), die bewaffneten englischen Dampfer "Islandmore" (3046 Brutto-Registertonnen) mit 4500 Tonnen Kohlen und "Benha" (1878 Brutto-Registertonnen) mit 1700 Tonnen Johannisbrot, ferner zwei unbekannte bewaffnete englische Dampfer von je 5000 Brutto-Registonnen. Mit den Schiffen wurden Ladungen vernichtet, die in erster Linie aus Kohlen, Getreide, Öl, Wein und Phosphat bestanden.

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Gesteigerte Feuertätigkeit in Galizien

Wien, 22. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
In Galizien dauert die gesteigerte Feuertätigkeit an. Sonst ist die Lage überall unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Die schweren italienischen Verluste an der Tiroler Front

Wien, 22. Juni.
Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet:
Verläßlichen Nachrichten zufolge haben die Italiener bei den noch nicht völlig abgeschlossenen Kämpfen auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden bisher einen Gesamtverlust von etwa 40000 bis 50000 Mann erlitten. Demgegenüber steht als einziger Gewinnposten der äußerst geringe Raumgewinn von etwa einem Kilometer Breite und kaum hundert Schritt Tiefe auf dem Grenzkamm.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 22. Juni.
Mazedonische Front:
Im Cerna-Bogen zeitweilig lebhaftes Artilleriefeuer. In der Moglenagegend wurden feindliche Erkundungsabteilungen zurückgewiesen. Zwischen Dojran- und Butkowosee erfolgreiche Erkundungsunternehmungen. Auf dem Nordabhang des Kruschagebirges drang eine unserer Aufklärungsabteilungen bis zum Gebirgskamme beim Dorfe Mahmudli vor und griff englische Wachtposten mit Bomben und Bajonett an. Eine feindliche Abteilung wurde zersprengt, Gefangene sowie Pferde, Waffen und anderes Kriegsmaterial eingebracht. Auf dem linken Ufer der unteren Struma Gefechte zwischen vorgeschobenen Abteilungen. Auf der übrigen Front schwaches Artilleriefeuer.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia und Isaccea Gewehrfeuer. Bei Tulcea Infanterie- und Artilleriefeuer.

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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