Der Weltkrieg am 30. Juli 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Deutsche Truppen überschreiten den Zbrucz - 
Abgewiesener französischer Angriff am Chemin-des-Dames 

Großes Hauptquartier, 30. Juli.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Unter dem lähmenden Einfluß unserer auch die Nacht hindurch gesteigert anhaltenden Abwehrwirkung blieb die Kampftätigkeit der feindlichen Artillerie an der flandrischen Schlachtfront gestern bis zum Mittag gering. Erst dann nahm sie wieder zu, ohne aber die Stärke und Ausdehnung der Vortage zu erreichen.
An der Küste und im Abschnitt von Het Sas bis Wieltje blieb der Feuerkampf auch nachts heftig. Mehrere gegen unsere Trichterlinien vorstoßende Erkundungsabteilungen der Engländer wurden zurückgeworfen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames versuchte gestern die französische Führung in 9 Kilometer breiter Front mit mindestens 3 neu eingesetzten Divisionen wieder einen großen Angriff.
Nach Trommelfeuer brach morgens der Feind von Cerny bis zum Winterberg bei Craonne mehrmals zum Sturm vor; unsere kampferprobten Divisionen wiesen ihn durch Feuer und im Gegenstoß überall ab. Ein oft bewährtes rheinisch-westfälisches Infanterieregiment schlug allein vier Angriffe zurück.
Abends erneuerte der Gegner südlich von Ailles nach tagsüber andauerndem Vorbereitungsfeuer seine Angriffe noch zweimal; auch diese Stöße scheiterten.
Schwere Verluste ohne jeden Erfolg sind die Kennzeichen des Kampftages für die Franzosen.
Im Luftkampf verloren die Feinde 10 Flugzeuge; Oberleutnant Ritter v. Tutschek schoß seinen 21. Gegner ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern( Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehm-Ermolli):
Russische Kräfte halten die Höhen östlich des Grenzflusses Zbrucz, der an mehreren Stellen trotz heftigen Widerstandes überschritten und von unseren Divisionen auch südlich von Skala erreicht wurde.
Auf dem Nordufer des Dnjestr gewannen wir über Korolowka hinaus Gelände.
Zwischen Dnjestr und Pruth leistete der Feind von neuem erbitterte Gegenwehr, wurde jedoch südwestlich von Zaleszczyki durch Angriff weiter zurückgedrängt.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Längs des Czeremosz verteidigt sich der Gegner auf den östlichen Uferhöhen; unser Angriff ist zwischen Zalucze und Wiznitz im Fortschreiten.
Im Suczawatal dringen unsere Truppen auf Seletin vor; auch östlich des oberen Moldawatales kamen wir kämpfend vorwärts.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Erfolgreiche Vorstöße brachten uns nördlich von Focsani und an der Rimniculmündung mehrere hundert Gefangene ein.
Mazedonische Front: 
Nichts Wesentliches.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der Einmarsch in Podolien

Berlin, 30. Juli, abends. (Amtlich.)
In Flandern auch heute geringere Kampftätigkeit der feindlichen Artillerie als in letzter Zeit.
Beträchtliche Teile unserer Korps stehen nach Kampf östlich des Zbrucz auf russischem Boden. 
Beiderseits vom Dnjestr und Pruth wurden Nachhuten des Feindes nach Osten geworfen. Im Mestecanesci-Abschnitt gehen die Russen nordostwärts zurück.

 

Der Kaiser in Riga

Berlin, 30. Juli.
Der Kaiser fuhr heute von Mitau aus im Motorboot auf dem Aafluß zur Front und begrüßte die Truppen vor Riga. Das Wetter war sehr heiß.

 

Erneuter Luftangriff auf Paris

Berlin, 30. Juli.
Der 28. Juli war wieder ein Großkampftag der Luftstreitkräfte. Der Gegner verlor im Westen 35 Flugzeuge, davon 34 im Luftkampfe. Die bewährte Jagdstaffel des Oberleutnants Dostler vernichtete ein feindliches Geschwader von 6 Flugzeugen, Oberleutnant Dostler errang dabei seinen 20. Luftsieg, dieselbe Zahl erreichte Oberleutnant Ritter v. Tutschek durch den Abschuß zweier Gegner.
Unsere Bombenflieger trugen Schreck und Zerstörung fern in Feindesland. Wie in die Nacht vom 27. zum 28., so schleuderten auch in der letzten Nacht deutsche Flieger Bomben auf Bahnhöfe und militärische Anlagen von Paris. Andere suchten den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Villers-Cotterets (23 Kilometer südwestlich Soissons) mit Bomben heim. Die militärischen Ziele in und unmittelbar hinter der Front wurden in der üblichen Weise mit Gewehrfeuer und Bombenwurf angegriffen; feindliche Batteriestellungen bei Ypern erhielten allein 6700 Kilogramm Sprengstoff; die Industrieanlagen von Pompey und Neuves Maison nördlich bzw. südwestlich Nancy wurden mit 1500 und 3400 Kilogramm Bomben beworfen, deren gute Lage einwandfrei beobachtet wurde. Diese Werke, die eine Hauptstütze der französischen Rüstungsindustrie darstellen, sind in der letzten Woche wieder fast allnächtlich und jedesmal mehrere Stunden lang bombardiert worden. Die Wirkung dieser fortgesetzten Angriffe kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Verschiedentlich stellten unsere Flieger bei Tageserkundungen fest, daß beide Werke mehrere Tage lang völlig stillagen. Was solch ein Ausfall für die französische Kriegsrüstung bedeutet, wird jeder leicht ermessen.

 

Das Ergebnis der Luftkämpfe dreier Kriegsjahre

2298 Flugzeuge und 186 Fesselballone abgeschossen

Berlin, 30. Juli.
Über die in drei Kriegsjahren abgeschossenen deutschen und feindlichen Flugzeuge, Fesselballone und Lenkluftschiffe teilt W. T. B. folgendes mit:
1. Genaue Angaben über den Zeitraum von Kriegsbeginn bis zu Ende Februar 1915 sind hier nicht vorhanden. Ebenso sind die Ergebnisse des Monats Juli 1917 noch nicht abgeschlossen. Die für diese Zeiträume angegebenen Zahlen sind daher nicht unbedingt zuverlässig.
2. An feindlichen Flugzeugen sind abgeschossen im Jahre 1914 9 feindliche, im Jahre 1915 131 feindliche und 91 deutsche, im Jahre 1916 784 feindliche und 221 deutsche, im Jahre 1917 bis Ende Juli 1374 feindliche und 370 deutsche Flugzeuge.
3. Abgeschossen wurden vom 1. August 1914 bis 31. Juli im Jahre 1915 72 feindliche Flugzeuge, davon 39 in deutscher Hand; vom 1. August 1915 bis 31. Juli im Jahre 1916 455 feindliche Flugzeuge, davon 267 in deutscher Hand; vom 1. August 1916 bis 31. Juli im Jahre 1917 rund 1771 feindliche Flugzeuge, davon 776 in deutscher Hand.
4. Feindliche Fesselballone wurden, soweit Angaben hier vorhanden, im Jahre 1915 2 im Jahre 1916 42, im Jahre 1917 bis 1. August 142 abgeschossen. Feindliche Lenkluftschiffe 3.
5. Abschuß vom 1. August 1914 bis 1. August 1917 rund 2298 feindliche und 683 deutsche Flugzeuge, 186 feindliche Fesselballone und 3 Lenkluftschiffe.
Nimmt man die Kosten eines Flugzeuges einschließlich Bewaffnung, Ausrüstung (F.-T.-Gerät
usw.), Ausbildung mit 75000 Mark an, so kosten die 2298 abgeschossenen Flugzeuge rund 172350000 Mark. - Stellt man diese Flugzeuge ganz dicht nebeneinander auf, so bedecken sie eine Fläche von rund 229800 Quadratmeter. Nebeneinandergestellt ergeben sie eine Strecke von 34 470 Quadratmeter.
Nimmt man den Preis eines Fesselballons mit 18000 Mark, den eines Lenkluftschiffes mit ungefähr ¾ Million Mark an, so beträgt der Wert der in den drei Kriegsjahren abgeschossenen Flugzeuge, Fesselballone und Luftschiffe 175830000 Mark.

 

22500 Tonnen U-Boot-Beute

Berlin, 30. Juli.
Neue U-Boot-Erfolge im Englischen Kanal und Atlantischen Ozean: 22500 Brutto-Registertonnen. (Folgen die Einzelheiten.)

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

 

Ein englischer Kreuzer versenkt

Kapitänleutnant Steinbrinck
Kapitänleutnant Steinbrinck

Berlin, 30. Juli. (Amtlich.)
Am 26. Juli hat eines unserer Unterseeboote, Kommandant Kapitänleutnant Steinbrinck, im englischen Kanal einen großen, von Zerstörern gesicherten englischen Kreuzer mit vier Schornsteinen, der "Diadem"-Klasse (11150 Tonnen) angehörend, durch Torpedoschuß versenkt.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

London, 30. Juli. (Reuter-Meldung.)
Die Admiralität meldet:
Das englische Kriegsschiff "Ariadne" ist torpediert und gesunken. Alle Offiziere und Mannschaften sind gerettet, außer 38 Mann, die infolge einer Explosion getötet wurden.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Bukowinagrenze überschritten

Wien, 30. Juli.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Nördlich des Susita- und beiderseits des Casinutales scheiterten mehrere Angriffe des Feindes. In der Bukowina gewinnen wir bei Überwindung des zähen russischen Widerstandes weiter an Boden. Bei Valeputna wurde ein Tunnelstützpunkt genommen. Aufwärts von Fundul Moldowi wurde das Moldawatal überschritten. Nordöstlich von Kuty stehen die Verbündeten am rechten Czeremoszufer im Kampf. Zwischen Pruth und Dnjestr wurde der Feind erneuert geworfen. Wir haben die Westgrenze der Bukowina überschritten. Honveds besetzten Zaleszczyki. Zwischen Skala und Husiatyn wurde das galizische Zbruczufer gesäubert. Wir erzwangen uns stellenweise den Übertritt auf russisches Gebiet. Im Raume südlich von Brody stießen österreichisch-ungarische und deutsche Sturmtruppen mit Erfolg in die feindlichen Gräben vor.
Italienischer und Balkan-Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 30. Juli.
Mazedonische Front:
Auf der ganzen Front schwaches Artilleriefeuer, das nur auf dem östlichen Ufer des Ochridasees, im Cerna-Bogen und auf dem Dobropolje heftiger war. Westlich des Dojransees bei Krachteli warfen wir zwei Erkundungsabteilungen des Feindes zurück. An der unteren Struma bei Christian Kamila wurden zwei feindliche Kompagnien, die vorzurücken versuchten, durch unser Feuer angehalten.
Rumänische Front:
Bei Mahmudia Feueraustausch zwischen Posten. Bei dem Dorfe Garvar, südlich Galatz, spärliches Artilleriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 30. Juli.
Irakfront: Eine englische Kavallerieabteilung, unterstützt durch rebellische Beduinen, griff unsere Postierungen nordwestlich Bekedrus an. Nach kurzem Kampf, in dem bei uns treue Beduinen mitwirkten, wurde der Feind zur Flucht gezwungen und ließ 4 Tote auf dem Kampfplatze liegen. Am Euphrat überfielen unsere Reiter eine englische Wache und töteten 1 Offizier, 14 Mann und 6 Pferde.
Kaukasusfront: Ein feindliches Kavallerieregiment griff am 29. Juli unsere Postierungen nördlich Musch an und wurde zurückgeschlagen.

 

Der 1. Weltkrieg im Juli 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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