Der Weltkrieg am 30. August 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Fortschritte nordwestlich von Focsani

Großes Hauptquartier, 30. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die Kampftätigkeit in Flandern beschränkte sich auch gestern auf starkes Feuer in einigen Abschnitten nordöstlich und östlich von Ypern.
Frühmorgens führten die Engländer einen heftigen Vorstoß nordöstlich von Wieltje, der verlustreich im Feuer und Nahkampf zusammenbrach.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am Chemin-des-Dames scheiterten mehrere nach Feuerwellen vorbrechende Erkundungsvorstöße der Franzosen südöstlich von Cerny.
Vor Verdun nahm abends der Artilleriekampf wieder größere Stärke an; außer Erkundungsgefechten keine Infanterietätigkeit.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
Französisches Feuer gegen Thiaucourt wurde erneut durch kräftige Beschießung von Noviant-aux-Pres erwidert.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Bei Dünaburg und Smorgon lebte die Feuertätigkeit erheblich auf; auch südwestlich von Luck, bei Tarnopol und am Zbrucz war die russische Artillerie rühriger als sonst.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Südlich von Tirgul Ocna wurden rumänische Angriffe gegen unsere Linien abgewiesen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Der Kampferfolg des 28. August in den Bergen nordwestlich von Focsani wurde gestern erweitert. Kraftvoller Stoß der bewährten Angriffstruppen warf den zähe sich wehrenden Feind aus Iresti und drängte ihn über die Höhen nördlich des Dorfes gegen das Susitatal zurück. Ein aus Schlesiern und Sachsen bestehendes Regiment zeichnete sich besonders aus. An 300 Gefangene und zahlreiche Maschinengewehre und Fahrzeuge wurden eingebracht. Heftige Entlastungsangriffe der Gegner, ohne Rücksicht auf Menschenverlust gegen die von uns nordöstlich und nördlich von Muncelul erkämpften Linien geführt, blieben erfolglos und ohne Einfluß auf die Angriffsbewegung westlich der Susita. Am Sereth und an der unteren Donau steigerte sich die Gefechtstätigkeit.
Mazedonische Front:
Die erhöhte Feuertätigkeit dauerte an, besonders südwestlich des Dojransees. Bei Ihuma und Alcak Mah unternahmen die Bulgaren erfolgreiche Streifen, bei denen mehrere französische Posten aufgehoben und Gefangene zurückgeführt wurden. Einige angreifende feindliche Kompagnien wurden durch Feuer vertrieben.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der Gipfel des San Marco bei Görz
Der Gipfel des San Marco bei Görz

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Alle italienischen Angriffe wiederum gescheitert

Wien, 30. August.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Deutsche Regimenter bauten ihre neuerlichen Erfolge nördlich von Focsani gestern durch Eroberung des Ortes Iresti aus, dessen Besitz gegen zahlreiche Angriffe behauptet wurde. Südlich von Ocna scheiterten feindliche Vorstöße. Weiter nördlich hob sich an zahlreichen Abschnitten der Ostfront die Kampftätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Der große Waffengang am Isonzo wurde auch gestern mit höchster Erbitterung fortgesetzt. Der Wall der Verteidiger widerstand siegreich den schwersten Anstürmen. Im Raume nördlich von Kal brachen in den Morgenstunden zwei starke italienische Angriffe zusammen. Bei Podlesce, Madoni und Britof warf der Feind den ganzen Tag über bis in die späte Nacht ununterbrochen neue Massen gegen unsere Stellung. Alle Anstürme prallten an der zähen Standhaftigkeit unserer Braven ab. Zu den vielen Kampfmitteln, mit deren Hilfe der Feind unseren Widerstand niederzuzwingen versucht, trat gestern ein neues, in diesem Gelände kaum erwartetes: östlich von Britof ritt italienische Kavallerie gegen unsere Verschanzungen an. Sie wurde von Maschinengewehren empfangen und vernichtet. Für die heldenhaften Kämpfer auf dem Monte San Gabriele brachte der 29. August abermals heiße Stunden. Immer wieder lief der Feind gegen das Bollwerk Sturm. Gegen Abend gelang es ihm, am Nordhang in unsere Gräben einzudringen. Nach Einbruch der Dunkelheit schritten in schwerem Unwetter unsere Truppen zum Gegenstoß. Neues Ringen endete mit regelloser Flucht der Italiener. Auch östlich von Görz ließ der Druck des feindlichen Heeres noch nicht nach. Waren am Vormittag nur Einzelangriffe abzuschlagen, so ging der Gegner nachmittags nach mehrstündigem Trommelfeuer neuerlich zu einem allgemeinen, breit angelegten Massenstoß über. Wieder fand sich das Gelände von San Marco im Brennpunkt der Kämpfe. Mit Bajonett und Handgranaten wurde hier wie überall zwischen St. Catharina und Vertoiba die erste Linie behauptet. Bei Costagnevica schob sich unsere Front nach einem erfolgreichen Überfall auf den Gegner etwas vor.
Neben anderen Truppen fanden in den jüngsten Kämpfen noch Abteilungen der Regimenter Nr. 10 (Przemysl) und Nr. 48 (Nagy-Kanisza) Gelegenheit, sich besonders hervorzutun. Die blutigen Verluste des Feindes sind außergewöhnlich schwer. Die Zahl der seit Beginn der 11. Schlacht eingebrachten Gefangenen ist auf mehr als 10000 gestiegen. Triest wurde vormittags zum zweiten Male, heute früh zum dritten Male innerhalb 48 Stunden von feindlichen Fliegern bombardiert. Den Angriffen fielen mehrere Einwohner zum Opfer, mehrere Privatgebäude wurden beschädigt.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im August 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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