Der Weltkrieg am 11. September 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französischer Angriff im Chaume-Walde gescheitert

Erfolgreiche Gefechte bei St. Quentin

Luftkrieg 1914-1918: Leutnant Voß
Leutnant Voß

Großes Hauptquartier, 11. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Der Artilleriekampf in Flandern erreichte an der Küste und im Bogen um Ypern zeitweilig große Stärke. Vorstöße der Engländer südöstlich von Langemarck und nördlich von Frezenberg wurden zurückgewiesen.
Bei Villeret, nordwestlich von St. Quentin, entspannen sich heute morgen neue Gefechte, die für uns günstig ausgingen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Unternehmungen französischer Erkundungstrupps, meist durch heftiges Feuer vorbereitet, wurden nordwestlich von Reims und in mehreren Abschnitten der Champagne zum Scheitern gebracht.
Auf dem östlichen Maasufer griffen gestern morgen starke französische Kräfte vom Fosses- bis zum Chaume-Wald (3½ Kilometer) an. Südlich des Wavrille-Waldes in unsere Kampfzone eingedrungener Feind wurde durch Gegenstoß geworfen. An der übrigen Front brachen die französischen Sturmwellen in unserem Abwehrfeuer verlustreich zusammen. Im Laufe des Tages noch mehrfach erfolgende Angriffsversuche des Gegners schlugen stets fehl. Im Nachdrängen schaben wir an einigen Punkten unsere Linien vor.
Leutnant Voß schoß gestern 3 feindliche Flieger ab; er erhöhte dadurch die Zahl seiner Luftsiege auf 45.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
Zwischen den russischen und unseren Stellungen vom Meer bis zur Düna zahlreiche Zusammenstöße von Vorsuppen. Der Feind büßte Gefangene ein. 
Vorstöße russischer Streifabteilungen im Waldgebiet nördlich von Husiatyn und am unteren Zbrucz wurden abgewiesen.
Front des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Im Südostzipfel der Bukowina sind die Russen zum Angriff übergegangen; sie errangen nur örtliche Vorteile bei Solka. 
Zwischen Trotus- und Oitoz-Tal hat der Feind seine vergeblichen Angriffe bisher nicht wiederholt.
Mazedonische Front:
Im Berggelände südwestlich des Ochridasees verwehrten deutsche und österreichisch-ungarische Kräfte den Franzosen gestern weiteres Vordringen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 11. September.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Solka in der Bukowina drückte ein russischer Angriff unsere Linien etwas zurück. Am Pruth und in Ostgalizien beiderseits lebhafte Erkundungstätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kampfpause am Isonzo dauert an. Mögen die Italiener immerhin noch weitere Angriffe beabsichtigen, so kann das bisherige Ergebnis der am 17. August entbrannten 11. Isonzoschlacht doch dahin festgestellt werden, daß auch diese neue Kampfprobe des Feindes keinerlei Änderung in der Kriegslage im Südwesten herbeizuführen vermochte und daß die Schlacht bis zur Stunde zweifellos einen neuen Mißerfolg der Italiener bedeutet.
Auf der Karsthochfläche bildet die Einnahme des Dorfes Selo, das zu Beginn der Kämpfe in unserer vordersten Linie lag, den einzigen Vorteil, der dem Gegner zufiel. Was wir am Südflügel der Karststellung an einzelnen Gräben vorübergehend verloren hatten, ist durch Gegenstöße zurückgenommen worden. Hatten unsere Führer und der Generalstab in rastloser, gründlicher Anwendung der Kriegserfahrung für die siegreiche Abwehr die Vorbedingung geschaffen, so errangen unsere braven Truppen - ihnen wie immer voran die Infanterie als ruhmreiche Trägerin schwersten Kampfes - in beispielgebendem Heldenmut neuerlich dauernden Ruhm.
Gleich erfolgbringend verliefen für unsere Tapferen Kämpfe im Wippachtal und bei Görz, wo nicht ein einziger schmaler Graben in Feindeshand verblieb.
Auf der Hochfläche von Bainsizza-Heiligengeist war den Italienern ein Anfangserfolg vergönnt, der unsere Führung veranlaßt, 15 Kilometer der Front auf 2 bis 7 Kilometer zurückzunehmen. Von da an scheiterten alle Versuche des Feindes durch mächtige Angriffe auf den Monte San Gabriele und gegen den Abschnitt nordöstlich davon, den unter großen Opfern errungenen ersten Raumgewinn zu einem operativen Erfolg auszubauen. Die Kriegslage am Isonzo ist durch die Ereignisse bei Vrh und Bainsizza in keiner Weise beeinflußt worden. Das Ringen um den Monte San Gabriele im besonderen wird stets dann anzuführen sein. wenn es Beispiele zähen, ruhmvollsten Verteidigungskampfes hervorzuheben gilt. Das italienische Kraftaufgebot in der 11. Isonzoschlacht - 48 Divisionen auf kaum ebensoviel Kilometer eingesetzt - sucht an Masseneinsatz in allen Angriffsschlachten des Weltkrieges seinesgleichen. Die italienischen Verluste entsprechen dieser Gefechtsführung. Sie betragen - 20000 Gefangene mitgezählt - nach strengster Berechnung 230000 Mann, also fast ein Viertel einer Million. Die Heeresgruppe des Generalobersten v. Boroevic darf auf den jüngsten Erfolg die beste Zuversicht setzen, daß an ihrem siegreichen Widerstand auch fernerhin alle Anstürme des um Länderraub kriegführenden Feindes zerschellen werden.
Albanien:
Der Feind ging gestern nachmittag gegen unsere Gebirgsstellungen östlich von Pogradec zum Angriff vor und wurde überall geschlagen. an zwei Stellen durch schneidigen Gegenstoß österreichisch-ungarischer Bataillone. Im Raume südlich von Berat wiesen unsere Sicherungstruppen feindliche Streifabteilungen in lebhaften Kämpfen zurück.
Ein italienisches Schiffsgeschwader beschoß auf der Gegend nördlich der Vojusamündung das alte, an geschichtlichen Erinnerungen reiche Kloster Pojani. Dieses wurde gleichzeitig von Fliegern bombardiert, welche mehrere Einwohner töteten.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Infanteriekämpfe in Mazedonien

Sofia, 11. September.
Mazedonische Front:
Schwaches Störungsfeuer in verschiedenen Frontabschnitten, nur im Cerna-Bogen mehrere kurze Feuerstürme. Südlich von Seres versuchte eine englische Kompagnie, gegen unsere Posten vorzugehen, wurde aber durch Feuer zurückgetrieben
Rumänische Front:
Bei Tulcea versuchte eine Aufklärungsgruppe des Feindes an unserem Ufer zu landen, wurde aber durch Feuer zerstreut. Bei Isaccea und Galatz nur vereinzelte Kanonenschüsse.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel. 11. September.
Kaukasusfront: Auf der ganzen Front war die Tätigkeit des Gegners wieder lebhaft. An verschiedenen Stellen stießen feindliche Patrouillen und größere Aufklärungsabteilungen gegen unsere Sicherungslinien vor, wurden aber überall abgeschlagen.
Sinaifront: Bei der Ghazagruppe wurden in der Nacht zum 10. September feindliche Patrouillenvorstöße zurückgewiesen.

 

Der 1. Weltkrieg im September 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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