Der
österreichisch-ungarische Heeresbericht:
Wien, 11. September.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Solka in der Bukowina drückte ein russischer Angriff unsere
Linien etwas zurück. Am Pruth und in Ostgalizien beiderseits lebhafte
Erkundungstätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Kampfpause am Isonzo dauert an. Mögen die Italiener immerhin
noch weitere Angriffe beabsichtigen, so kann das bisherige Ergebnis der
am 17. August entbrannten 11. Isonzoschlacht doch dahin festgestellt werden,
daß auch diese neue Kampfprobe des Feindes keinerlei Änderung
in der Kriegslage im Südwesten herbeizuführen vermochte und
daß die Schlacht bis zur Stunde zweifellos einen neuen Mißerfolg
der Italiener bedeutet.
Auf der Karsthochfläche bildet die Einnahme des Dorfes Selo, das
zu Beginn der Kämpfe in unserer vordersten Linie lag, den einzigen
Vorteil, der dem Gegner zufiel. Was wir am Südflügel der Karststellung
an einzelnen Gräben vorübergehend verloren hatten, ist durch
Gegenstöße zurückgenommen worden. Hatten unsere Führer
und der Generalstab in rastloser, gründlicher Anwendung der Kriegserfahrung
für die siegreiche Abwehr die Vorbedingung geschaffen, so errangen
unsere braven Truppen - ihnen wie immer voran die Infanterie als ruhmreiche
Trägerin schwersten Kampfes - in beispielgebendem Heldenmut neuerlich
dauernden Ruhm.
Gleich erfolgbringend verliefen für unsere Tapferen Kämpfe im
Wippachtal und bei Görz, wo nicht ein einziger schmaler Graben in
Feindeshand verblieb.
Auf der Hochfläche von Bainsizza-Heiligengeist war den Italienern
ein Anfangserfolg vergönnt, der unsere Führung veranlaßt,
15 Kilometer der Front auf 2 bis 7 Kilometer zurückzunehmen. Von
da an scheiterten alle Versuche des Feindes durch mächtige Angriffe
auf den Monte San Gabriele und gegen den Abschnitt nordöstlich davon,
den unter großen Opfern errungenen ersten Raumgewinn zu einem operativen
Erfolg auszubauen. Die Kriegslage am Isonzo ist durch die Ereignisse bei
Vrh und Bainsizza in keiner Weise beeinflußt worden. Das Ringen
um den Monte San Gabriele im besonderen wird stets dann anzuführen
sein. wenn es Beispiele zähen, ruhmvollsten Verteidigungskampfes
hervorzuheben gilt. Das italienische Kraftaufgebot in der 11. Isonzoschlacht
- 48 Divisionen auf kaum ebensoviel Kilometer eingesetzt - sucht an Masseneinsatz
in allen Angriffsschlachten des Weltkrieges seinesgleichen. Die italienischen
Verluste entsprechen dieser Gefechtsführung. Sie betragen - 20000
Gefangene mitgezählt - nach strengster Berechnung 230000 Mann, also
fast ein Viertel einer Million. Die Heeresgruppe des Generalobersten v.
Boroevic darf auf den jüngsten Erfolg die beste Zuversicht setzen,
daß an ihrem siegreichen Widerstand auch fernerhin alle Anstürme
des um Länderraub kriegführenden Feindes zerschellen werden.
Albanien:
Der Feind ging gestern nachmittag gegen unsere Gebirgsstellungen östlich
von Pogradec zum Angriff vor und wurde überall geschlagen. an zwei
Stellen durch schneidigen Gegenstoß österreichisch-ungarischer
Bataillone. Im Raume südlich von Berat wiesen unsere Sicherungstruppen
feindliche Streifabteilungen in lebhaften Kämpfen zurück.
Ein italienisches Schiffsgeschwader beschoß auf der Gegend nördlich
der Vojusamündung das alte, an geschichtlichen Erinnerungen reiche
Kloster Pojani. Dieses wurde gleichzeitig von Fliegern bombardiert, welche
mehrere Einwohner töteten.
Der Chef des Generalstabes.
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