Der Weltkrieg am 15. Oktober 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Kaiser Wilhelm II. in Konstantinopel
Kaiser Wilhelm II. begrüßt bei seinem Besuch in Konstantinopel den Scheich-ül-Islam 
Aufnahme vom 15. Oktober 1917

 Der deutsche Heeresbericht:

Rückzug der Russen auf der Insel Oesel

Großes Hauptquartier, 15. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Die Kampftätigkeit der Artillerien in Flandern war wechselnd stark. An der Küste und in einzelnen Abschnitten der Front zwischen Lys und Deule wurde das Feuer zeitweilig zu kräftiger Wirkung zusammengefaßt. In den ausgedehnten Trichterfeldern kam es mehrfach zu Erkundungsgefechten.
Im Artois griffen die Engländer mit starken Kräften zwischen der Scarpe und der Straße Cambrai-Arras in 4 Kilometer Breite an. Auf den Flügeln scheiterte der Ansturm im Feuer; in der Mitte drang der Feind in unsere Linien, von dort wurde er nachts durch Gegenstöße wieder vertrieben.
Bei St. Quentin lebte das Feuer vorübergehend auf. Die Kathedrale erhielt wieder 15 Granattreffer.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Ailettetal und Braye sowie im mittleren Teil des Chemin-des-Dames spielten sich tagsüber heftige Artilleriekämpfe ab.
Auch nördlich von Reims, in der Champagne und an der Maas steigerte sich zeitweise das Feuer.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auf der Insel Oesel wurden schnelle Fortschritte erzielt. In ungestümem Vorwärtsdrängen warfen unsere Infanterieregimenter und Radfahrerbataillone, vielfach ohne das Herankommen der Artillerie abzuwarten, den Feind, wo er sich stellte.
Die Halbinsel Sworbe wurde von Norden her abgeschnürt, während das Feuer unserer Schiffe die Landbatterien niederhielt.
Wir stehen vor dem brennenden Arensburg und sind im Vordringen im östlichen Teil der Insel, nach deren Ostküste die russischen Kräfte eilig zurückweichen, um über den Damm, der Oesel mit der Insel Moon verbindet, zu entkommen.
Unsere Torpedoboote sind in das Binnenfahrwasser zwischen Oesel und Dagö eingedrungen und haben in wiederholten Gefechten russische Seestreitkräfte in den Moon-Sund zurückgedrängt.
Mazedonische Front: 
Die Lage ist unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Arensburg genommen

Berlin, 15. Oktober, abends. (Amtlich.) 
Im Westen keine großen Kampfhandlungen. - Arensburg, die Hauptstadt der Insel Oesel, ist in unserer Hand.
1)

 

Die deutschen Seestreitkräfte bei der Besetzung von Oesel


Vizeadmiral Erhard Schmidt

Berlin, 15. Oktober. (Amtlich.) 
Im Anschluß an die Berichte der Obersten Heeresleitung über die von Heer und Flotte gemeinsam ausgeführte Besetzung der Insel Oesel wird hinsichtlich der Seestreitkräfte zusammenfassend bekanntgegeben:
Zur Landung eines Armeeteiles auf Oesel wurden bei Tagesanbruch des 12. Oktober von unseren Seestreitkräften unter dem Befehl des Vizeadmirals Erhard Schmidt die russischen Befestigungen an der Tagga-Bucht und dem Soelosund unter Feuer genommen und schnell niedergekämpft.
Gleichzeitig wurde von Torpedobootsflottillen und Motorbooten ein Vortrupp überraschend an Land geworfen. Ihnen folgten bald größere auf Transportdampfern herbeigeführte Truppenmassen, mit deren Unterstützung in kurzer Zeit ein Brückenkopf geschaffen war. Zur Unterstützung der Landung in der Tagga-Bucht wurden von anderen Teilen der Flotte die Befestigungen auf Zerel und bei Kilkond unter Feuer genommen. Um 7 Uhr morgens waren auch bei Pamerort die ersten Truppen gelandet. Nach dem Fallen der Küstenbatterien auf Hundsort und Ninnast wurde auch die Strandbatterie von Kap Toffri auf der Insel Dagö durch Schiffsgeschütze niedergekämpft. Die Durchfahrt durch den Soelosund zwischen Dagö und Oesel wurde erzwungen. Teile unserer Seestreitkräfte drangen in die Gewässer des Kassar-Wiek ein und trieben russische Zerstörer gegen den Moon-Sund zurück. Zur schnellen Einleitung unserer Erfolge haben neben U-Booten und der Flugaufklärung die Minensuch- und Räumverbände hervorragend beigetragen. Ihnen ist zu danken, daß in kurzer Zeit ein Weg durch die russischen Minenfelder geschaffen worden ist. Am 14. Oktober entwickelten sich im Kassar-Wiek erneut für uns erfolgreich verlaufende Gefechte, bei denen die russischen Streitkräfte wieder zurückgedrängt wurden. Hierbei wurde der große russische Torpedobootzerstörer "Grom" genommen und acht Mann seiner Besatzung gefangen. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

Zurück zur Seite:
Seekrieg 1917

 

Der Kaiser in Konstantinopel

Konstantinopel, 15. Oktober. 
Kaiser Wilhelm ist heute vormittag hier eingetroffen und vom Sultan, dem Hofe und der Regierung festlich empfangen worden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 15. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Bei andauernd ungünstigem Wetter kam es auch gestern nur auf dem Monte San Gabriele und im Wippachtale zu erhöhter Kampftätigkeit. Unternehmungen unserer Sturmtrupps brachten Erfolg. Italienische Vorstöße wurden abgewiesen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Ein englischer Hilfskreuzer versenkt

London, 15. Oktober. 
Die Admiralität gibt bekannt: 
Der bewaffnete Hilfskreuzer "Champagne" ist torpediert worden und gesunken. 5 Offiziere und 51 Mann sind dabei umgekommen.
Das Minenräumschiff "Begonia", das bedeutend überfällig ist, muß jetzt als mit allen Mannschaften verloren betrachtet werden.
1)

 

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com