Angriff
eines Luftschiffgeschwaders auf England
Vier
Luftschiffe auf französisches Gebiet verschlagen
Kapitänleutnant
Stabbert
Berlin,
21. Oktober.
In der Nacht vom 19. zum 20. Oktober griff ein
Marineluftschiffgeschwader England besonders erfolgreich an. Mit
rund 26 000 Kilogramm Bomben wurden die Industrieanlagen folgender
Plätze belegt: London, Manchester, Birmingham, Nottingham, Derby,
Lowestost, Hull, Grimsby, Norwich und Mappleton. Gute Spreng- und
Brandwirkung wurde überall beobachtet. Der Luftschiffkommandant
Kapitänleutnant Freiherr Preusch v. Buttlar-Brandenfels fuhr mit
seiner Besatzung den 14. Angriff gegen England, davon 4 gegen
London. Auf dem Rückmarsch von glänzend durchgeführter
Unternehmung sind 4 Luftschiffe unter Führung ihrer erprobten
Kommandanten, der Kapitänleutnants Stabbert, Kölle, Gayer (Hans)
und Schwander infolge außergewöhnlich starker Windversetzung und
dichten Nebels, der die Orientierung unmöglich machte, über das
französische Kampfgebiet geraten und dort, wie aus französischen
Nachrichten hervorgeht, abgeschossen oder zur Landung gezwungen
worden. Näheres über das Schicksal der einzelnen Schiffe und ihrer
Besatzungen ist zurzeit noch nicht bekannt.
Der
Chef des Admiralstabes der Marine.
Der
französische Heeresbericht meldet zu dem Verbleib der
Luftschiffe:
In der Nacht vom 19. zum 20. Oktober hat eine Anzahl Zeppeline
französisches Gebiet überflogen, ohne Schaden anzurichten. Von
unseren Luftabwehrabteilungen mit Geschützen beschossen, sind
mehrere Luftschiffe zerstreut und abgeschossen oder zur Landung
gezwungen worden; ein Zeppelin ist bei Samt Clément, 10 Kilometer
südöstlich von Lunéville, in Flammen heruntergekommen, ein
zweiter, von unseren Flugzeugen angegriffen, hat bei
Bourbonne-les-Bains landen müssen; die Besatzung ist
gefangengenommen, das Luftschiff unversehrt.
Paris,
21. Oktober. (Havas.)
Die bisher eingegangenen Meldungen lassen annehmen, daß 11 von
England gekommene Luftschiffe französisches Gebiet überflogen
haben. Das von Anfang an durch Nebel erschwerte Unternehmen hat sich
über einen großen Teil von England ausgedehnt, aber ein
unglückliches Ende genommen. Bei Tagesanbruch waren noch 8
Luftschiffe über Frankreich. Drei, die einigermaßen
zusammengeblieben waren, versuchten unsere Linien zwischen
Lunéville und Baccarat zu überfliegen, aber eins von ihnen wurde
in der Umgebung von Saint Clément durch die 174. Flugabwehrgruppe
abgeschossen; die beiden anderen konnten entkommen, wurden aber noch
durch vier unserer Flugzeugführer von den Geschwadern Nr. 77, 89
und 91 angegriffen, welche eines von ihnen 5000 Meter hoch
erreichten und auf Schußweite angriffen, jedoch durch Erschöpfung
ihrer Munition zur Aufgabe des Kampfes gezwungen waren und, im Nebel
verirrt, auf freiem Felde landen mußten. Alle anderen Luftschiffe
über unserem Gebiet wurden von unseren Fliegern angegriffen oder
gehetzt und abgeschossen oder soweit flugunfähig gemacht, daß sie
landen mußten.
Ein 6. Luftschiff wurde am 20. Oktober, 4 Uhr nachmittags, von dem
Fliegerkommando Fréfus gesichtet; eine Kampfstaffel nahm die
Verfolgung aus, verlor es aber gegen 5 Uhr aus den Augen, als es
nach der hohen See davonflog. Wenn dies nicht, was allerdings
wahrscheinlich ist, das Luftschiff von Montigny-le-Roi ist, von dem
man bisher die Hülle und den Rest der Mannschaft noch nicht
aufgefunden hat, so haben die Deutschen am 20. Oktober 6 Luftschiffe
verloren.
(Zusatz des W. T. B.: Wir verweisen auf den amtlichen deutschen
Bericht, nach dem 4 Luftschiffe verlorengegangen sind.)
Sisteron,
21. Oktober. (Havas.)
Zeppelin "L 45" war wegen noch nicht genau
festgestellten Ursachen gezwungen, zwischen Misson und Château Neuf
zu landen. Nach seiner Landung ist das Luftschiff von der Mannschaft
verbrannt worden, die aus dem Kommandanten Kölle, Oberleutnant Suz
und 19 Mann bestand. Sie sind sämtlich von Einwohnern verhaftet und
nach Laragne gebracht worden, wo sie gegenwärtig gefangen gehalten
werden.
Chaumont,
21. Oktober. (Havas.)
Zeppelin "L 49" ist morgens um 1 Uhr 19 Minuten bei
Bourbonne-les-Bains gelandet. Der Führer des Luftschiffes und 19
Mann Besatzung sind gefangengenommen worden. 1) |