Der Weltkrieg am 1. November 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

Großer Sieg in der friaulischen Ebene - Waffenstreckung von 60000 Italienern

Berlin, 1. November. (Amtlich.)
Seine Majestät hat für den 1. November für Preußen und Elsaß-Lothringen Flaggen und Viktoriaschießen befohlen.
Bei der Verfolgung in der friaulischen Ebene haben gestern hart östlich des unteren Tagliamento 60000 Italiener mit mehreren Geschützen die Waffen gestreckt.
Der bisherige Gewinn der 12. Isonzoschlacht ist damit auf über 180000 Gefangene und mehr als 1500 Geschütze gestiegen. - Die italienische 2. und 3. Armee haben eine schwere Niederlage erlitten.
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Die Offensive gegen Italien 1917: Gesprengte Brücke über den Tagliamento bei Pinzano
Gesprengte Brücke über den Tagliamento bei Pinzano

 Der deutsche Heeresbericht:

Die italienische Niederlage am Tagliamento

Seit Beginn der Offensive über 180000 Italiener gefangen

Großes Hauptquartier, 1. November.
Im Westen, Osten und in Mazedonien keine größeren Kampfhandlungen.
Italienische Front:
Unseren schnellen Schlägen im Osten, dem unvergleichlich zähen Ausharren unserer Truppen an allen Fronten, insbesondere im Westen, ist es zu danken, daß die Operationen gegen Italien begonnen und so erfolgreich weitergeführt werden konnten.
Gestern haben die verbündeten Truppen der 14. Armee dort einen neuen, großen Sieg erfochten.
Teile des feindlichen Heeres haben sich am Tagliamento zum Kampf gestellt.
Im Gebirge und in der Friaulischen Ebene bis zur Bahn Udine-Codroipo-Treviso ging der Feind fechtend auf das Westufer des Flusses zurück; Brückenkopfstellungen auf dem Ostufer hielt er bei Pinzano, Dignano und Codroipo. In einer von dort über Bertiolo-Pozzuolo-Lavariano auf Udine vorspringenden Nachhutstellung leistete er heftigen Widerstand, um den Rückzug seiner 3. Armee auf das westliche Ufer des Tagliamento zu decken.
Von Siegeswillen getrieben, von umsichtiger Führung in entscheidender Richtung angesetzt, errangen hier die deutschen und österreichisch-ungarischen Korps Erfolge, wie sie auch in diesem Kriege selten sind.
Die Brückenkopfstellungen von Dignano und Codroipo wurden von preußischen Jägern, bayerischer und württembergischer Infanterie im Sturm genommen.
Auf allen Kriegsschauplätzen bewährte brandenburgische und schlesische Divisionen durchbrachen von Norden her in unwiderstehlichem Anlauf die Nachhutstellungen der Italiener östlich des unteren Tagliamento und schlugen den Feind zurück, während erprobte österreichisch-ungarische Korps vom Isonzo her gegen die letzte dem Feinde verbliebene Übergangsstelle bei Latisana vorwärts drängten.
Durch den Stoß vom Norden abgeschnitten, streckten, beiderseits umfaßt, mehr als 60000 Italiener dort die Waffen. Mehrere hundert Geschütze fielen in die Hand der Sieger. Die Zahl der Gefangenen aus der in einer Woche so erfolgreich durchgeführten 12. Isonzoschlacht beläuft sich damit auf über 180000 Mann, die Summe der genommenen Geschütze auf mehr als 1500. Die sonstige Beute ist an diesen Zahlen zu bemessen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Der Feind über den Tagliamento geworfen

Berlin, 1. November, abends. (Amtlich.) 
Im Westen und Osten keine wesentlichen Ereignisse. - Am Tagliamento wurde der auf dem Ostufer bei Pinzano und Latisana noch haltende Feind geworfen oder gefangen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Schlacht bei Latisana

Das österreichische Küstenland befreit

Wien, 1. November.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Das Vordringen der Verbündeten in Oberitalien ist gestern durch einen neuen gewaltigen Erfolg gekrönt worden. Das Anstauen der zurückweichenden feindlichen Massen nordöstlich von Latisana bot der Führung Gelegenheit, starken italienischen Kräften durch Umfassung den Rückweg zu verlegen. Deutsche und österreichisch-ungarische Divisionen, die sich westlich von Udine dem Tagliamento näherten, wurden von Norden her angesetzt. Gleichzeitig stießen österreichisch-ungarische Kolonnen längs der Lagunen gegen Latisana vor. Zahlreiche in vollste Verwirrung geratene italienische Verbände in der Gesamtstärke von zwei bis drei Armeekorps wurden zum größten Teil abgeschnitten. In wenigen Stunden waren über 60000 Mann gefangengenommen und mehrere hundert Geschütze erbeutet. Österreichisch-ungarische und deutsche Truppen stehen überall am unteren und mittleren Tagliamento.
Vereinzelte Versuche des Feindes, im Mittellauf Brückenkopfstellungen zu behaupten, wurden durch ungesäumtes Zugreifen deutscher Regimenter vereitelt. Die im Gebiet des oberen Tagliamento vordringenden österreichisch-ungarischen Armeen überwinden, gebirgsgewohnt, in zähem Wollen alle Schwierigkeiten des Geländes. Solcher Art hat die 12. Isonzoschlacht in achttägiger Dauer zu einem über alles Maß glänzenden Erfolge geführt. Die österreichischen Küstenlande sind befreit, weite Strecken venezianischen Bodens liegen hinter den Fronten der Verbündeten. Der Feind hat in einer Woche über 180000 Mann an Gefangenen und 1500 Geschütze eingebüßt. Der große Sieg an den südwestlichen Toren der Monarchie ist eine neue unvergleichliche Kraftprobe der verbündeten Mächte und Völker, eine Kraftprobe, die eine stärkere Sprache reden wird als alles, was in den letzten Wochen bei Freund und Feind über Gegenwart und Zukunft geredet worden ist.
Östlicher Kriegsschauplatz und Albanien:
Nichts Neues.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im November 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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