Der Weltkrieg am 22. November 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Fortdauer der Schlacht von Cambrai - 
Höhen zwischen Brenta und Piave erstürmt

Jagdflieger 1. Weltkrieg: Leutnant von Eschwege
Leutnant v. Eschwege

Großes Hauptquartier, 22. November.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern beschränkte sich der Artilleriekampf auf Störungsfeuer, das erst am Abend zwischen Poelkapelle und Passchendaele an Heftigkeit zunahm.
Vorstöße englischer Abteilungen nördlich von Lens und südlich von der Scarpe wurden abgewiesen.
Der starken Feuersteigerung am gestrigen Morgen bei Riencourt folgten nur schwächere englische Angriffe, die in unserem Feuer zusammenbrachen.
Die Schlacht südwestlich von Cambrai dauert an.
Durch Masseneinsatz von Panzerkraftwagen und Infanterie und durch Vortreiben seiner Kavallerie suchte der Feind den ihm am ersten Angriffstage versagt gebliebenen Durchbruch zu erzwingen. Er ist ihm nicht gelungen. Wohl konnte er über unsere vorderen Linien hinaus geringen Boden gewinnen. Größere Erfolge vermochte er nicht zu erzielen.
Die von unserer Artillerie und den Maschinengewehren wirksam gefaßten und stark gelichteten Verbände traf der Gegenstoß unserer tapferen Infanterie. Auf dem Westufer der Schelde warf sie den Feind auf Anneux und Fontaine, auf dem östlichen Ufer in seine Ausgangsstellungen südlich von Rumilly zurück.
Vor und hinter unseren Linien liegen, auf das ganze Schlachtfeld verteilt, die Trümmer zerschossener Panzerkraftwagen. An ihrer Zerstörung hatten auch unsere Flieger und Kraftwagengeschütze hervorragenden Anteil.
Mit Einbruch der Dunkelheit ließ die Gefechtstätigkeit auf dem Schlachtfelde nach.
Südlich von Vendhuille hat der Feind seine Angriffe nicht wiederholt.
Eine starke französische Abteilung drang in der Südfront von St. Quentin in unsere Linie ein. Im Gegenstoß wurde sie hinausgeworfen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Im Zusammenhang mit dem englischen Angriff hat auch der Franzose zwischen Craonne und Berry-au-Bac mit starken Vorstößen gegen unsere Stellungen begonnen. Heftiger Feuerkampf, der vom frühen Morgen mit kurzer Feuerpause den ganzen Tag über anhielt, ging ihnen voraus.
Nordöstlich von La Ville-aux-Bois ist ein Franzosennest zurückgeblieben. In den anderen Abschnitten haben wir den Feind im Feuer und dort, wo er eindrang, im Nahkampf zurückgeschlagen.
Eigene Unternehmungen hatten Erfolg und brachten Gefangene ein.
Leutnant Böhme errang durch Abschuß eines feindlichen Fliegers seinen 22. Luftsieg.
Östlicher Kriegsschauplatz und mazedonische Front:
Nichts Besonderes.
Leutnant v. Eschwege brachte einen feindlichen Fesselballon zum Absturz und errang damit seinen 20. Luftsieg.
Italienische Front:
Tiroler Kaiserschützen und württembergische Truppen erstürmten zwischen Brenta und Piave die Gipfel des Monte Fontana Secca und des Monte Spinuccia.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

U-Boot-Beute im Oktober: 674000 Tonnen

Berlin, 22. November. 
Im Monat Oktober sind durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte insgesamt 674000 Brutto -Registertonnen des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschiffsraums versenkt worden. Hiermit erhöhen sich die bisherigen Erfolge des uneingeschränkten U-Boot-Krieges auf 7649000 Brutto-Registertonnen. 

  Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 22. November.
Amtlich wird verlautbart:
Westlich des Monte Meletta wurden italienische Angriffe durch Gegenstoß abgewiesen. Zwischen Brenta und Piave erstürmten Kaiserschützen vom 1. Regiment und Württemberger den Monte Fontana Secca und den Monte Spinuccia. Auf der Fontana Secca nahmen wir 200 Alpini gefangen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der türkische Heeresbericht:

Englische Angriffe an der Palästina-Front gescheitert

Konstantinopel, 22. November.
Sinai-Front:
Nach den Gefechten bei Gaza und Bir es Seba leisteten unsere Truppen bei den weiteren Operationen dem Gegner Widerstand und brachten ihm mehrfach Verluste bei. Zurzeit stehen unsere Truppen hinter dem Audscha- und Abu-Ledscha- Abschnitt, anschließend
etwa in der Linie Dschenanniye bei Likja Karjetel-Inab Safa. Weiter südlich stehen sie mit den Patrouillen des Feindes in Berührung. Zu einem ernsten Gefecht kam es erst vorgestern wieder. In breiter Front und mit der Absicht, beide Flügel zu umfassen, griff der Feind am 20. November eine unserer Gruppen an. Mehr als eine Kavalleriedivision und mehrere Infanteriebrigaden, unterstützt durch Artillerie und Kavallerie, setzte der Gegner ein. Der Angriff scheiterte auf der ganzen Linie. Der auf dem rechten Flügel abgeschlagene Angreifer wurde durch das geschickte Eingreifen von Reserven in Richtung Beth Kja flankiert und zum Zurückgehen gezwungen. Mehrere Maschinengewehre und Gefangene blieben in unserer Hand. In der Front wurden alle Angriffe abgeschlagen und eine Umgehungsbewegung gegen unseren linken Flügel frühzeitig verhindert.

 

Der 1. Weltkrieg im November 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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