Der Weltkrieg am 23. Dezember 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Erkundungsgefechte zwischen Arras und St. Quentin

Großes Hauptquartier, 23. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Vom Blankaartsee bis zur Deule hielt lebhaftes Artilleriefeuer bis zur Dunkelheit an. Von einem an der Bahn Boesinghe-Staden durchgeführten Unternehmen wurden 30 Engländer gefangen eingebracht.
Beiderseits der Scarpe und südlich von St. Quentin entwickelte sich am Nachmittage rege Feuertätigkeit. Zahlreiche erfolgreiche Erkundungsgefechte zwischen Arras und St. Quentin.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zu beiden Seiten der Maas nahm in den Abendstunden das Artilleriefeuer zu.
Die tagsüber in vielen Abschnitten sehr starke Fliegertätigkeit blieb auch bei mondheller Nacht rege. Sheerneß, Dover, Dünkirchen sowie Bahnanlagen und Munitionslager hinter der englischen und französischen Front wurden kräftig mit Bomben belegt.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.
Mazedonische Front: 
Gefechtstätigkeit blieb gering.
Italienische Front:
Ein Vorstoß der Italiener gegen die Höhen westlich vom Monte Asolone scheiterte.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Der Kaiser bei den Verdun-Kämpfern

Berlin, 23. Dezember. 
Der Kaiser besuchte am 21. Dezember die Nordfront von Verdun, heftete dem Oberbefehlshaber General v. Gallwitz den Schwarzen Adlerorden an und überreichte dem Chef des Generalstabes der Armee den Orden Pour le mérite. Sodann trat der Kaiser eine dreistündige Rundfahrt östlich der Maas an. An zwei Stellen der Rue Nationale waren geschlossene Verbände zur Besichtigung aufgestellt. Der Kaiser richtete an die versammelten Offiziere warme Worte des Dankes. "Ohne die stillen, heldenmütigen Kämpfer an der Westfront", führte der Kaiser aus, "wäre niemals die ungeheure Entfaltung der deutschen Streitkräfte im Osten und in Italien möglich geworden. Der Krieger im Westen hat entsagungsvoll seinen Leib hingehalten, damit die Kampfbrüder an der Düna und am Isonzo von Sieg zu Sieg eilen konnten. Die furchtbaren Kämpfe auf den blutigen Höhen 304 und 344 und am Vaux-Kreuz sind nicht umsonst gewesen. Eine neue Grundlage für die Kampfführung ist geschaffen."
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Der Kaiser über die Verteidigungsschlachten im Westen

Berlin, 23. Dezember. 
An die 2. Armee hat der Kaiser am 22. Dezember folgende Ansprache gerichtet:
"Kameraden! 
Das Jahr 1917 neigt sich seinem Ende zu, und da war es mir ein Bedürfnis, wieder einmal die Westfront und ihre heldenhaften Kämpfer zu besuchen.
Ein ereignisvolles Jahr ist es für das deutsche Heer und das deutsche Vaterland gewesen. Gewaltige Schläge sind gefallen, und große Entscheidungen haben Eure Kameraden im Osten herbeiführen können. Es ist aber kein Mann, kein Offizier und kein Führer auf der ganzen Ostfront, wo ich sie auch gesprochen habe, der nicht rückhaltlos erklärte: Wenn unsere Kameraden im Westen nicht standgehalten hätten, könnten wir das hier nicht tun.
Der taktische und strategische Zusammenhang zwischen den Schlachten an der Aisne, in der Champagne, im Artois, in Flandern und bei Cambrai und den Vorgängen im Osten und in Italien ist so klar, daß es sich erübrigt, ein Wort darüber zu verlieren. Einheitlich geführt, schlägt das deutsche Heer auch einheitlich.
Um diese Offensivschläge führen zu können, mußte ein Teil des Heeres in der Defensive verharren, so hart es auch einen deutschen Soldaten ankommt. Eine solche Verteidigungsschlacht, wie sie im Jahre 1917 geführt worden ist, sucht aber ihresgleichen. Ein Bruchteil des deutschen Heeres hat die schwere Ausgabe auf sich genommen, seinen Kameraden im Osten den Rücken unbedingt zu decken und freizuhalten, und hat das gesamte englische und französische Heer gegen sich gehabt.
Große Vorbereitungszeit, unerhörte Mittel der Technik und Massen an Munition und Geschützen hat der Gegner zusammengetragen, um über Eure Front hinweg den so stolz von ihm verkündeten Einzug in Brüssel halten zu können. Nichts hat der Feind erreicht.
Das Gewaltigste, das je von einem Heer geleistet worden ist, und was in der Kriegsgeschichte noch nicht dagewesen ist, das hat das deutsche Heer vollbracht. Das ist kein überhebendes Lob, das ist Tatsache, weiter nichts!
Dieses gewaltige Werk haben auch die Truppenteile durchgeführt, deren Abordnungen heute vor mir stehen. Der Dank, den ich Ihnen ausspreche, gebührt aber nicht allein ihnen, sondern auch denen, die ich hier nicht sehen kann, denen, die im Lazarett liegen, und denen, die der grüne Rasen deckt.
Ich schließe an den Dank des Feldmarschalls Hindenburg, der mich besonders gebeten hat, den Kämpfern im Westen seinen Dank auszusprechen, da er sein Vertrauen auf ihr Durchhalten bestätigt gesehen hat, und es ihm ermöglicht wurde, die großen strategischen Folgen daraus zu ziehen.
Bei jeder neuen Nachricht ist mir immer wieder von Eingeweihten und Uneingeweihten, von jedem Menschen das Wort gesprochen worden: Wie ist es gemacht worden? Diese Bewunderung soll Euch ein Lohn und zu gleicher Zeit eine Freude sein. Weder noch so Großes, noch so überwältigendes vermag das, was Ihr geleistet habt, irgendwie in den Schatten zu stellen oder zu übertreffen.
Es hat das Jahr 1917 mit seinen großen Schlachten gezeigt, daß das deutsche Volk einen unbedingt sicheren Verbündeten in dem Herrn der Heerscharen dort oben hat. Auf den kann es sich bombenfest verlassen, ohne ihn wäre es nicht gegangen.
Jeder von Euch mußte seine Kräfte bis zum äußersten hergeben, ich weiß, daß jeder einzelne in dem unerhörten Trommelfeuer übermenschliches geleistet hat. Es mag oft ein Gefühl dagewesen sein: Wäre doch noch etwas hinter uns, wäre doch Ablösung da. Sie ist gekommen! Der Schlag im Osten hat dazu geführt, daß dort augenblicklich die Kriegsstürme schweigen, vielleicht, so Gott will, für immer.
Schon gestern habe ich in der Umgebung von Verdun Eure Kameraden gesprochen und gesehen, und da war es wie eine Witterung von Morgenluft, die durch die Gemüter ging.
Ihr habt nicht mehr das Gefühl, allein zu sein.
Auf das ganze Vaterland und bis hinüber zum Feinde wirkt der große Erfolg der Siege der letzten Zeit, der Großkampftage in Flandern und von Cambrai, wo der erste vernichtende Offensivstoß den übermütigen Briten traf, der ihm zeigte, daß noch der alte Offensivgeist in unseren Truppen steckt trotz dreijähriger Kriegsleiden. Was noch vor uns steht, wissen wir nicht, wie aber in diesen letzten vier Jahren Gottes Hand sichtbar regiert hat, Verrat bestraft und tapferes Ausharren belohnt, das habt Ihr alle gesehen, und daraus können wir die feste Zuversicht schöpfen, daß auch fernerhin der Herr der Heerscharen mit uns ist. Will der Feind den Frieden nicht, dann müssen wir der Welt den Frieden bringen dadurch, daß wir mit eiserner Faust und mit blitzendem Schwerte die Pforten einschlagen bei denen, die den Frieden nicht wollen."
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Westfront 1917

 

Hindenburgs Weihnachtszuversicht

v. Hindenburg
v. Hindenburg

Berlin, 23. Dezember. 
Von einer Anzahl Zeitungen darum gebeten, stellt der Generalfeldmarschall allen folgenden Leitspruch für die Weihnachtsnummer zur Verfügung : Der Segen Gottes ruhte 1917 auf unseren Waffen. Er wird 1918 unsere gerechte Sache zu einem siegreichen Ende führen!

Großes Hauptquartier, 24. Dezember. 

v. Hindenburg, Generalfeldmarschall. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Beginn der Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk

Wien, 23. Dezember.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Waffenstillstand.
Die Friedensverhandlungen wurden am 22. Dezember 4 Uhr nachmittags in Brest-Litowsk eröffnet.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Infolge ungünstiger Witterung und Sichtverhältnisse blieb die Gefechtstätigkeit im allgemeinen
gering. Feindliche Teilvorstöße scheiterten.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 23. Dezember.
Mazedonische Front:
Auf der ganzen Front die gewöhnliche Feuertätigkeit, die zwischen Wardar und Dojransee etwas lebhafter war. In der Gegend von Moglena und längs der unteren Struma verjagten wir mehrere feindliche Erkundungsabteilungen.

 

Drei englische Zerstörer torpediert

Hoek van Holland, 23. Dezember. 
(Meldung der Niederländischen Telegraphenagentur.)
Drei englische Zerstörer sind in der Nähe des Maas-Leuchtschiffes torpediert worden. Einzelheiten fehlen.
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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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