Der Weltkrieg am 20. Januar 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Heftige Artilleriekämpfe an der englischen Front

Großes Hauptquartier, 20. Januar. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Ostende wurde von der See her beschossen. Heftige Artilleriekämpfe dauerten im Stellungsbogen nordöstlich von Ypern bis spät in die Nacht hinein an. Zu beiden Seiten der Lys, am La Bassée-Kanal sowie zwischen Lens und St. Quentin hat die Gefechtstätigkeit zugenommen. Mit besonderer Stärke lag englisches Feuer tagsüber auf unseren Stellungen südlich von der Scarpe. Die französische Artillerie war nur in wenigen Abschnitten lebhaft. Feuersteigerung trat zeitweilig im Maasgebiet sowie nördlich und südlich vom Rhein-Marne-Kanal ein.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues. 
An der mazedonischen und italienischen Front ist die Lage unverändert.

Der Erste Generalquartiermeister
   Ludendorff.
1)

 

Einigung über den Frieden mit der Ukraine

Brest-Litowsk, 20. Januar.
Die bisherigen Verhandlungen, die zwischen den Delegationen der Mittelmächte einerseits und den der ukrainischen Volksrepublik anderseits geführt worden sind, haben das Ergebnis gezeitigt, daß über die Grundlagen eines abzuschließenden Friedensvertrages eine Einigung erzielt worden ist. Der Kriegszustand soll als beendet erklärt und der Entschluß der Parteien bekräftigt werden, fortan in Friede und Freundschaft miteinander zu leben; die an der Front einander gegenüberstehenden Truppen sollen mit Friedensschluß zurückgezogen werden; alle Beteiligten sind darüber einig, daß der Friedensvertrag für die sofortige Aufnahme eines geregelten wirtschaftlichen und rechtlichen Verkehrs Vorsorge zu treffen haben wird, auch diplomatische und konsularische Beziehungen sollen alsbald aufgenommen werden.
Mit Feststellung der wesentlichen Grundzüge des Friedensvertrages sind die Verhandlungen an einem Punkte angelangt, der es den Delegationen zur Pflicht macht, mit den heimischen verantwortlichen Stellen in Fühlung zu treten; ein Teil der bevollmächtigten Vertreter sieht sich veranlaßt, diesen Stellen persönlich über den Gang der Verhandlungen Bericht zu erstatten und deren Zustimmung zu dem Vereinbarten einzuholen.
Alle Delegationen sind darüber einig, daß die hierdurch notwendig werdende Aussetzung der Verhandlungen so kurz als möglich bemessen sein soll. Sie haben sich daher zugesagt, sofort nach Brest-Litowsk zurückzukehren, und sind entschlossen, sodann im Rahmen der ihnen erteilten Ermächtigungen den Friedensvertrag abzuschließen und zu unterzeichnen.
Hiermit ist es zum ersten Male in diesem die Welt erschütternden Kriege gelungen, die Grundlagen zur Herstellung des Friedenszustandes zu finden.

 

Auflösung der russischen Konstituante durch die Sowjets

Petersburg, 20. Januar. (Meldung der Petersburger Telegrafenagentur.)
Heute trat der Ausführende Hauptausschuß der Sowjets der Arbeiter, Bauern und Soldaten zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen und beschloß um 1 Uhr 30 Minuten nachmittags die Auflösung der Verfassunggebenden Versammlung.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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