Der Weltkrieg am 29. August 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

BRITISCHER HEERESBERICHT

Leichte französische Tanks beim Vormarsch
Leichte französische Tanks beim Vormarsch
Aufnehme vom 29. August 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Noyon geräumt

Fortsetzung des schweren Ringens von Arras bis Bapaume

Großes Hauptquartier, 29. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Böhn:
Auf dem Schlachtfelde südlich von Arras brach am frühen Morgen dicht südlich der Scarpe ein englischer Angriff im Feuer zusammen. Um Mittag nahm der Feind seine Durchbruchsversuche mit neuer Wucht wieder auf. Zwischen Scarpe und Sensée-Bach setzte er fünfmal zum Angriff an. Pommersche und westpreußische Regimenter brachen auch gestern wieder den Ansturm des Feindes. Durch flankierendes Feuer ihrer Artillerie wirksam unterstützt warfen sie jedesmal den Feind wieder zurück. Boiry Notre Dame war Brennpunkt erbitterten Kampfes. Dreimal wurden die Trümmer des Ortes im Gegenstoß dem Feinde wieder entrissen. Bei erneutem feindlichen Angriff am Abend blieb der Ort in Feindeshand. Der Hauptstoß des englischen Angriffs traf württembergische Regimenter beiderseits der Straße Arras-Cambrai. Siebenmal stürmte der Feind vergeblich an. Panzerwagen fuhren auf und neben der Straße immer wieder von neuem heran, in tiefer Gliederung folgte die Infanterie. Sie blieb im Feuer unserer Maschinengewehre und in vorderster Linie auffahrender Geschütze liegen. Wo der Feind in unsere Stellung eindrang, warf ihn unser Gegenstoß wieder völlig zurück.
Südlich von Croisilles und südöstlich von Mory wurden englische Angriffe abgewiesen. Südwestlich von Bapaume keine Infanterietätigkeit. Auf der Stadt selbst lag schweres englisches Feuer. Bei den Kämpfen am 27. August um Thilloy tat sich das Infanterie-Regiment Nr. 206 besonders hervor. Seine 9. Kompagnie hielt den Westrand des Ortes, obwohl sie durch feindlichen Einbruch nördlich von ihr im Rücken bedroht war, bis zur letzten Patrone und dann mit dem Bajonett. Aus selbständigem Entschluß kam ihr die 3. Kompagnie desselben Regiments zur Hilfe und warf den Feind aus dem Orte wieder hinaus.
Nördlich der Somme erneuerte der Feind am frühen Morgen seine Angriffe zwischen Flers und Curlu. Bei Hardecourt drang er in unsere Linien ein. Im Gegenangriff warf ihn das Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 unter Führung seines Kommandeurs, Major Otto, im Verein mit hessischen Kompagnien wieder zurück.
Zwischen Somme und Oise blieben Vortruppen vor unseren neuen Stellungen in Gefechtsfühlung mit dem Feinde, der am 27. August nur zögernd, gestern schärfer über Dompierre-Belloy-Nesle-Beaulieu-Suzoy folgte. Sie zwangen ihn mehrfach zu verlustreichem Angriff und wichen dann aus. Südwestlich von Noyon griff der Feind nach stärkster Feuervorbereitung unsere alten Linien an; sie waren von uns nicht mehr besetzt. Noyon lag unter schwerstem Feuer der Franzosen. Die Stadt liegt vor unserer Kampffront.
Nördlich der Aisne nahm der Franzose unter Heranziehung von Amerikanern seine Angriffe wieder auf. Unter schweren Verlusten wurden sie abgewiesen. Am Paslykopf schlugen Kavallerie -Schützenregimenter fünfmaligen Ansturm des Feindes zurück; mehrere Panzerwagen wurden zerschossen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Die neuen Linien östlich Bapaume - östlich Noyon

Berlin, 29. August, abends. (Amtlich.)
Südöstlich von Arras haben sich am Nachmittage neue Kämpfe entwickelt. Vorfeldgefechte vor unseren neuen Linien: östlich Bapaume - Péronne - östlich Noyon. Infanteriekämpfe an der Ailette. Zwischen Ailette und Aisne sind besonders starke Angriffe von Franzosen und Amerikanern unter schwersten Verlusten für den Feind völlig gescheitert. Bisher sind mehr als 50 zerschossene Panzerwagen gemeldet.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 29. August.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
In den Judikarien bei Bezzecca und auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden Erkundungsgefechte. Sonst nichts von Belang.
Albanien:
Zwischen Janica und Vojusa sowie im Südteil des Tomorgebirges hat der Feind erneut Stellung genommen.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der britische Heeresbericht:

29. August 1918.
Die glücklichen Angriffe der I., III., und IV. britischen Armee seit dem 8.August haben die Stellungen des Feindes aus der früheren Somme-Front unhaltbar gemacht. Auf der ganzen Front südlich von Bapaume wurde der Feind zum Aufgeben des Geländes gezwungen, das er während der Monate März und April unter großen Opfern errungen hatte. Er erlitt schwere Verluste an Leuten, Kanonen und Material. Wir erreichten das Westufer der Somme gegenüber Brie und Péronne. Wir nahmen Ham. Nördlich dieses Dorfes schritten wir auf der Linie Combles - Morval - Beaulencourt - Fremicourt vor. Heute Morgen bemächtigten sich die neuseeländischen Truppen Bapaumes, indem sie die feindliche Nachhut zurückschlugen. Im Abschnitt nördlich von Bapaume sucht der Feind seine Stellungen noch zu bewahren. Nach heftigen Kämpfen in der Umgebung von Vraucourt, Ecoust-St-Mein und Hendecourt-les-Cagnicourt rückten unsere Truppen vor und machten eine große Anzahl Gefangener. Nördlich der Scarpe erlaubte uns eine glückliche Operation, uns in den Stellungen von Greenland-Hill, von wo uns ein feindlicher Gegenangriff vom 28. August verjagt hatte, wieder einzurichten.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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