Der Weltkrieg am 28. August 1918

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FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Der schwere Abwehrkampf südlich der Scarpe

Der 1. Weltkrieg: Oberleutnant Boelcke vom Grenadier-Regiment Nr. 89
Oberleutnant Boelcke

Großes Hauptquartier, 28. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Böhn:
Bei Langemarck und nördlich der Lys wurden feindliche Teilangriffe abgewiesen.
Die Armee des Generals v. Below (Otto) stand gestern wiederum in schwerem Kampf. Der Schwerpunkt der englischen Angriffe lag südlich der Scarpe. Durch Masseneinsatz von Panzerwagen, englischer und kanadischer Infanterie suchte der Feind beiderseits der Heerstraße Arras Cambrai erneut den Durchbruch zu erzwingen. Unsere in der Linie Pelves - östlich von Monchy - Croisilles kämpfenden Truppen pommersche, westpreußische, hessen-nassauische und elsässische Regimenter haben den mit gewaltiger Übermacht an Menschen und Material am frühen Morgen geführten Stoß des Feindes in erbittertem Kampf dicht östlich von Pelves, bei Vis en Artois und Croisilles aufgefangen. Im Verein mit württembergischen Bataillonen brachten sie die am Nachmittage mit erneuter Kraft in tiefer Gliederung an der Heeresstraße vorgetragenen feindlichen Angriffe zum Scheitern. Auch mehrfach wiederholte Anstürme des Gegners gegen Boiry Notre Dame und nordöstlich von Croisilles brachen zusammen. Der Feind hat gestern schwerste Verluste erlitten. Viele Panzerwagen wurden durch Geschütze und Minenwerfer aus vorderster Linie vernichtet. Batterien des Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 26 feuerten bei Vis, offen vor unserer Infanterie auffahrend, aus nächster Entfernung in die dichten Linien des Feindes. Der Kampf griff gegen Mittag auch auf das Nordufer der Scarpe und nach Süden bis Mory über. Mehrmalige Angriffe des Feindes wurden hier abgewiesen.
Beiderseits von Bapaume blieb die Kraft der feindlichen Angriffe gegen die Vortage zurück. Der Engländer, der beiderseits der Stadt überraschend und mit Artillerievorbereitung, aber ohne Einsatz von Panzerwagen mehrfach vorstieß, wurde überall zurückgeschlagen.
Nördlich der Somme führte der Engländer heftige Angriffe gegen unsere neuen Linien zwischen Flers und Curlu. Wir wiesen sie ab und nahmen Flers und Longueval, wo der Feind vorübergehend eindrang, im Gegenangriff wieder. Südlich der Somme scheiterten Teilvorstöße des Gegners.
Zwischen Somme und Oise haben wir unsere Linien vom Feinde abgesetzt, die Trümmerfelder Chaulnes und Roye ihm somit kampflos überlassen. Durch unsere erfolgreiche Abwehr war der Gegner seit dem 20. August zum Einstellen seiner Angriffe an dieser Front gezwungen worden. Dadurch wurde die reibungslose Durchführung unserer Bewegungen ermöglicht, die sich in den letzten Nächten vom Feinde völlig ungestört vollzogen. Zwischen Oise und Aisne blieb die Gefechtstätigkeit auf kleinere Infanteriekämpfe beschränkt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
An der Vesle brachten mecklenburgische Grenadiere dank tatkräftigen Eingreifens ihres Führers , Oberleutnant Boelcke vom Grenadier-Regiment Nr. 89, einen Angriff der Amerikaner gegen Bazoches zum Scheitern. Badische Truppen erstürmten Fismette im Vesletal. Bei beiden Unternehmungen erlitt der Amerikaner schwere Verluste und ließ mehr als 250 Gefangene in unserer Hand. In den Argonnen wurden bei erfolgreichem Vorstoß Italiener gefangen.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erneute vergebliche Durchbruchsversuche

Berlin, 28. August, abends. (Amtlich.)
Südöstlich von Arras sind erneute Durchbruchsversuche des Feindes gescheitert. Nördlich von Bapaume und nördlich der Somme brachen englische Angriffe unter schweren Verlusten zusammen. Zwischen Somme und Oise Vorfeldkämpfe vor unseren neuen Stellungen. Französische Angriffe nördlich der Aisne wurden blutig abgewiesen.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 28. August.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
An den Gebirgsfronten rege Erkundungstätigkeit.
Albanien:
In Albanien wurde unter Nachhutkämpfen neuerlich Bodengewinn erzielt.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 28. August.
Mazedonische Front:
Bei Bitolia, an verschiedenen Orten im Cernabogen und östlich Dobropolje wurde das beiderseitige Artilleriefeuer von Zeit zu Zeit stärker. Von Huma bis zum Wardar nahm die Kampftätigkeit an Heftigkeit zu. Eine griechische Sturmabteilung versuchte, sich unseren Gräben südlich Huma zu nähern , wurde aber durch Feuer verjagt. Kompagnien englischer Infanterie griffen tiefgegliedert mehrmals nacheinander nach heftiger, langer Artillerievorbereitung unsere vorgeschobenen Posten bei Altschak Mahle und bei dem Dorfe Schove an, wurden aber jedesmal, bevor sie die Drahtverhaue erreichten , durch die Wachsamkeit unserer Posten unter Verlusten zersprengt. Östlich des Wardar, bei dem Dorfe Matschukovo, heftiges Artilleriefeuer, auf das unsere Batterien lebhaft antworteten.

 

Der türkische Heeresbericht:

Bomben und Flugblätter auf Konstantinopel

Konstantinopel, 28. August.
Von der Küste bis zum Jordan nur geringe Gefechtstätigkeit. Auf dem Ostjordanufer lag heftiges feindliches Artilleriefeuer in der Gegend Tell Himrin. Reger Verkehr beim Gegner an der Jordanmündung. Fendliche Aufklärungsabteilungen wurden von uns vertrieben.
Ein Rebellenvorstoß südlich Tebuk scheiterte nach langem Kampf an der tapferen Haltung unserer Postierungen und herbeigeeilten Verstärkungen.
Feindliche Flieger warfen in der Nacht vom 27. zum 28. August Bomben und Flugblätter aufhetzenden Inhalts auf Konstantinopel. Durch die Bomben wurde sehr geringer Sachschaden verursacht, ein Kind getötet, elf Personen verwundet.

 

Der französische Heeresbericht:

28. August 1918.
Im Laufe des Tages setzten unsere Truppen die Verfolgung des Feindes fort, der unter unserem siegreichen Drucke seinen Rückzug auf einer Front von ungefähr 30 km sehr beschleunigte. Wir erreichten die Höhen des linken Somme-Ufers von Cizacourt bis in die Gegend östlich von Nesle. Nördlich der Oise eroberten wir Suzoy, Pont l´Eveque, Vauchelles und Porquericourt.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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