Der Weltkrieg am 4. September 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Der 1. Weltkrieg: Nebelschießen im Gebiet des Kemmel
Nebelschießen im Gebiet des Kemmel
Aufnahme vom 4. September 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Frontlinien zwischen Scarpe und Somme

Großes Hauptquartier, 4. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Böhn:
Beiderseits der Lys hat sich der Feind in ständigem Kampf mit unseren Vortruppen bis in Linie Wulvergem - Nieppe - Bac St. Maur - Laventie - Richebourg vorgearbeitet. Unsere gemischten Abteilungen haben ihn in diesen Kleinkämpfen wirksam geschädigt und ihm durch Vorstoß und Angriff Gefangene abgenommen.
An der Schlachtfront zwischen Scarpe und Somme verlief der Tag ruhig. Wir hatten während der vorletzten Nacht unsere Truppen in Linie Arleux - Moeuvres - Manancourt zurück-genommen. Diese seit einigen Tagen schon vorbereiteten Bewegungen wurden plangemäß und ungestört vom Feinde durchgeführt. Der Gegner ist erst am Nachmittage zögernd gefolgt. An der Front zwischen Moislains und Péronne hat der Feind seine Angriffe gestern nicht wiederholt.
Beiderseits von Noyon führte der Franzose stärkere Angriffe, die sich im besonderen gegen das Höhengelände zwischen Campagne und Bussy richteten. Der Feind, der hier viermal am Vormittage und am Nachmittage vergeblich gegen die bewährte 231. Infanteriedivision anstürmte, wurde ebenso wie an den übrigen Angriffsabschnitten restlos abgewiesen.
An der Ailette Erkundungsgefechte. Vorstöße des Feindes gegen Coucy le Château scheiterten. Zwischen Ailette und Aisne setzte der Franzose im Verein mit Amerikanern und Italienern nach stärkster Feuerwirkung zu erneuten Angriffen an; sie wurden vielfach nach erbittertem Nahkampf abgewiesen.
Wir schossen gestern 22 feindliche Flugzeuge und 7 Fesselballone ab. Leutnant Rumey errang seinen 30. Luftsieg.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Südlich von Ripont brachten wir von erfolgreichem Vorstoß in die französischen Gräben Gefangene und Maschinengewehre zurück.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Neue Angriffe zwischen Ailette und Aisne abgewiesen

Berlin, 4. September, abends. (Amtlich.) 
Bisher sind keine größeren Kampfhandlungen gemeldet. Zwischen Scarpe und Somme fühlte der Feind an unsere neuen Linien heran. Zwischen Ailette und Aisne wurden erneute Angriffe der Franzosen abgewiesen.
1)

 

Eine Kundgebung Hindenburgs an das deutsche Volk

Berlin, 4. September.
Amtlich wird eine längere Kundgebung des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg mitgeteilt, datiert Großes Hauptquartier, den 2. September. Darin heißt es u. a.: 
"Wir stehen in schwerem Kampf mit unseren Feinden. Wenn zahlenmäßige Überlegenheit allein den Sieg verbürgte, läge Deutschland längst zerschmettert am Boden. Der Feind weiß aber, daß Deutschland und seine Verbündeten mit den Waffen allein nicht zu besiegen sind. Der Feind weiß, daß der Geist, der unserer Truppe und unserem Volke innewohnt, uns unbesiegbar macht. Deshalb hat er neben dem Kampf gegen die deutschen Waffen den Kampf gegen den deutschen Geist aufgenommen. Der Feind überschüttet unsere Front nicht nur mit einem Trommelfeuer der Artillerie, sondern auch mit einem Trommelfeuer von bedrucktem Papier. Er will vor allen Dingen auch den Geist in der Heimat vergiften. Die unsinnigsten Gerüchte, geeignet, unsere innere Widerstandskraft zu brechen, werden in Umlauf gesetzt. Wie steht es in Wirklichkeit? Wir haben im Osten den Frieden erzwungen und sind stark genug, es auch im Westen zu tun, trotz der Amerikaner. Aber stark und einig müssen wir sein! Das ist es, wogegen der Feind mit seinen Zetteln und Gerüchten kämpft. Darum, deutsches Heer und deutsche Heimat: wenn dir einer dieser ausgeworfenen Giftbrocken in Form eines Flugblattes oder eines Gerüchtes vor die Augen oder die Ohren kommt, so denke daran, daß er vom Feinde stammt. Denke daran, daß vom Feinde nichts kommt, was Deutschland frommt. Wehre dich, deutsches Heer und deutsche Heimat."
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Österreichisch-ungarische Erfolge an der Hochgebirgsfront

Wien, 4. September.
Amtlich wird verlautbart:
Im Norden des Tonalepasses entrissen unsere Hochgebirgsabteilungen dem Feinde durch überraschende Angriffe den Punto San Matteo (3692 Meter), den Monte Montello (3636 Meter) und den Gletschergipfel (3502 Meter). Diese brave Waffentat im ewigen Eis und Schnee stellt der Kampftüchtigkeit der den schwersten alpinen Verhältnissen gewachsenen Angreifer ein besonderes Zeugnis aus.
In den Sieben Gemeinden lebhaftere Erkundungstätigkeit.
Sonst nichts von Bedeutung.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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