Der Weltkrieg am 29. September 1918

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Der 1. Weltkrieg: Bei Bellicourt zum Angriff auf die "Hindenburg-Linie" vorgehende englische Tanks
Bei Bellicourt zum Angriff auf die "Hindenburg-Linie" vorgehende englische Tanks
Aufnahme vom 29. September 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue Ausdehnung der großen Schlacht im Westen - Der Erfolg der feindlichen Offensive in Flandern

Großes Hauptquartier, 29. September.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der Engländer hat im Verein mit Belgiern seine Angriffe auf Flandern ausgedehnt und gegen Cambrai fortgesetzt. Franzosen und Amerikaner stürmten erneut in der Champagne sowie zwischen den Argonnen und der Maas an.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Von der Küste bis südlich der Lys während der Nacht heftiger Feuerkampf, der sich in den Morgenstunden zwischen Dixmuiden und Wulvergem zu stärkstem Trommelfeuer steigerte. Engländer und Belgier griffen auf der Front von südlich Dixmuiden bis Wulvergem an. Es gelang dem Feinde, unsere Trichterstellungen zu nehmen und teilweise in unsere Artillerielinien einzudringen. Der Angriff des Feindes kam am Nachmittage in der Linie Bahndamm südlich von Dixmuiden Klerken - Houthulst - Westroosebeeke - Passchendaele -Beselare - Zandvoorde - Hollebeke zum Stehen. Die am Abend gegen diese Linie geführten Angriffe wurden mit Hilfe der auf dem Schlachtfelde eintreffenden Reserven abgewiesen. Die Höhen von Wytschaete wurden gegen mehrfache Angriffe des Feindes gehalten.
Westlich von Cambrai hatten wir gestern früh infolge des Verlustes der Kanalstellung beiderseits von Marquion in den Kämpfen am 27. September unsere Front aus dem freien Gelände in eine rückwärtige Stellung in der Linie Arleux - Aubigny - westlich von Cambrai und hinter den Kanal südwestlich von Cambrai - Marcoing mit Anschluß über Gonnelieu an die alte Linie bei Villers-Guislain zurückgenommen. Die Bewegungen wurden während der Nacht ungestört vom Gegner durchgeführt. Der Feind hielt am Morgen noch lange Zeit das geräumte Gelände unter Feuer. In den Mittagsstunden begann er scharf nachzudrängen und griff nordwestlich und westlich von Cambrai mit starken Kräften an. Er wurde abgewiesen. Ebenso scheiterten Angriffe, die sich am Abend gegen die Linien südlich von Marcoing richteten.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Zwischen Ailette und Aisne haben wir ohne feindliche Einwirkung unsere Linien hinter den Oise-Aisne-Kanal zwischen Anizy le Château an der Ailette und Bourg an der Aisne zurückgenommen. Die seit Tagen vorbereitete Bewegung verlief plangemäß und unge-stört vom Feinde.
Erfolgreiche Vorfeldkämpfe westlich der Suippes. Zwischen Suippes und Aisne sowie zwischen den Argonnen und der Maas setzte der Feind seine starken Angriffe fort. Sie waren gestern besonders schwer und für den Feind außerordentlich blutig. Unsere dort kämpfenden Truppen aller deutschen Stämme, die sich auch gestern wiederum trotz der hohen Anforderungen, die die letzten Tage an sie stellten, hervorragend geschlagen haben, haben einen vollen Abwehrerfolg errungen. Der Franzose, der auf der ganzen Front zwischen Suippes und Aisne in teilweise bis zu sechsmal wiederholten durch starke Panzerwagen geführten Angriffen vorbrach , wurde in erbittertem Kampf zurückgeworfen. Sein einziger örtlicher Erfolg beruht in der Einnahme von Somme-Py und in kleinen geringfügigen Einbuchtungen unserer Abwehrfront.
In den Argonnen haben wir in vorletzter Nacht infolge des Vordringens des Feindes im Airetal unsere Linie bis in die Gegend südöstlich von Binarville - südwestlich von Apremont zurückgenommen. Gegen den Ostrand der Argonnen und gegen die Linie Apremont - Cierges - Brieulle stieß der Amerikaner in mehrfachen Angriffen unter teilweisem Einsatz neuer Divisionen vor. Örtliche Erfolge konnte er bei Apremont und östlich von Cierges erzielen, wo er unsere Linie am frühen Morgen bis an den Wald von Cunel und Fays zurückdrückte. Aber auch hier sind, wie an der ganzen übrigen Front, die Angriffe des Feindes unter sehr schweren Verlusten für ihn in unserem Abwehrfeuer, in zähem Nahkampf und an unseren erfolgreichen Gegenangriffen gescheitert. Unsere Schlachtstaffeln griffen den östlich der Aire anstürmenden Feind mit großem Erfolg an. Bei den gestrigen Kämpfen wurden mehr als 150 Panzerwagen des Feindes zerstört.
Wir schossen gestern 32 feindliche Flugzeuge und 3 Fesselballone ab.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Gewaltiges Ringen zwischen Cambrai und St. Quentin

Berlin, 29. September, abends. 
Neue Kämpfe östlich von Ypern. Gewaltiges Ringen zwischen Cambrai und St. Quentin; der englische Ansturm ist hier im großen gescheitert. In der Champagne und zwischen Argonnen und Maas sind heftige Angriffe der Franzosen und Amerikaner bis auf örtliche Einbrüche beiderseits Ardeuil abgewiesen.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 29. September.
Amtlich wird verlautbart:
An der italienischen Front keine besonderen Ereignisse.
An der albanischen Küste und bei Berat scheiterten italienische Vorstöße.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Waffenstillstand zwischen Bulgarien und der Entente

Berlin, 29. September. 
Der französische Funkspruch meldet unter dem 29. September. Heute nacht ist ein Waffenstillstand zwischen den bulgarischen Abgesandten und dem Hauptquartier der Orientarmee in Saloniki unterzeichnet worden. Es ist auf der ganzen Front der Befehl gegeben worden, die Feindseligkeiten einzustellen.
Bemerkung des W. T. B.: 
Nach den hier vorliegenden Nachrichten sind die Bedingungen des Waffenstillstandes der Regierung in Sofia noch nicht bekannt.
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Die bulgarischen Parlamentäre in Saloniki


General Lukow

Paris, 29. September. (Havas-Meldung.) 
Die bulgarischen Parlamentäre, Finanzminister Liaptschew, General Lukow, Kommandant der zweiten Armee, und der ehemalige Minister Radew sind gestern abend in Saloniki angekommen, um über die Waffenstillstandsbedingungen zu verhandeln. General Franchet d´Esperey empfängt sie heute.
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Französischer Orientbericht

29. September. 
Die siegreichen Kampfhandlungen, welche die alliierten Orientarmeen in weniger als 14 Tagen bis nach Üsküb und auf feindliches Gebiet geführt haben, haben soeben die bulgarische Armee zu dem Entschluß gebracht, die Waffen niederzulegen. Am 29. September um 11 Uhr abends haben die bevollmächtigten Abgesandten der bulgarischen Regierung den Waffenstillstand in Saloniki unterzeichnet. Am 30. September mittags haben die Feindseligkeiten zwischen den bulgarischen Streitkräften und den alliierten Armeen aufgehört.
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Der türkische Heeresbericht:

Englischer Vormarsch auf Damaskus 

Konstantinopel, 29. September. (Tagesbericht.)
Palästina-Front: Die Engländer setzten ihren Vormarsch mit Kavallerie beiderseits der Eisenbahn Deraa - Damaskus und nordöstlich fort.
Auf den übrigen Fronten Ruhe.
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Der 1. Weltkrieg im September 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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