Der Weltkrieg am 27. Oktober 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Westfront 1. Weltkrieg: Ein verwundeter Amerikaner bekommt nahe Jaulny Erste Hilfe geleistet
Ein verwundeter Amerikaner bekommt nahe Jaulny Erste Hilfe geleistet
Aufnahme vom 27. Oktober 1918

 Der deutsche Heeresbericht:

Die schweren französischen Angriffe zwischen Oise und Aisne

Großes Hauptquartier, 27. Oktober.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
In Flandern keine besonderen Kampfhandlungen. Der Feind setzt die Zerstörung der belgischen Ortschaften hinter der Front fort. Die in Otegem und Ingooigem bei Beschießung durch Brandgranaten in die Keller geflüchtete Bevölkerung kam zum großen Teil um. Südlich der Schelde wiesen wir starke feindliche Angriffe zwischen Famars und Artres im Gegenstoß ab. In Teilangriffen drang der Gegner in Englefontaine und Hecque ein. Aus Hecque wurde er im Gegenstoß wieder vertrieben.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Von der Oise bis zur Aisne setzte der Franzose seine Angriffe fort. Beiderseits von Origny schlugen wir sie vor unseren Linien ab. Der Gegner, der bei Pleine Selve in unsere Stellung eindrang, wurde auf der Höhe nordöstlich des Ortes aufgefangen; seine Versuche, von hier aus durch Angriff in nördlicher Richtung unsere Front an der Oise zu Fall zu bringen, sind un.er schwersten Verlusten für den Feind gescheitert. Origny und die Höhen südöstlich davon wurden behauptet. Zahlreiche Panzerwagen des Feindes wurden zerstört. Die Batterie des Leutnants Meyhöfer vom Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 1 und Leutnants Zuppke vom Feldartillerie-Regiment Nr. 37, sowie Leutnant Otto vom Infanterie- Regiment Nr. 445 hatten dabei hervorragenden Anteil. Im Serre-Abschnitt blieben feindliche Vorstöße aus Mortiers heraus vor unseren Linien liegen. Heftige Angriffe gegen den Souche-Abschnitt zwischen Froidmont und Pierrepont wurden von posenschen und württembergischen Regimentern abgewiesen. Gegen Abend schlugen das Füsilier-Regiment Nr. 37, das Grenadier-Regiment Nr. 119 und das Infanterie-Regiment Nr. 12l hier erneut mit großer Kraft vorbrechende Angriffe des Feindes zurück. Beiderseits von Sissonne blieb die feindliche Infanterie gestern untätig. Auf den Höhen westlich der Aisne stieß ein eigener örtlicher Gegenangriff gegen den Sachsenwald mit starken Angriffen zusammen, die der Feind mit weitgesteckten Zielen zwischen Nizy le Comte und der Aisne angesetzt hatte. Schon beim Überschreiten der Höhen nordwestlich von Nizy le Comte erlitt der Feind in unserem Artilleriefeuer schwere Verluste. Hier sowie westlich von Bacogne sind die Angriffe des Gegners völlig gescheitert. In dem schluchtenreichen und dicht bewaldeten Gelände westlich der Aisne dauerten erbitterte Kämpfe tagsüber an; bis zum Abend waren sie zu unseren Gunsten entschieden. Sie fanden etwa an der Straße Bacogne-Château Porcien und bei Herpy ihren Abschluß.
An der Aisne-Front und bei der Heeresgruppe Gallwitz beiderseits der Maas keine größeren Kampfhandlungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Die Bewegungen in rückwärtige Linien verlaufen plangemäß. In erfolgreichen Abwehrkämpfen bei Kragujevac und Jagodina sicherten Nachhuten den Abmarsch unserer Hauptkräfte.

Der Chef des Generalstabes des Feldheeres. 1)

 

Neue deutsche Antwortnote an Wilson

Berlin, 27. Oktober. (Amtlich.) 
Die deutsche Antwortnote hat folgenden
Wortlaut:
Die Deutsche Regierung hat von der Antwort des Präsidenten der Vereinigten Staaten Kenntnis genommen.
Der Präsident kennt die tiefgreifenden Wandlungen, die sich in dem deutschen Verfassungsleben vollzogen haben und vollziehen. Die Friedensverhandlungen werden von einer Volksregierung geführt, in deren Händen die entstehenden Machtbefugnisse tatsächlich und verfassungsmäßig ruhen. Ihr sind auch die militärischen Gewalten unterstellt.
Die Deutsche Regierung sieht nunmehr den Vorschlägen für einen Waffenstillstand entgegen, der einen Frieden der Gerechtigkeit einlehnt, wie ihn der Präsident in seinen Kundgebungen gekennzeichnet hat.

gez. Solf, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 27. Oktober.
Amtlich wird verlautbart:
Italienischer Kriegsschauplatz:
Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden unternahm gestern der Feind wieder eine Reihe starker Teilvorstöße, die alle im Nahkampf oder im Gegenangriff abgeschlagen wurden. Weitere Angriffsversuche scheiterten schon in unserem Abwehrfeuer. Der Feind
erlitt große Verluste. In dem Gebirge östlich der Brenta dauerte die Schlacht in unverminderter Heftigkeit fort. Den ganzen Tag über tobte der Kampf. Im Bereich des Col Caprile büßte der Feind zeitweilig errungene Vorteile durch unsere Gegenstöße vollends wieder ein. Den Asolone nahm nach erbittertem Ringen die vierte Division im Sturm zurück. Unsere gegen den Pertica angesetzten Bataillone gelangten in den Abendstunden bis an den Fuß der Kuppe, in der Nacht fiel auch diese in unsere Hand. Wiederholte Versuche der Italiener, sich in der Gegend der Fontana Secca auszubreiten, blieben trotz des Aufgebotes starker Infanterie und Artillerie vergebens. Auch an den Hängen des Monte Spinuccia bereitete die Standhaftigkeit unserer Braven dem feindlichen Angriff das gleiche Schicksal wie an den vorhergehenden Tagen. Die Leistungen unserer Truppen stehen gegenüber den größten Waffentaten früherer Schlachten nicht zurück. Möchten alle unsere Völker, deren Wohl und Wehe heute ohne Unterschied von den Ereignissen an der Front abhängt, den Braven hierfür gebührenden Dank wissen. An der Piave dauerte gestern der Artilleriekampf fort. In der Nacht setzte beiderseits des Montello ein groß angelegter Angriff der Entente ein. An den Punkten, an denen der Feind das linke Ufer zu betreten vermochte, wurde erbittert gekämpft.
Balkan-Kriegsschauplatz:
In Serbien gehen unsere Bewegungen plangemäß vonstatten. Kragujevac wurde unter Nachhutkämpfen dem Feinde überlassen.
In Albanien keine besonderen Ereignisse.

  Der Chef des Generalstabes.

 

Der 1. Weltkrieg im Oktober 1918

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 8
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

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