Der Weltkrieg am 18. Februar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

64000 Russen gefangen - Die Kriegsbeute der Schlacht in Masuren - Deutscher Sieg bei Plock-Racionz

Großes Hauptquartier, 18. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die gestern gemeldeten feindlichen Angriffsversuche dauerten mit gleicher Erfolglosigkeit an: An der Straße Arras-Lille sind die Kämpfe um ein kleines Stück unseres Grabens, in das der Feind vorgestern eingedrungen war noch im Gange.
Die Zahl der nordöstlich Reims gestern von uns gemachten Gefangenen hat sich noch erhöht, die Franzosen haben hier auch besonders starke, blutige Verluste erlitten; sie verzichteten auf weitere Vorstöße.
In der Champagne nördlich Perthes wird noch gekämpft. Östlich davon sind die Franzosen unter schweren Verlusten zurückgeschlagen: sie halten sich nur noch auf wenigen kurzen Stellen unserer vordersten Gräben. Die gestern gemeldete Zahl an Gefangenen ist auf 11 Offiziere, 785 Mann gestiegen.
Zu einem vollen Mißerfolg führten auch Angriffe gegen unsere Stellungen bei Boureuilles - Vauquois.
Die am 13. Februar von uns genommene Höhe 365 und der Ort Norroy (nordöstlich Pont-à-Mousson) sind von uns nach gründlicher Zerstörung der französischen Befestigungsanlagen wieder geräumt worden. Einen Versuch, diese Stellungen mit Waffengewalt wieder zu gewinnen, hat der Feind nicht gemacht. Sonst nichts Wesentliches.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Bei Tauroggen und im Gebiete nordwestlich von Grodno dauern die Verfolgungsgefechte noch an.
Die bei Kolno geschlagene feindliche Kolonne ist nördlich Lomza von frischen Truppen aufgenommen worden, der Feind wird erneut angegriffen.
Die Kämpfe bei Plock-Racionz sind zu unseren Gunsten entschieden, es sind bisher 3000 Gefangene gemacht.
Aus Polen südlich der Weichsel nichts Neues.
Die Kriegsbeute der Kämpfe an der ostpreußischen Grenze hat sich noch erhöht. Das bisherige Ergebnis beträgt: 64000 Gefangene, 71 Geschütze, über 100 Maschinengewehre, 3 Lazarettzüge, Flugzeuge, 150 gefüllte Munitionswagen, Scheinwerfer und unzählige beladene und bespannte Fahrzeuge.
Mit einer weiteren Erhöhung dieser Zahlen darf gerechnet werden.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser über den Sieg in der Winterschlacht in den Masuren

Berlin, 18. Februar. (W. B. Amtlich.)
Seine Majestät der Kaiser und König hat gestern dem Reichskanzler von dem glorreichen Ausgang der Winterschlacht in Masuren telegraphisch Mitteilung gemacht. Seine Majestät der Kaiser hat dabei besonders hervorgehoben, wie sich unter seinen Augen die neuen Verbände ebenso treulich bewährt haben wie die alten Osttruppen. "Vom Landsturmmann bis zum jüngsten Kriegsfreiwilligen wetteiferten alle, ihr Bestes für das Vaterland herzugeben. Weder grimmige Kälte noch tiefer Schnee, weder unergründliche Wege noch die Zähigkeit des Gegners haben ihren Siegeslauf zu hemmen vermocht."
Seine Majestät gedenkt in dem allerhöchsten Telegramm sodann der glänzenden Führung der Operationen und sagt zum Schlusse:
"Meine Freude über diesen herrlichen Erfolg wird beeinträchtigt durch den Anblick des einst so blühenden Striches, der lange Wochen in den Händen des Feindes war. Bar jeden menschlichen Fühlens hat er in sinnloser Wut auf der Flucht fast das letzte Haus und die letzte Scheune verbrannt oder sonst zerstört. Unser schönes Masurenland ist eine Wüste; Unersetzliches ist verloren. Aber ich weiß mich mit jedem Deutschen eins, wenn ich gelobe, daß das, was Menschenkraft vermag, geschehen wird, um neues frisches Leben aus den Ruinen entstehen zu lassen."
2)

 

 

Untergang eines deutschen Luftschiffes

Berlin, 18. Februar. (W. B.)
Wie wir erfahren, ist das Luftschiff L 3 auf einer Erkundungsfahrt bei Südsturm infolge Motorenhavarie auf der Insel Fanoe an der Westküste Jütlands niedergegangen. Das Luftschiff ist verloren. Die ganze Besatzung ist gerettet.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Einmarsch österreichisch-ungarischer Truppen in Czernowitz

Wien, 18. Februar, mittags.
Amtlich wird gemeldet:
In der Karpathenfront vom Dukla bis gegen Wyschkow ist die Situation im allgemeinen unverändert. Auch gestern wurde nahezu überall gekämpft. Die zahlreichen auf die Stellungen der Verbündeten versuchten Angriffe der Russen wurden unter großen Verlusten für den Gegner zurückgeschlagen. Der Gegner verlor hierbei auch 320 Mann an Gefangenen. Durch die Besitznahme von Kolomea ist den Russen ein wichtiger Stützpunkt in Ostgalizien südlich des Dnjester entrissen. Aus der Richtung von Stanislau führte das Vorgehen feindlicher Verstärkungen zu neuerlichen größeren Kämpfen nördlich Nadworna und nordwestlich Kolomea, die noch andauern. In der Bukowina ist der Gegner über den Pruth zurückgeworfen. Czernowitz wurde gestern Nachmittag von unseren Truppen besetzt. Die Russen zogen in der Richtung auf Nowosielica ab. In Russisch Polen und Westgalizien nur Geschützkampf und Geplänkel.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

Budapest, 18. Februar. (Priv.-Tel.)
Von der Bewohnerschaft mit großem Jubel begrüßt, ist gestern Abend unsere Kavallerie in Czernowitz eingezogen. Die Russen haben, wie schon gemeldet, die Stadt vor einigen Tagen verlassen und sich über die Pruth-Linie gegen die russische Grenze zurückgezogen. Es ist in Czernowitz sehr viel Kriegsmaterial in unsere Hände gefallen.
 2)

 

Tod des "Blücher"-Kommandanten Erdmann


Erdmann

London, 18. Februar.
Der Kapitän des Schlachtkreuzers "Blücher", Erdmann, ist, nach einer Meldung der "Daily Mail", in Edinburg einer Lungenentzündung erlegen.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Februar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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