Italienischer
Bericht über den Vorstoß der österreichischen Flotte
Rom,
29. Mai.
Auf Grund der bisher eingelaufenen Berichte erklärt der
Generalstabschef der italienischen Marine, daß die Verluste der österreichisch-ungarischen
Flotte am 24. Mai, abgesehen von der Episode von Porto Buso,
folgendermaßen zusammengefaßt werden können: Das österreichisch-ungarische
Torpedoboot "S 80" welches sich dem Kanal von Porto
Corsini genähert hatte, wurde von maskierten Batterien beschossen
und so schwer beschädigt, daß es mit mehreren Lecken nach Pola zurückgeschleppt
werden mußte. Ebenso wurde der Zerstörer "Scharfschütze",
welcher mit "S 80" zusammen arbeitete, beschädigt. Das
Ausklärungsschiff "Novara" mußte ihm zu Hilfe kommen.
Dieses letztere wurde während seiner Hilfeleistung am Rumpf
getroffen. Es hatte zahlreiche Tote, darunter einen Schiffsleutnant.
Der Zerstörer "Csepel", von dem modernen Typ
"Tatra", wurde schwer beschädigt, während er unseren
Zerstörer "Turbine" verfolgte. Alle diese Informationen
finden ihre Bestätigung durch die feindlichen Berichte sowie durch
seinen von uns aufgefangenen Tagesbericht. Eine weitere aus sehr
glaubwürdiger, wenn auch nicht offizieller Quelle stammende Meldung
muß hinzugefügt werden, nämlich, daß der österreichisch-ungarische
Zerstörer "Helgoland" während eines Angriffs gegen
unseren Zerstörer "N" durch das Feuer unseres
Marinedetachements schwer beschädigt wurde. "Helgoland"
wurde später mit schwerer linker Schlagseite infolge eines Lecks in
Begleitung eines anderen Zerstörers gesichtet. Gegenüber diesen
schweren Verlusten des Gegners haben wir den eines kleinen alten
Zerstörers, Jahrgang 1901 von 330 Tonnen, zu verzeichnen. Dieser
Zerstörer befand sich am 24. Mai im Aufklärungsdienst, als er den
feindlichen Zerstörer bemerkte, sofort verfolgte und sich auf diese
Weise von der Hauptmacht unserer Flotte entfernte. Die Jagd hatte
ungefähr eine halbe Stunde gedauert, als plötzlich vier weitere
feindliche Kampfeinheiten auftauchten, drei Zerstörer und der
leichte Kreuzer "Helgoland". Unser Zerstörer zog sich zu
seiner Abteilung zurück. Seine Schnelligkeit wurde jedoch durch
zwei Kesseltreffer vermindert. Trotzdem setzte er den Kampf noch
ungefähr eine Stunde fort. Trotz einer heftigen Feuersbrunst an
Bord ordnete der Kommandant die Öffnung der Unterwasserventile an,
um das Schiff zu versenken und nicht in die Hände des Feindes
fallen zu lassen. Der Zerstörer begann zu sinken. Trotzdem er aber
das Feuer eingestellt hatte und sich die Mannschaft auf dem
Hinterdeck versammelte, setzte der Feind die Beschießung aus
geringer Entfernung fort. Der bei Beginn des Gefechtes verwundete
Kommandant befahl den Matrosen, ins Meer zu springen. Die österreichisch-ungarischen
Torpedobootszerstörer setzten Rettungsboote aus für die Schiffbrüchigen,
bemerkten jedoch in diesem Augenblick die Ankunft des Teiles unserer
Flotte, zu dem der versenkte Zerstörer gehörte. Sie zogen sich
daher schleunigst gegen die österreichische Küste zurück. Unsere
Schiffe überließen die Rettungsboote sich selbst und verfolgten
den Feind. Sie eröffneten das Feuer auf einen Zerstörer vom Typ
"Tatra" und auf die "Helgoland". Beide wurden
mehrfach getroffen und beschädigt. Neun Mann unseres Zerstörers
wurden gerettet. Wie die uns bekannten österreichischen Berichte
erklären, sind 35 Matrosen und der Kommandant gerettet. Die genaue
Zahl der Geretteten und Toten wird baldmöglichst bekanntgegeben
werden. Der Chefkommandant des Hafens von Venedig berichtet folgende
Einzelheiten: Es bestätigt sich, daß ein Schiff durch Überraschung
in den Hafen einfuhr, die Kaserne bombardierte und die Landungsstege
sowie zahlreiche Motorboote vernichtete.
Am Freitag überflog unser Marineluftschiff "M 2" Sebenico
und warf Bomben ab. Das Luftschiff wurde lebhaft, aber erfolglos
beschossen und kehrte unversehrt heim. |