Der Weltkrieg am 10. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Französische Stellungen in der Champagne erstürmt

Großes Hauptquartier, 10. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe bei Souchez und Neuville dauern an. Nordwestlich von Souchez wurden alle Angriffsversuche der Franzosen im Keime erstickt. Westlich von Souchez in der Gegend der Zuckerfabrik erlangten die Franzosen kleine Vorteile.
Feindliche Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich von Neuville brachen zusammen. Im Grabenkampf südlich von Neuville behielten wir die Oberhand. Ein feindlicher Vorstoß südöstlich von Hebuterne scheiterte. Im Verlauf der letzten Kämpfe wurden dort etwa 200 Franzosen von uns gefangen.
In der Champagne setzten wir uns nach erfolgreichen Sprengungen in Gegend Souain und nördlich von Hurlus in Besitz mehrerer feindlicher Gräben. Gleichzeitig wurden nördlich von Le Mesnil die französischen Stellungen in Breite von etwa 200 Meter erstürmt und gegen nächtliche Gegenangriffe behauptet: ein Maschinengewehr und vier Minenwerfer fielen dabei in unsere Hand.
Im Westteil des Priesterwaldes blieb ein Grabenstück unserer vordersten Stellung im Besitz des Gegners.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Südwestlich Szawle setzten die Russen gestern unserem Vorgehen lebhaften Widerstand entgegen: es wurden nur kleinere Fortschritte gemacht. Die Beute der beiden letzten Tage betrug hier 2250 Gefangene und 2 Maschinengewehre.
Gegen unsere Umfassungsbewegung östlich der Dubissa setzte der Gegner aus nordöstlicher Richtung Verstärkungen an. Vor dieser Bedrohung wurde unser Flügel vom Feinde unbelästigt in die Linie Betygola-Zogmie zurückgenommen.
Südlich des Njemen nahmen wir bei den Angriffen und der Verfolgung seit dem 6. Juni 3020 Russen gefangen. Ferner erbeuteten wir 2 Fahnen, 12 Maschinengewehre, viele Feldküchen und Fahrzeuge.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Östlich Przemysl ist die Lage unverändert. Aus der Gegend Mikolajow-Rohatyn (südlich und südöstlich von Lemberg) sind neue russische Kräfte nach Süden vorgegangen. Ihr Angriff wird von Teilen der Armee des Generals v. Linsingen in Linie Litynia (nordöstlich Drochobycs)-Djnestrabschnitt bei Zurawno abgewehrt.
Östlich von Stanislau und bei Halicz sind die Verfolgungskämpfe noch im Gange.

    Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Der Pruth von österreichisch-ungarischen Truppen überschritten

Wien, 10. Juni, mittags.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Kämpfe am oberen Dnjestr und im Raume zwischen Dnjestr und Pruth dauern fort. Die Armee Pflanzer-Baltin gewinnt weiter Raum nach Norden. Ihre Angriffskolonnen sind unter fortdauernden Kämpfen bis Obertyn und bis auf die Höhen südlich Horodenka vorgedrungen.
Dem erfolgreichen Vorgehen der auf galizischem Boden fechtenden Teile der Armee hat sich nun auch eine Gruppe in der Bukowina angeschlossen, die gestern den Pruth überschritt und starke russische Kräfte südwestlich Kotzmann zurückwarf.
Die sonstige Lage im Norden ist unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz:
An der Isonzofront wurden neuerliche Übergangsversuche des Feindes bei Plava, Gradisca und Sagrado abgewiesen.
In der Gegend von Flitsch und am Karnischenkamm östlich des Plöckenpasses wird weitergekämpft.
Auch die Artilleriegefechte im Raume der Tiroler Ostgrenze dauern fort. Ein feindlicher Angriff im Tonalegebiet scheiterte am Widerstande unserer tapferen Sicherungstruppen.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Eines unserer Fliegergeschwader belegte gestern früh das Arsenal und die pyrotechnische Anstalt von Kragujevac erfolgreich mit Bomben. Zwei Brände wurden konstatiert. Unsere Flieger sind wohlbehalten zurückgekehrt. 

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Ein englischer Kreuzer vom österreichisch-ungarischen "U IV" versenkt

Wien, 10. Juni. 
Amtlich wird verlautbart: 
Unterseeboot IV, Kommandant Linienschiffsleutnant Singule, hat am 9. d. M., vormittags, 30 Meilen westlich von San Giovanni di Medua, einen englischen Kreuzer, Typ "Liverpool", der von 6 Zerstörern geschützt war, torpediert und versenkt.

Flottenkommando.1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Die Kämpfe an der Dardanellenfront

Konstantinopel, 9. Juni.
Das türkische Hauptquartier teilt mit:
An der Dardanellenfront bei Ari-Burun schlugen wir in der Nacht vom 7. zum 8. Juni zwei feindliche Angriffe gegen unseren rechten Flügel leicht zurück und brachten dem Feinde große Verluste bei. Gestern anhaltendes schwaches Artillerie- und Infanteriegefecht mit Unterbrechungen. An den anderen Fronten nichts von Bedeutung.

Konstantinopel, 10. Juni. 
Bericht des großen türkischen Hauptquartiers: 
Gestern ist auf der Dardanellenfront keine bedeutsame Veränderung eingetreten. Unsere anatolischen Batterien beschossen erfolgreich bei Sed-ül-Bahr die feindliche Infanterie sowie die feindlichen Artilleriestellungen und brachten eine Haubitzbatterie zum Schweigen. Die Verluste des Feindes während der letzten Schlacht von Sed-ül-Bahr beziffert man auf mehr als 15000. Der Feind hat einen großen Teil seiner Toten noch nicht wegschaffen können, sondern sie bei unserem Gegenangriff, der ihn in seine alten Stellungen zurückwarf, auf dem Schlachtfelde gelassen. Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts zu melden. 
1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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