Der Weltkrieg am 27. Juni 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Neue deutsche Erfolge am Dnjestr und bei Rawa-Ruska

Großes Hauptquartier, 27. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Neben der Kathedrale von Arras stehende feindliche Artillerie wurde von uns beschossen; ein Munitionslager flog in die Luft.
In den Argonnen nordwestlich von Vienne le Château wurde ein Grabenstück gestürmt und gegen mehrere französische Gegenangriffe gehalten.
Nachdem wir auf den Maashöhen in den letzten Tagen die Versuche des Feindes, sich in den Besitz des ihm am 24. Juni entrissenen Geländes beiderseits der Tranchée zu setzen, vereitelt hatten, überraschten wir den Gegner gestern mit einem Angriff auf den Höhenrücken hart südwestlich von Les Eparges, er war nach kurzem Kampf in unserer Hand. Der Gegner machte während der ganzen Nacht Anstrengungen, den Rücken wieder zu nehmen, alle seine Angriffe schlugen fehl.
Die Angabe in der amtlichen französischen Mitteilung vom 26. Juni über Fortnahme von vier deutschen Maschinengewehren bei Ban de Sapt ist erfunden. Der Feind ist nach seiner Niederlage dort nirgends bei seinen Gegenangriffen auch nur bis in die Nähe der von uns eroberten Stellung gekommen. Hingegen hat unsere Beute sich auf 268 Gefangene, 2 Revolverkanonen, 5 Maschinengewehre, 7 größere und kleinere Minenwerfer erhöht.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Änderungen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Deutsche Truppen haben nach hartem Kampf die Höhen des nördlichen Dnjestrufers zwischen Bukaczowce (nordwestlich von Halicz) und Chodorow gestürmt und in der Verfolgung die Gegend von Hrehorow (halbwegs Zurawno-Rohatyn) erreicht.
Feindliche Stellungen nordwestlich von Rawa-Ruska wurden von hannoverschen Truppen genommen; wir machten dabei 3300 Gefangene und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Auch bei dieser Gelegenheit wandten die Russen ihren Brauch, unsere Truppen durch Winken mit weißen Tüchern heranzulocken, um sie dann niederzuschießen, an. Diese russischen Truppenteile wurden vernichtet

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Rückzug der russischen Front östlich Lemberg

Wien, 27. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegschauplatz:
Nach der Niederlage bei und südlich Lemberg zogen sich die Russen mit den Hauptkräften in östlicher Richtung zurück und stellten sich auf den Höhen östlich der Dawidowka östlich Miklascow und bei Jariczow Stary neuerdings mit starken Kräften. An dieser Front haben unsere Truppen in mehrtägigen Kämpfen die Vorstellungen des Feindes genommen, sich bis auf Sturmdistanz an die feindliche Hauptstellung herangearbeitet und sind schließlich an zahlreichen Stellen in diese eingedrungen. Namentlich im Abschnitt bei und südlich Bobrka wurde der Gegner aus einem zusammenhängenden Frontstück geworfen. Seit heute früh sind die Russen wieder auf der ganzen Front im Rückzuge.
Auch nördlich Zolkiew und nördlich Rawa-Ruska weicht der Feind vor verfolgenden verbündeten Truppen.
Am oberen Dnjestr dauern die Kämpfe fort. Deutsche Truppen haben nach hartem Kampfe die Höhen bei Bukaczowce erstürmt.
Flußabwärts Halicz und an der bessarabischen Grenze herrscht im allgemeinen Ruhe.
In den Kämpfen der letzten Tage hat die Armee Böhm-Ermolli allein vom 21. bis 25. Juni 71 Offiziere und 14100 Mann gefangen und 26 Maschinengewehre erbeutet.
Italienischer Kriegschauplatz:
Am Kanal von Monfalcone wurde gestern ein feindlicher Angriff südlich Sagrado abgeschlagen.
Sonst fanden am Isonzo wie an den übrigen Fronten nur Geschützkämpfe statt.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Ein italienisches Torpedoboot versenkt

Wien, 27. Juni, nachmittags.
Amtlich wird verlautbart:
Eines unserer Unterseeboote hat am 26. Juni in der Nord-Adria ein italienisches Torpedoboot torpediert und versenkt.

Flottenkommando. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 2
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

 

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