Der Weltkrieg am 25. August 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die südwestlichen Vorstellungen von Brest-Litowsk durchbrochen

Großes Hauptquartier, 25. August.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In der Champagne sprengten wir mit Erfolg mehrere Minen.
In den Vogesen wurde am Schratzmännle ein feindlicher Angriff mit Handgranaten abgeschlagen und südöstlich von Sondernach ein Teil der am 17. August verloren gegangenen Grabenstücke zurückgewonnen.
Ein deutscher Kampfflieger schoß vorgestern bei Nieuport einen französischen Doppeldecker ab.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Nördlich des Njemen wurden bei erfolgreichen Gefechten in der Gegend von Birshi 750 Russen zu Gefangenen gemacht.
Die Armee des Generalobersten v. Eichhorn drang unter Kämpfen siegreich weiter nach Osten vor. 1850 Russen gerieten in Gefangenschaft, mehrere Maschinengewehre wurden erbeutet.
Die Armee des Generals v. Scholtz erreichte die Berezowka, nahm Knyszyn und überschritt südlich von Tykocin den Narew.
Die Armee des Generals v. Gallwitz erzwang an der Straße Sokoly-Bialystok den Narewübergang. Ihr rechter Flügel gelangte, nachdem der Gegner zurückgeworfen war, bis an die Orlanka.
Die Armee machte über 4700 Gefangene (darunter 18 Offiziere) und nahm 9 Maschinengewehre.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Der Feind versuchte gestern vergeblich, unsere Verfolgung zum Stehen zu bringen. Er wurde angegriffen und in den Bialowieskaforst geworfen. Südlich des Forstes erreichten unsere Truppen die Gegend östlich von Wierchowicze. Es wurden über 1700 Gefangene eingebracht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen:
Die Heeresgruppe nähert sich, dem geschlagenen Feinde folgend, den Höhen auf dem Westufer der Lesna (nördlich von Brest-Litowsk). Auf der Südwestfront von Brest-Litowsk, bei Dobrynka, durchbrachen gestern österreichisch-ungarische und deutsche Truppen die vorgeschobenen Stellungen der Festung. Auf dem Ostufer des Bug, nordöstlich von Wlodawa, dringen Teile der Armee des Generals v. Linsingen unter Kämpfen nach Norden vor.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Zum Jahrestag der Schlachten in Lothringen und an der Maas

Berlin, 25. August. (W. B.)
An den Kronprinzen von Bayern richtete der Kaiser folgende Depesche:
"An Se. königliche Hoheit den Kronprinzen von Bayern.
Mit Stolz erinnert sich Deutschland in diesen Tagen der glorreichen Schlacht in Lothringen, in der Eure Königliche Hoheit an der Spitze von Söhnen aller deutschen Stämme den in das Reich eingebrochenen Feind über die Grenze zurücktrieben. Dem leuchtenden Sieg ist eine lange und schwere Zeit gefolgt. Dem immer wieder erneuerten Ansturm der Zahl nach weit überlegener Gegner galt es die Stirne zu bieten, um die Grunddingungen für unsere Operationen im Osten zu schaffen. Wie Ew. Königliche Hoheit und die Ihnen anvertrauten Truppe diese Ausgabe lösten, das ist für alle Zeiten auf der Tafel der deutschen Heeresgeschichte verzeichnet. Mir aber ist es ein Bedürfnis, Ihnen in dankbarster Anerkennung dessen, was Sie für die deutsche Sache geleistet haben, den Orden Pour le mérite zu verleihen. Wilhelm I. R."

 

Der Pour le mérite für die Heerführer des Westens

Kronprinz Ruppecht von Bayern
Kronprinz Ruppecht
Herzog Albrecht von Württemberg
Herzog Albrecht
v. Falkenhausen
v. Falkenhausen

Berlin, 25. August.
Der Kaiser hat an die Heerführer an der Westfront den Orden Pour le mérite verliehen und ihnen diese Auszeichnung mit längeren Telegrammen mitgeteilt. Die Heerführer sind: Der deutsche Kronprinz, der Kronprinz von Bayern, der Herzog Albrecht von Württemberg, General der Infanterie v. Fabeck, Generaloberst v. Falkenhausen, General der Infanterie Gaede, Generaloberst v. Heeringen und General v. Strantz.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Russen an den Fortgürtel von Brest-Litowsk geworfen

Wien, 25. August.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Die Truppen des Erzherzogs Josef Ferdinand und des Generals v. Köveß drängen im Verein mit den Verbündeten den Feind unter unausgesetzten Kämpfen gegen die Lesna zurück. Auch der Widerstand der noch südwestlich von Brest-Litowsk kämpfenden Russen ist gebrochen. Sie wurden durch die Divisionen des Generals v. Arz und durch deutsche Truppen an den Fortgürtel geworfen. Nordöstlich Wlodawa treiben deutsche Kräfte den Feind immer tiefer in die Wald- und Sumpfzone hinein. Die Reiterei des Feldzeugmeisters v. Puhallo geht beiderseits der von Kowel nach Kobrin führenden Straße vor. Honved-Husaren erstürmten ein verschanztes Dorf an der Bahnlinie Kowel- Brest-Litowsk. Zwischen Wladimir-Wolynskij und der bessarabischen Grenze herrscht Ruhe.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Abschnitte der Hochfläche von Doberdo wurde gestern die feindliche Infanterie, die sich am Südhang des Monte dei sei Busi eingenistet hatte, durch unser Geschützfeuer zum eiligen Verlassen ihrer Stellungen gezwungen. Unsere Front südwestlich San Martino stand wieder unter dem Feuer schwerer Artillerie. Mittags setzten die Italiener hier zu einem neuen Angriff an, der gleich den vorgestrigen Vorstößen nahe an unseren Verteidigungslinien abgewiesen wurde. Vor dem Görzer und Tolmeiner Brückenkopf sowie im Krngebiete herrscht verhältnismäßig Ruhe; dagegen hält lebhaftere Tätigkeit des Feindes vor Flitsch und Raibl an. Im Tiroler Grenzgebiete entwickelten sich mehrfach Kämpfe. Gestern spät abends begann feindliche Infanterie gegen den nördlichen Abschnitt der Hochfläche von Lavarone vorzugehen; heute früh war dieser Angriff abgeschlagen. Beiderseits der Tonalestraße greifen seit Morgengrauen mehrere italienische Bataillone an; hier ist der Kampf noch im Gange. Die Artilleriegefechte dauern nahezu an der ganzen Tiroler Grenze fort.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant. 1)

 

Die amerikanische Antwortnote an die österreichisch-ungarische Regierung

Wien, 25. August.
Die amerikanische Regierung hat die Note der österreichisch-ungarischen Regierung, in der gegen die Ausfuhr von Waffen und Munition aus Amerika nach Großbritannien Einspruch erhoben wird, in einer längeren vom 16. August datierten Note beantwortet, die den Erlaß eines Ausfuhrverbots ablehnt.

 

Der türkische Heeresbericht:

Schwere Verluste der Verbündeten bei Anaforta

Konstantinopel, 25. August.
Bei den Dardanellen auf der Front von Anaforta am 23. August nichts von Bedeutung. Wir stellen jetzt die schweren Verluste fest, die der Feind während der Schlacht vom 21. August vor den Schützengräben unseres Zentrums erlitten hat. Auf einer Front von kaum zwei Regimentern zählten wir über 3000 tote Feinde. Die von uns gemachte Beute ist noch nicht zu übersehen. Bei Ari Burun versuchte der Feind am Abend des 22. August nach heftigem Gewehr-, Maschinengewehr- und Handgranatenfeuer einen Angriff gegen Kanlisirt. Unsere Truppen vernichteten durch einen kräftigen Gegenangriff einen großen Teil des Feindes. Dem übrigen Teil gelang es, zu entfliehen. Am Vormittag des 23. August machte der Feind einen ähnlichen Versuch bei Yechiltepe und Sungubair, jedoch floh er in seine Gräben zurück, nachdem er starke Verluste erlitten hatte. Bei Sed ul Bahr schossen auf dem rechten Flügel unsere Artilleristen einen feindlichen Fesselballon herunter.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 3
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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