Der Weltkrieg am 24. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Ausbau der Erfolge östlich der Maas

Weitere Ortschaften genommen

Großes Hauptquartier, 24. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Der Erfolg östlich der Maas wurde weiter ausgebaut. Die Orte Brabant, Haumont und Samogneux sind genommen, das gesamte Waldgebiet nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Beaumont, sowie das Herbebois sind in unserer Hand.
Südlich von Metz wurde ein vorgeschobener französischer Posten überrascht und in einer Stärke von über 50 Mann gefangen abgeführt.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem nördlichen Teile der Front lebhaftere Artilleriekämpfe. An zahlreichen Stellen Patrouillengefechte. Keine besonderen Ereignisse.
Balkankriegsschauplatz:
Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Das wirkliche Ergebnis des "Zeppelin"Angriffs auf England

(Guter militärischer Erfolg)

Berlin, 24. Februar.
Von zuständiger Stelle erfahren wir über das Ergebnis des Luftangriffes in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 1916 das Folgende:
1. Liverpool. Hauptziele des Angriffs waren die Docks, Hafen- und Fabrikanlagen. Die Wirkung der Bomben war gut, während der Rückfahrt der Schiffe war noch weithin ein mächtiger Brand sichtbar. Eine Reihe von Brücken- und Hafenanlagen wurde so schwer beschädigt, daß sie vorläufig nicht mehr benutzbar sind. Es soll auch eine Anzahl von Schiffen auf dem Mersey schwer getroffen sein, u. a. ein unterhalb Birkenhead liegender Kreuzer und ein Transportschiff der Leyland Line. Eine Stallung mit 200 Pferden wurde durch Feuer zerstört; die Pferde und die kanadischen Wachmannschaften sollen dabei umgekommen sein. In Birkenhead, Garston und Bootle ist großer Schaden angerichtet worden. Booth Line und Yeoward Line sind durch die teilweise Zerstörung ihrer Dockanlagen schwer geschädigt. Drei Schiffe wurden sehr mitgenommen. Die angrenzenden Trockendocks und Maschinenfabriken sowie die "Birkenhead Drydock, Engine & Boiler Works" wurden vollkommen zerstört. Im ganzen wurden über 200 Häuser durch Bomben oder Brand zerstört. An der Merseymündung (in Bootle) wurde eine Pulverfabrik völlig zerstört. In Crewe, südöstlich von Liverpool, sind die Bahnanlagen stark beschädigt, wodurch der Verkehr mit London unterbrochen wurde. Militärlager sollen dort in Brand gesetzt worden sein.
2. Manchester. Angriffsziel waren in erster Linie die Hochofenwerke, die mit gutem Erfolg mit Bomben belegt wurden. Zwei Hochofenwerke und zwei größere Fabriken (Eisenwerke) wurden völlig zerstört. Eine Reihe anderer Fabrikanlagen hat beträchtlichen Schaden erlitten.
3. Sheffield. Im Süden der Stadt wurden zwei Hochöfen beworfen, von denen der eine zum großen Teil zerstört wurde. Ferner wurden mehrere große Industrieanlagen und der Bahnhof mit Bomben belegt. Außerdem sollen zwei Schuppen, die militärischen Zwecken dienen, zerstört sein. Starke Brände wurden nach dem Angriff noch lange Zeit beobachtet.
4. Nottingham. Angriffe wurden ausgeführt auf große Fabrikanlagen und Hochöfen, wobei sehr gute Wirkung beobachtet wurde. Ferner auf eine Batterie, die, nachdem sie unsere Luftschiffe wirkungslos beschossen hatte, zum Schweigen gebracht wurde. Eine Munitionsfabrik und mehrere Fabrikanlagen wurden stark beschädigt. Östlich von Nottingham bei Grantham wurden die Bahnanlagen zerstört, so daß der Betrieb mehrere Tage unterbrochen werden mußte. Der bei weitem größte Schaden ist in Sheffield und Nottingham angerichtet worden; Londoner Versicherungsgesellschaften schätzen denselben auf 400000 Pfd. Sterl.
5. Birmingham. Zwei große Regierungswerke und zwei Munitionsfabriken sind völlig
zerstört, eine Brauerei beschädigt. Großer Schaden wurde überhaupt in Staffordshire, Shropshire, Ceshire, Leicestershire, Lincolnshire und Yorkshire angerichtet. - In Eccleshill bei Bradford wurden eine Munitionsfabrik und drei Spinnereien, in Partington durch eine Bombe 22 Häuser zerstört.
6. Humber. Eine Batterie, die ihr Feuer ohne Ergebnis auf eines unserer Luftschiffe richtete, wurde angegriffen und zum Schweigen gebracht. Geschütze und Scheinwerfer der Batterie wurden zerstört. Ferner wurden auf eine Anzahl von Industrieanlagen am Humber sowie auf ein Hochofenwerk mit ausgedehnten Anlagen Bomben geworfen. Überall wurden gute Erfolge beobachtet. In Grimsby wurden die Kais, Werften und Lagerhäuser zum Teil schwer beschädigt, ebenso mehrere Fracht- und Fischdampfer. Ein Heu- und Strohlager ist niedergebrannt, wodurch beträchtlicher Schaden entstanden ist. Zwischen Hedon und Salt Enden (unterhalb Hull) wurde ein Pulvermagazin zerstört. In der Nähe von Hull ist eine Eisengießerei schwer beschädigt. In Hull selbst sollen die Verheerungen sehr groß gewesen sein und denen in Sheffield und Nottingham nahezu gleichkommen. In der Kingstreet ist ein Häuserblock gänzlich zerstört. Die Bahn- und Hafenanlagen haben derart gelitten, daß große Schwierigkeiten in den Betrieben entstanden sind. Mehrere in den Docks liegende Handelsschiffe sollen beschädigt sein. Oberhalb Goole wurde ein Hochofen schwer beschädigt. Ferner sind auf dem Humber der Kleine Kreuzer "Caroline" und die Zerstörer "Eden" und "Nith" versenkt worden. Der Kleine Kreuzer "Caroline" ging in 6 Minuten unter; 31 Mann der Besatzung wurden getötet, 58 verwundet und 47 ertranken.
7. Great Yarmouth. Eine Fabrik und verschiedene Industrieanlagen wurden mit Bomben belegt, wobei gute Wirkung beobachtet wurde. Ferner wurde an der englischen Ostküste noch eine Batterie zum Schweigen gebracht. An der Ostküste Englands ist weiterhin der englische Dampfer "Franz Fischer" von einem Luftschiff versenkt worden.
Die moralische Wirkung des Angriffs scheint sehr stark gewesen zu sein. Bestätigt wird dies indirekt durch die englische Presse, die über die bisher wirkungslosen Abwehrmaßnahmen klagt und die die Forderungen des englischen Binnenlandes nach Luftabwehrgeschützen und Flugzeugen lebhaft unterstützt. Der Finanzausschuß der Liverpool Corporation hat beschlossen, alle in ihrem Besitz befindlichen öffentlichen Gebäude der Stadt gegen Schaden durch Luftangriffe zu versichern. Der gesamte Betrag dieser Versicherungen durch lokale Gesellschaften soll etwa 3000000 Pfd. Sterl. betragen.
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Karte

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Die Italiener bei Durazzo geschlagen

Wien, 24. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen in Albanien haben gestern die Italiener und ihren Bundesgenossen Essad bei Durazzo geschlagen. Am Vormittag bemächtigten sich unsere Bataillone - deren kleinere Abteilungen den unteren Arzen übersetzten - der letzten feindlichen Vorpositionen östlich von Bazar Sjak. Am Mittag wurde die italienische Brigade Savona auch aus der stark ausgebauten Hauptstellung östlich des eben genannten Ortes geworfen. 
Gleichzeitig erstürmte eine andere Kolonne die zehn Kilometer südöstlich von Durazzo angelegten Verschanzungen von Sasso-Bianco. Der Feind verließ seine Gräben zum Teil fluchtartig und wich hinter den inneren Verteidigungsring. Es wird verfolgt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Englischer Mißerfolg im Irak

Konstantinopel, 24. Februar.
An der Irakfront versuchte eine feindliche Abteilung in Stärke von etwa einem Bataillon sich unseren Stellungen bei Felahie zu nähern, wurde aber durch unser Feuer zum Rückzug gezwungen und ließ zahlreiche Tote zurück. Unter den während des letzten Kampfes bei Felahie Gefallenen befinden sich 7 englische Offiziere. Neuerdings nahmen wir 17 Soldaten der feindlichen Truppen gefangen, die im Verlaufe dieses Kampfes in die Umgegend geflüchtet waren.
An der Kaukasus front dauern die Kämpfe ohne Unterbrechung fort.
Einige feindliche Kreuzer und Torpedoboote bombardierten in den Tagen vom 18. bis zum 22. Februar zeitweilig die Gestade bei Sed ül Bahr und Tekke Burun. Sie hatten keinen Erfolg und unsere bei Kum Kale und Sed ül Bahr aufgestellten Batterien zwangen sie, ohne daß sie ihr Feuer längere Zeit hätten fortsetzen können, zum Rückzuge.  Feindliche Flugzeuge überflogen in den letzten Tagen die Dardanellen, wurden aber verjagt und von unseren Kampfflugzeugen verfolgt. Am 20. Februar beschoß ein feindlicher Kreuzer, der unter dem Schutze von Minensuchern in den Golf von Saros eingedrungen war, mit Unterstützung von drei feindlichen Beobachtungsflugzeugen erfolglos die Küste bei Galata (Gallipoli). Eines unserer Kampfflugzeuge griff die feindlichen Flugzeuge an und trieb sie in die Flucht, worauf der Kreuzer sein Feuer einstellte und sich mit den Minensuchern entfernte.

  

Der französische Heeresbericht:

Paris, 24. Februar.
Amtlicher Bericht von gestern nachmittag:
Im Artois haben wir einige Teile der Gräben im Gebiete des Waldes von Givenchy zurückerobert. In der Gegend nördlich von Verdun dauerte die feindliche Beschießung, die kräftig von uns erwidert wurde, fort. Im Laufe der Nacht entwickelten sich Infanteriegefechte auf einer Front von ungefähr 15 Kilometern. Der Kampf dauert heftig vom rechten Maasufer bis südöstlich von Herbebois an. Wir haben das Dorf Houmont, dessen Rand wir noch halten, nach einem hartnäckigen Kampfe, in dem wir dem Feinde sehr erhebliche Verluste beibrachten, geräumt. Östlich von diesem Orte gestattete uns ein Gegenangriff, den größeren Teil des hier vorspringenden Waldes von Caures, der gestern vom Feinde besetzt worden war, wiederzunehmen. Nördlich von Beaumont wurde ein auf Herbebois gerichteter starker deutscher Angriff durch unser Sperrfeuer glatt angehalten. Nach Aussagen von Gefangenen sind einige deutsche Einheiten vollständig vernichtet worden. Während dieser Operationen langsamer und anhaltender beiderseitiger Artilleriekampf in der Gegend von Haute Cherriere und Fromezey. In Lothringen in der Gegend von Nomeny zeigte sich unsere Artillerie ziemlich tätig. Eine feindliche Erkundungsabteilung nördlich von Letricourt konnte unsere Linien nicht erreichen.

Amtlicher Bericht von gestern abend:
In Belgien hat das Zerstörungsfeuer unserer Artillerie mehrere Breschen in die deutschen Gräben vor Steenstraate geschossen. Nördlich von der Aisne haben unsere Batterien die deutschen Werke auf dem Plateau von Vauclerc zerstört. In der Gegend nördlich von Verdun erweist sich der deutsche Angriff, wie vorausgesehen, als ein sehr bedeutender und mit großen Mitteln vorbereiteter. Der Kampf hat heute mit wachsender Heftigkeit fortgedauert; unsere Truppen hielten wacker stand und brachten dem Feinde sehr bedeutende Verluste bei. Die ununterbrochene Beschießung mit Granaten großen Kalibers, die von unsrer Artillerie mit gleicher Heftigkeit erwidert wurde, erstreckte sich aus eine Front von fast 40 Kilometer, von Malancourt bis in die Gegend vor Etain. Die Tätigkeit der deutschen Infanterie in sehr großen Verbänden, die sich aus Truppen von sieben verschiedenen Armeekorps zusammensetzen, wurde im Laufe des Tages zwischen Brabant-sur-Meuse und Ornes fortgesetzt. Am Ausgange des Dorfes Haumont konnte uns der Feind trotz aller Anstrengungen nicht aus unseren Stellungen am Walde von Caures werfen, von denen wir noch den größten Teil besetzt halten. Unsere Gegenangriffe brachten die deutschen Angriffe östlich vom Walde von Caures zum Stehen. Nach einer Reihe von blutigen Angriffen konnten die Deutschen in den Wald von Vavrille eindringen. Nördlich von Ornes wurden Angriffe des Feindes auf unsere Linie bei Herbebois durch unsere Gegenangriffe angehalten. Keine Infanterietätigkeit auf dem linken Maasufer und zwischen Ornes und Fromezey. Im Elsaß griff der Feind gestern gegen Ende des Tages unsere Stellungen südöstlich vom Walde von Carspach und südwestlich von Altkirch an. Ein sofortiger Gegenangriff warf sie aus dem größten Teil der vorgeschobenen Stellungen, in denen sie Fuß gefaßt hatten, wieder hinaus.
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Auch Italien "requiriert" deutsche Schiffe

London, 24. Februar. (Unterhaus.)
Handelsminister Runciman sagte auf eine Anfrage, der italienische Botschafter habe ihm mitgeteilt, daß 30 deutsche in den italienischen Häfen internierte Schiffe von der italienischen Regierung requiriert worden seien.
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Essads Flucht aus Durazzo

Albanien im Ersten Weltkrieg: Essad Pascha
Essad Pascha

Brindisi, 24. Februar.
Essad ist an Bord eines italienischen Torpedoboot-Zerstörers hier eingetroffen.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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