Das
wirkliche Ergebnis des "Zeppelin"Angriffs auf England
(Guter
militärischer Erfolg)
Berlin,
24. Februar.
Von zuständiger Stelle erfahren wir über das Ergebnis
des Luftangriffes in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar 1916 das
Folgende:
1. Liverpool. Hauptziele des Angriffs waren die Docks, Hafen- und Fabrikanlagen.
Die Wirkung der Bomben war gut, während der Rückfahrt der Schiffe
war noch weithin ein mächtiger Brand sichtbar. Eine Reihe von Brücken-
und Hafenanlagen wurde so schwer beschädigt, daß sie vorläufig
nicht mehr benutzbar sind. Es soll auch eine Anzahl von Schiffen auf dem
Mersey schwer getroffen sein, u. a. ein unterhalb Birkenhead liegender
Kreuzer und ein Transportschiff der Leyland Line. Eine Stallung mit 200
Pferden wurde durch Feuer zerstört; die Pferde und die kanadischen
Wachmannschaften sollen dabei umgekommen sein. In Birkenhead, Garston
und Bootle ist großer Schaden angerichtet worden. Booth Line und
Yeoward Line sind durch die teilweise Zerstörung ihrer Dockanlagen
schwer geschädigt. Drei Schiffe wurden sehr mitgenommen. Die angrenzenden
Trockendocks und Maschinenfabriken sowie die "Birkenhead Drydock,
Engine & Boiler Works" wurden vollkommen zerstört. Im ganzen
wurden über 200 Häuser durch Bomben oder Brand zerstört.
An der Merseymündung (in Bootle) wurde eine Pulverfabrik völlig
zerstört. In Crewe, südöstlich von Liverpool, sind die
Bahnanlagen stark beschädigt, wodurch der Verkehr mit London unterbrochen
wurde. Militärlager sollen dort in Brand gesetzt worden sein.
2. Manchester. Angriffsziel waren in erster Linie die Hochofenwerke, die
mit gutem Erfolg mit Bomben belegt wurden. Zwei Hochofenwerke und zwei
größere Fabriken (Eisenwerke) wurden völlig zerstört.
Eine Reihe anderer Fabrikanlagen hat beträchtlichen Schaden erlitten.
3. Sheffield. Im Süden der Stadt wurden zwei Hochöfen beworfen,
von denen der eine zum großen Teil zerstört wurde. Ferner wurden
mehrere große Industrieanlagen und der Bahnhof mit Bomben belegt.
Außerdem sollen zwei Schuppen, die militärischen Zwecken dienen,
zerstört sein. Starke Brände wurden nach dem Angriff noch lange
Zeit beobachtet.
4. Nottingham. Angriffe wurden ausgeführt auf große Fabrikanlagen
und Hochöfen, wobei sehr gute Wirkung beobachtet wurde. Ferner auf
eine Batterie, die, nachdem sie unsere Luftschiffe wirkungslos beschossen
hatte, zum Schweigen gebracht wurde. Eine Munitionsfabrik und mehrere
Fabrikanlagen wurden stark beschädigt. Östlich von Nottingham
bei Grantham wurden die Bahnanlagen zerstört, so daß der Betrieb
mehrere Tage unterbrochen werden mußte. Der bei weitem größte
Schaden ist in Sheffield und Nottingham angerichtet worden; Londoner Versicherungsgesellschaften
schätzen denselben auf 400000 Pfd. Sterl.
5. Birmingham. Zwei große Regierungswerke und zwei Munitionsfabriken
sind völlig
zerstört, eine Brauerei beschädigt. Großer Schaden wurde
überhaupt in Staffordshire, Shropshire, Ceshire, Leicestershire,
Lincolnshire und Yorkshire angerichtet. - In Eccleshill bei Bradford wurden
eine Munitionsfabrik und drei Spinnereien, in Partington durch eine Bombe
22 Häuser zerstört.
6. Humber. Eine Batterie, die ihr Feuer ohne Ergebnis auf eines unserer
Luftschiffe richtete, wurde angegriffen und zum Schweigen gebracht. Geschütze
und Scheinwerfer der Batterie wurden zerstört. Ferner wurden auf
eine Anzahl von Industrieanlagen am Humber sowie auf ein Hochofenwerk
mit ausgedehnten Anlagen Bomben geworfen. Überall wurden gute Erfolge
beobachtet. In Grimsby wurden die Kais, Werften und Lagerhäuser zum
Teil schwer beschädigt, ebenso mehrere Fracht- und Fischdampfer.
Ein Heu- und Strohlager ist niedergebrannt, wodurch beträchtlicher
Schaden entstanden ist. Zwischen Hedon und Salt Enden (unterhalb Hull)
wurde ein Pulvermagazin zerstört. In der Nähe von Hull ist eine
Eisengießerei schwer beschädigt. In Hull selbst sollen die
Verheerungen sehr groß gewesen sein und denen in Sheffield und Nottingham
nahezu gleichkommen. In der Kingstreet ist ein Häuserblock gänzlich
zerstört. Die Bahn- und Hafenanlagen haben derart gelitten, daß
große Schwierigkeiten in den Betrieben entstanden sind. Mehrere
in den Docks liegende Handelsschiffe sollen beschädigt sein. Oberhalb
Goole wurde ein Hochofen schwer beschädigt. Ferner sind auf dem Humber
der Kleine Kreuzer "Caroline" und die Zerstörer "Eden"
und "Nith" versenkt worden. Der Kleine Kreuzer "Caroline"
ging in 6 Minuten unter; 31 Mann der Besatzung wurden getötet, 58
verwundet und 47 ertranken.
7. Great Yarmouth. Eine Fabrik und verschiedene Industrieanlagen wurden
mit Bomben belegt, wobei gute Wirkung beobachtet wurde. Ferner wurde an
der englischen Ostküste noch eine Batterie zum Schweigen gebracht.
An der Ostküste Englands ist weiterhin der englische Dampfer "Franz
Fischer" von einem Luftschiff versenkt worden.
Die moralische Wirkung des Angriffs scheint sehr stark gewesen zu sein.
Bestätigt wird dies indirekt durch die englische Presse, die über
die bisher wirkungslosen Abwehrmaßnahmen klagt und die die Forderungen
des englischen Binnenlandes nach Luftabwehrgeschützen und Flugzeugen
lebhaft unterstützt. Der Finanzausschuß der Liverpool Corporation
hat beschlossen, alle in ihrem Besitz befindlichen öffentlichen Gebäude
der Stadt gegen Schaden durch Luftangriffe zu versichern. Der gesamte
Betrag dieser Versicherungen durch lokale Gesellschaften soll etwa 3000000
Pfd. Sterl. betragen. 1) |