Der Weltkrieg am 25. Februar 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

FRANZÖSISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Sechs weitere Ortschaften bei Verdun genommen

10000 Franzosen gefangen

Großes Hauptquartier, 25. Februar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Auf dem rechten Maasufer wurden auch gestern die schon berichteten Erfolge nach verschiedenen Richtungen ausgewertet. Die befestigten Dörfer und Höfe Champneuville an der Maas, Cotelettes, Marmont, Beaumont, Chambrettes und Ornes wurden genommen, außerdem sämtliche feindlichen Stellungen bis an den Louvemontrücken gestürmt.
Wieder waren die blutigen Verluste des Feindes außerordentlich schwer, die unserigen blieben erträglich. Vie Zahl der Gefangenen ist um mehr als 7000 auf über 10000 gestiegen, über die Beute an Material lassen sich noch keine Angaben machen.
Östlicher und Balkankriegsschauplatz:
Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der Kaiser in Wilhelmshaven

Wilhelmshaven, 25. Februar.
Der Kaiser traf am Mittwoch, 23. Februar, vormittags, zu mehrstündigem Aufenthalt hier ein. Die Abreise erfolgte am Nachmittag.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Beschießung der Hafenanlagen von Durazzo

Wien, 25. Februar.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:
Stellenweise Geschützkämpfe.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unsere Truppen in Albanien haben gestern die tags zuvor östlich und südöstlich von Durazzo geschlagenen Italiener in scharfer Verfolgung auf die Landzunge westlich der Dursteiche zurückgetrieben. Die Hafenanlagen von Durazzo liegen im Feuer unserer Geschütze. Die Einschiffung von Mannschaft und Kriegsgerät wird erfolgreich gestört. Das Auftreten einiger italienischer Kriegsschiffe blieb ohne Einfluß auf den Gang der Ereignisse. Wir nahmen in diesen Kämpfen bisher 11 italienische Offiziere und über 700 Mann gefangen und erbeuteten 5 Geschütze und 1 Maschinengewehr.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 25. Februar.
Am 23. Februar schleuderten an den Dardanellen ein feindlicher Panzer und zwei Kreuzer, deren Feuer durch Beobachtungsflugzeuge geleitet wurde, erfolglos einige Granaten gegen die Küsten von Kilia und Palamutluk. Eins unserer Wasserflugzeuge trieb die feindlichen Flugzeuge in die Flucht. Ein anderes Linienschiff und ein Kreuzer schleuderten ebenfalls erfolglos einige Geschosse gegen Sed ül Bahr und Tekke Burun und zogen sich darauf zurück.
Von den verschiedenen anderen Fronten ist keine Nachricht über wichtige Veränderungen eingetroffen.

  

Der französische Heeresbericht:

Paris, 25. Februar. (Amtlicher Bericht von Donnerstag nachmittag.)
Im Artois Handgranatenkampf östlich von Souchez. In der Gegend nördlich von Verdun dauerte der Kampf mit derselben Heftigkeit während der ganzen Nacht vom rechten Maasufer bis südlich von Ornes an. Infolge der Heftigkeit der feindlichen Beschießung unserer vorgeschobenen Stellung von Brabant-sur-Meuse räumten unsere Truppen das Dorf von der Dunkelheit begünstigt und durch das Seitenfeuer von unseren Stellungen auf dem linken Maasufer unterstützt. Ein auf Samogneux gerichteter Angriff wurde abgeschlagen. Ein anderer durch mindestens eine Brigade unternommener, gegen den Wald von Caures gerichteter Angriff nahm uns einen Teil dieses Waldes ab, dessen südlicher Zipfel von uns gegenwärtig gehalten wird. Sämtliche auf Beaumont gerichteten Angriffe waren nicht imstande, uns aus diesem Ort zu vertreiben, vor welchem unsere Stellungen liegen. Östlich diesem Abschnittes beherrschen wir jenseits Ornes die südlich Herbebois gelegenen Laufgräben. Die zur Vermeidung unnötiger Verluste vorgeschriebenen Rückzugsbewegungen wurden in ausgezeichneter Ordnung durchgeführt, ohne daß der Feind, der nur unter beträchtlichen Schwierigkeiten und Verlusten vordringt, unsere Front an irgendeinem Punkt zu durchbrechen vermochte. Langsame und andauernde Beschießung in dem Abschnitte Ornes - Fromezey. In Lothringen faßte der Feind in einem unserer vorgeschobenen Posten am Cherninetwald Fuß, ans dem wir ihn sofort verjagten. Einige Patrouillenzusammenstöße östlich von Reillon. Im Laufe der gestrigen Nacht warf eins unserer Beschießungsgeschwader 45 Geschosse, darunter mehrere starken Kalibers, auf die Bahnanlagen von Metz-Sablon und auf die Gaswerke dieser Gegend, wo wir sofort einen großen Brand beobachteten.

(Amtlicher Bericht von Donnerstag abend.)
Auf die feindlichen Werke westlich von Maisons Champagne und südlich von Ste. Marie-à-Py richteten wir ein wohlgezieltes Feuer. In den Argonnen Zerstörungsfeuer auf die deutschen Schanzwerke von Fille-Morte. In der Gegend nördlich von Verdun fuhr der Feind fort, unsere Front von der Maas bis südlich Fromezey mit der gleichen Heftigkeit zu beschießen. Zwischen Malancourt und dem linken Ufer der Maas nahm die Tätigkeit der Artillerie etwas ab. In dieser Gegend kam es noch zu keinem Infanteriegefecht. Zwischen dem rechten Ufer der Maas und Ornes legte der Feind die gleiche Erbitterung an den Tag wie gestern und vervielfältigte seine wütenden Angriffe. Er ließ Haufen von Leichen auf dem Gelände zurück, ohne daß es ihm gelang, unsere Front zu durchbrechen. An den zwei Flügeln nahmen wir unsere Linie einerseits hinter Samogneux, anderseits südlich Ornes zurück. Unsere Artillerie erwiderte ohne Unterlaß der Artillerie des Feindes. In Lothringen wiesen wir eine feindliche Erkundungsabteilung, die sich einem der kleinen Posten nördlich von St. Martin zu nähern suchte, zurück und verfolgten sie.
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Die Beschlagnahme der deutschen Schiffe in Portugal

Amsterdam, 25. Februar.
Nach einem Bericht des "Times"-Berichterstatters in Lissabon erfolgte die Beschlagnahme der 36 deutschen und österreichischen Schiffe ganz unerwartet. Einige Kapitäne boten einen schriftlichen Protest an. Zwei portugiesische Kriegsschiffe hielten drei Stunden lang Wache. Die deutschen Matrosen wurden an Land gebracht. Der portugiesische Minister des Äußern teilte mit, daß dieser Schritt unternommen wurde, weil die Regierung fürchtete, daß die Schiffe zu flüchten versuchen würden, auch hätte die Regierung sie für Transportzwecke nötig. Der Ministerpräsident fügt hinzu, daß darüber vorher keine Verhandlungen mit Deutschland geführt worden wären. Die Regierung habe lediglich die Tatsache der Beschlagnahme telegraphisch dem portugiesischen Gesandten in Berlin gemeldet mit dem Auftrage, die deutsche Regierung davon in Kenntnis zu setzen.
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Die Versenkung des Dampfers "Westburn"

Amsterdam, 25. Februar.
Einem hiesigen Blatte zufolge meldet die "Times" aus Madrid, daß der von den Deutschen beschlagnahmte britische Dampfer "Westburn" britische und französische Kriegsschiffe passierte, ohne Verdacht zu erregen. Als er in Santa Cruz ankam, begab sich ein britischer Kreuzer, der im Hafen lag, sofort auf offene See, um das Schiff zurückzuerobern, falls es die spanischen Gewässer verlassen sollte. Als jedoch die 206 Gefangenen der sechs anderen feindlichen Schiffe an Land gebracht waren, verließen die Deutschen binnen 24 Stunden den Hafen und ließen die "Westburn" in die Luft fliegen. Die Prisenbesatzung kehrte hierauf in Booten nach Teneriffa zurück.
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Die "sogenannte" "Möwe"

Teneriffa, 25. Februar. (Reuter-Meldung.)
Der Kapitän eines der Schiffe, die von den Deutschen versenkt worden sind, erklärte in einer Unterredung, daß die sogenannte "Möwe" ein Schiff von 2000 bis 2500 Tonnen sei, das sechs 17,5-cm-Kanonen, zwei Torpedolanzierrohre und zahlreiche Minen führe. Der Dampfer soll 17 Knoten laufen können, die Besatzung habe aus 200 bis 250 Mann bestanden. Das Kommando habe ein Graf Dohna geführt. Die Besatzung der "Luxenburg" erzählte, daß sie auf der "Westburn" gut behandelt wurde. An Bord wurde sie von sieben mit Handgranaten bewaffneten Deutschen bewacht. Die "Westburn" führte 5000 Tonnen Steinkohle.
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Der 1. Weltkrieg im Februar 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

 

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