Der Weltkrieg am 31. März 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Malancourt im Sturm genommen

Großes Hauptquartier, 31. März.
Westlicher Kriegsschauplatz:
In vielen Abschnitten der Front lebte die beiderseitige Artillerietätigkeit während des klaren Tages merklich auf.
Westlich der Maas wurde das Dorf Malancourt und die beiderseits anschließenden französischen Verteidigungsanlagen im Sturm genommen. 6 Offiziere und 322 Mann sind unverwundet in unsere Hand gefallen. Auf dem Ostufer ist die Lage unverändert. An den französischen Gräben südlich der Feste Douaumont entspannen sich kurze Nahkämpfe.
Die Engländer büßten in Luftkämpfen in der Gegend von Arras und Bapaume drei Doppeldecker ein. Zwei von ihren Insassen sind tot. Leutnant Immelmann hat dabei sein dreizehntes feindliches Flugzeug abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Die Russen beschränkten sich auch gestern auf starke Beschießung unserer Stellungen an den bisher angegriffenen Fronten.
Balkankriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Die Eroberung von Malancourt

Großes Hauptquartier, 31. März. (Priv.-Tel.)
Unaufhaltsam bröckelt ein Stück der französischen Stellung nach dem andern im Sack von Malancourt ab. Das Schicksal des großen Dorfes, dessen Ruinen ein langes Stück der Landstraße säumen, konnte man bereits an dem Tage als entschieden ansehen, als es von drei Seiten her unter unser Feuer genommen wurde. Die wiederholten und sehr kräftigen französischen Sturmangriffe gegen den Wald von Avocourt, die erst gestern früh als hoffnungslos eingestellt wurden, sollten dem hart bedrängten Dorfe Malancourt noch im letzten Augenblick Luft schaffen. Der Versuch ist an der eisernen Bereitschaft unserer Truppen so blutig gescheitert, daß der Gegner diese sturmumtoste Waldecke wohl vorerst nicht wieder anpacken wird. Die deutschen Seitengewehre, die dort wachen und im Notfall arbeiten, sind nicht so leicht zu überrumpeln. Der Sack ist durch die Fortschritte der letzten Tage nicht unerheblich flacher geworden. Unsere Linie verläuft nun von den Höhen südwestlich von Haucourt zur Straße nach Bethincourt hinüber.
2)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Kampfpause an der italienischen Front

Wien, 31. März.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer- und südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Nichts Neues.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Infolge der ungünstigen Witterung ist eine Kampfpause eingetreten.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 31. März.
An der Irakfront keine Veränderung in der Gegend des Tigris. In der Gegend des Euphrat griff eine unserer Abteilungen östlich von Nassrie eine feindliche Abteilung an und jagte sie nach Süden, wobei sie dem Feinde Verluste zufügte. Gleichzeitig überraschten unsere Freiwilligen das Lager dieser Abteilung und führten Beute mit sich fort.
An der Kaukasusfront rückten unsere Truppen all-mählich im Tale des Tschoruk vor und schlugen dabei die Angriffe feindlicher Erkundungsabteilungen ab. In den übrigen Abschnitten dieser Front keine wichtige Unternehmung.
Ein feindlicher Kreuzer unterhielt auf der Höhe der Dardanellen einen Augenblick ein wirkungsloses Feuer, worauf er sich zurückzog. Drei aus der Richtung von Imbros kommende feindliche Flieger kehrten infolge des wirksamen Feuers unserer Batterien von Yenichehir nach dieser Insel zurück.

 

Neue Verschärfung der englischen Blockadebestimmungen

London, 31. März.
Die "London Gazette" veröffentlicht eine Order in Council, welche eine frühere Order abändert, wonach die Bestimmungen der Londoner Deklaration bis auf gewisse Auslassungen und Abänderungen von der britischen Regierung angenommen wurden. Die Hauptklausel der heutigen Order besagt, daß in Zukunft Artikel 19 der Londoner Deklaration nicht mehr angewendet werden soll. Weder Schiff noch Ladung sollen, wenn sie die Blockade brechen, vor der Wegnahme geschützt sein, nur weil sie aus dem Wege nach einem nichtblockierten Ort sind.
1)

 

Asquith in Rom

Bern, 31. März.
Die Agenzia Stefani meldet aus Rom:
Asquith ist Freitag nachmittag in Rom eingetroffen.
1)

 

Militärische Maßnahmen in Holland

Amsterdam, 31. März.
Wie das Korrespondenzbureau erfährt, werden vorläufig bei der Land- und Seemacht keine Urlaube mehr erteilt werden. Die höchsten Stellen der Land- und Seemacht hielten heute früh eine wichtige Konferenz ab. Der Minister des Innern hatte heute früh eine Unterredung mit dem Direktor des Kabinetts der Königin und mit dem Minister des Äußern. Wie verlautet, soll eine geheime Sitzung der Zweiten Kammer unmittelbar bevorstehen.
Das "Handelsblad" meldet, die Güterwagen, die seit 1. August 1914 zur Verfügung der Militärbehörden gestellt werden mußten, aber seither vorübergehend freigegeben waren, wurden heute von den Behörden requiriert. Wagen, die heute um 6 Uhr abends zur Abreise fertig waren, durften noch befördert werden; die anderen wurden wieder ausgeladen.

Amsterdam, 31. März.
Dem Haager Korrespondenzbureau wird von maßgebender Seite mitgeteilt, daß die Berichte, wonach alle erteilten Urlaube zurückgezogen und alle Güterzüge requiriert worden seien, vollkommen unrichtig sind, es wird hinzugefügt, daß es nicht möglich ist, alle phantastischen Berichte ähnlicher Art zu dementieren.
1)

 

Der 1. Weltkrieg im März 1916

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 4
Nationaler Verlag, Berlin (1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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