Der Weltkrieg am 21. Juni 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neuer Raumgewinn in Wolhynien

Großes Hauptquartier, 21. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz:

An verschiedenen Stellen der Front zwischen der belgisch-französischen Grenze und der Oise herrschte rege Tätigkeit im Artillerie- und Minenkampf, sowie im Flugdienst. 
Bei Patrouillenunternehmungen in Gegend von Berry-au-Bac und bei Frapelle (östlich von St. Dié) wurden französische Gefangene eingebracht.
Ein englisches Flugzeug stürzte bei Puisieux (nordwestlich von Bapaume) in unserem Abwehrfeuer ab, einer der Insassen ist tot. Ein französisches Flugzeug wurde bei Kemnat (nordöstlich von Pont-a-Mousson) zur Landung gezwungen, die Insassen sind gefangen genommen.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg:
Vorstöße unserer Truppen nordwestlich und südlich von Dünaburg in Gegend von Dubatowka (nordöstlich von Smorgon) und beiderseits von Krewo hatten guten Erfolg. In Gegend von Dubatowka wurden mehrere russische Stellungen überrannt. Es sind über 200 Gefangene gemacht, sowie Maschinengewehre und Minenwerfer erbeutet. Die blutigen Verluste des Feindes waren schwer. Die Bahnhöfe Zalesic und Molodeczno wurden von deutschen Fliegergeschwadern angegriffen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern:
Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals v. Linsingen:
Bei Gruziatyn (westlich von Kolki) wurden über den Styr vorgegangene russische Kräfte durch Gegenstoß zurückgeworfen. Feindliche Angriffe wurden abgewiesen. Nordwestlich von Luck setzte der Gegner unserem Vordringen starken Widerstand entgegen; die Angriffe blieben im Fluß. Hier und bei Gruziatyn büßten die Russen etwa 1000 Gefangene ein. Auch südlich der Turya geht es vorwärts.
Bei den Truppen des Generals Grafen v. Bothmer keine Veränderung.
Balkankriegsschauplatz:
Keine wesentlichen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 21. Juni.
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz:

In der Bukowina, in Ostgalizien und im Raume von Radziwillow keine besonderen Ereignisse In Wolhynien haben die unter dem Befehl des Generals von Linsingen stehenden deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte trotz heftigster feindlicher Gegenwehr abermals Raum gewonnen. Bei Gruziatyn wiesen unsere Truppen in zäher Standhaftigkeit auch den vierten Massenstoß der Russen völlig ab, wobei 600 Gefangene verschiedener feindlicher Divisionen eingebracht wurden; insgesamt sind gestern in Wolhynien über 1000 Russen gefangen worden.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Die Lage ist unverändert. Im Plöckenabschnitt kam es zu lebhaften Artilleriekämpfen. An der Dolomitenfront wiesen unsere Truppen bei Rufreddo einen Angriff unter schweren Verlusten des Feindes ab. Zwischen Brenta und Etsch fanden keine größeren Kämpfe statt. Vereinzelte Vorstöße der Italiener scheiterten; zwei feindliche Flieger wurden abgeschossen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
An der unteren Vojusa haben die Italiener, vom Feuer unserer Geschütze gezwungen, den Brückenkopf von Feras geräumt. Wir zerstörten die italienischen Verteidigungsanlagen und erbeuteten zahlreiches Schanzzeug.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 21. Juni. (W. B.)
Generalstabsbericht:

Die Lage an der Front von Mazedonien ist unverändert. Das schwache Artilleriefeuer dauert beiderseits an. Im Wardartale südlich von Doiran und Gewgheli war am 18. Juni der Artilleriekampf etwas lebhafter. An demselben Tage zersprengten unsere Patrouillen am rechten Wardarufer südlich der Belassitza-Planina mehrere Kavallerieabteilungen, die Erkundungen ausführten, und schlugen sie in die Flucht. Feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben auf Pardeitzi und Doiran, sowie auf bewohnte Ortschaften des Abschnittes Rupel. Eines unserer Flugzeuge griff bei Porto Lagos einen feindlichen Transport an, beschoß ihn und bewarf ihn mit Bomben, wobei die Schiffsbrücke getroffen und ernstlich beschädigt wurde.
2)

 

Der Wirtschaftskrieg der Alliierten

Denys Cochin
Denys Cochin

Basel, 21. Juni. (Priv.-Tel.)
Havas meldet:

Der Blockademinister Denys Cochin präsidierte am 20. Juni der ersten Sitzung des permanenten wirtschaftlichen Aktionskomitees der Alliierten. Er hieß die Delegierten der alliierten Regierungen willkommen. Bekanntlich bezweckt die Schaffung des von der Konferenz der Alliierten am 28. März vorgesehenen permanenten Komitees die Zusammenarbeit in der Behandlung der verschiedenen Konterbandefragen. Die Einschränkung des feindlichen Handels während des Krieges wird die Ausführung der von den verschiedenen Konferenzen der Alliierten vorgesehenen Maßnahmen erleichtern, und die Erfahrungen eines jeden einzelnen werden der gemeinsamen Aktion zugute kommen. Das Komitee bestimmte den bevollmächtigten Minister d´Anglais zur Leitung des Generalsekretariats.
2)

 

Neue Zumutungen an Griechenland


Skuludis

London, 21. Juni. (Priv.-Tel.)
Die "Times" meldet aus Athen:

Die Vertreter der Alliierten überreichen der griechischen Regierung eine neue Note, die in bündigen Worten abgefaßt ist und die Forderung einer allgemeinen Demobilisierung enthält. Man erklärt in ministeriellen Kreisen, daß eine Demobilisierung unmöglich sei, weil die weiteren Forderungen der Alliierten nicht bekannt seien. Zu den Gerüchten über den bevorstehenden Rücktritt des Kabinetts Skuludis wird erklärt, daß das Ministerium, selbst in dem unwahrscheinlichen Falle, daß ein derartiger Schritt unvermeidlich sei, nicht zurücktreten werde, bevor die Demobilisierung vollendet sei; denn eine Kabinettsänderung könne eine Beendigung der Mobilmachung zum Nachteil der griechischen Neutralität herbeiführen.

Bern, 21. Juni. (Priv.-Tel.)
Der Berner "Bund" teilt mit:
Griechenland hat sich, wie wir erfahren, in seinen Nöten mit einer Note an die Neutralen gewandt, um bei diesen seinen Protest anzubringen gegen die rechtswidrige und willkürliche Behandlung, die es von Seiten des Vierverbandes zu erdulden hat. Der Vierverband hat gegen Griechenland die beschränkte Blockade verhängt, die nach Zeitungsmeldungen noch ausgedehnt werden soll. Die griechischen Schiffe, die in griechischen Gewässern kreuzen, wurden von den Schiffen der Entente angehalten und nach einer von der letzteren nach ihrem Gutdünken bestimmten Marinebasis beordert. Die griechischen Schiffe in den Häfen des Vierverbandes dürfen nicht mehr ausfahren und in den amerikanischen Gewässern müssen die griechischen Schiffe Transporte für den Vierverband besorgen. Und das alles geschieht in dem Augenblick, in dem Griechenland demobilisiert oder bereits demobilisiert hat. Wahrlich, Land und Volk der Hellenen sind in schwierigster Lage und die Regierung, die mit aller Anstrengung die Neutralität aufrecht erhalten will, hat Grund zu Protesten.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
4. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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