Der Weltkrieg am 5. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Neue erbitterte Kämpfe um Thiaumont

Großes Hauptquartier, 5. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Wie nachträglich bekannt wird, haben sich die gestern berichteten Kämpfe nördlich der Somme auf breiterer Front und gegen starke englische Kräfte abgespielt; sie dauerten tagsüber noch an. Die im Abschnitt von nördlich Ovillers bis zum Foureauxwalde vorbrechenden Engländer sind unter großen Verlusten für sie, an einzelnen Stellen nach hartnäckigem Nahkampf, zurückgewiesen. Neue Kämpfe sind heute bei Pozières im Gange. Ein französischer Teilvorstoß wurde nachmittags südlich von Maurepas abgeschlagen. 
Im Aisnegebiet machte der Feind zahlreiche Patrouillenunternehmungen, die überall erfolglos blieben. 
Rechts der Maas wurden bei unseren gestrigen Gegenangriffen im Abschnitt von Fleury 468 Gefangene von vier verschiedenen Divisionen eingebracht. In der Gegend des Werkes Thiaumont entwickelten sich von neuem erbitterte Kämpfe. 
Im Sommegebiet wurden zwei feindliche Doppeldecker im Luftkampf abgeschossen.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Übergangsversuche der Russen über die Düna bei Dweten wurden vereitelt. Die Zahl der bei Rudka-Mirynska eingebrachten Gefangenen ist auf 561 gestiegen. Am Sereth nordwestlich von Zalosze wurden mehrfache feindliche Angriffe abgewiesen; bei Ratyscze über den Sereth vorgedrungene russische Abteilungen mußten einem Gegenstoß wieder weichen; bei Miedzygory und Cystopady hält sich der Gegner noch auf dem Südufer. 
Front des Feldmarschalleutnants Erzherzogs Carl: 
In den erfolgreichen Karpathenkämpfen wurden bisher 325 Russen gefangengenommen und 2 Geschütze erbeutet.
Balkan-Kriegsschauplatz:
Keine besonderen Ereignisse.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Erfolgreicher Luftkampf an der flandrischen Küste

Berlin, 5. August. 
Heute vormittag wurde in der Nähe der flandrischen Küste ein feindliches Kampfflugzeug durch eines unserer Seeflugzeuge nach längerer Verfolgung zum Kampfe gestellt, zum Absturz gebracht und vollständig vernichtet. Damit hat der Leutant zur See Boenisch das vierte feindliche Flugzeug von einem Seeflugzeuge aus vernichtet; er hat vor einigen Tagen einen weiteren Gegner durch Maschinengewehrtreffer zur Notlandung dicht hinter der feindlichen Linie gezwungen.
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Das Kriegswucheramt

Berlin, 5. August. (Priv.-Tel.)
Mit dem 15. August tritt das Kriegswucheramt in Tätigkeit. Der Justizminister
hat in einer Verfügung vom 2. August die Beamten der Staatsanwaltschaft angewiesen, das Kriegswucheramt in der Erfüllung der ihm zugewiesenen Aufgaben auf Ersuchen und von Amts wegen zu unterstützen. Insbesondere haben sie dem Kriegswucheramt über alle Vorkommnisse, die dessen Aufgabenkreis berühren und nicht lediglich örtliche Bedeutung haben, Mitteilung zu machen und ihm die Akten über solche Vorkommnisse alsbald nach Abschluß des Verfahrens zu übersenden. Anregungen des Kriegswucheramtes auf Einleitung von Ermittlungsverfahren ist Folge zu leisten. Über den Ausgang solcher Verfahren ist dem Amt stets Mitteilung zu machen. Soweit den Gerichten außerhalb eines Strafverfahrens Tatsachen bekannt werden, von denen sie annehmen, daß deren Kenntnis für das Amt bei Erfüllung seiner Aufgaben von Wert sein kann, haben sie diese Tatsachen dem Kriegswucheramte mitzuteilen. Gerichten und Staatsanwaltschaften wird das Kriegswucheramt auf ihr Ersuchen Gutachten erstatten. Die Beamten der Staatsanwaltschaft haben namentlich vor Erhebung einer Anklage wegen Kettenhandels eine gutachtliche Äußerung des Amtes einzuholen. Den Justizbehörden ist der unmittelbare Geschäftsverkehr mit dem Kriegswucheramt gestattet. Eine Verordnung des Bundesrats schreibt für den 1. September eine allgemeine Aufnahme des Bestandes der wichtigsten Lebensmittel vor.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Sturmangriffe abgeschlagen

Wien, 5. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Die in den Karpathen kämpfenden Streitkräfte der Heeresfront des Erzherzogs Carl haben auch gestern Raum gewonnen. Es wurden 325 Russen gefangengenommen, 2 Geschütze erbeutet. Die Kämpfe dehnten sich bis in die Gegend von Delatyn aus. 
Nordwestlich von Zalosze - am Südflügel der Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg - ist es dem Feinde an einigen Stellen gelungen, die Serethniederung zu überschreiten. Er wurde geworfen. Nur an einem Punkte ist der Gegenangriff unserer Truppen erst im Gange. Weiter nördlich keine Ereignisse von Belang. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Im südlichen Teile der Hochfläche von Doberdo kam es gestern zu heftigen Kämpfen. 
Das feindliche Artilleriefeuer, das schon in den letzten Tagen an Stärke zugenommen hatte, setzte im Abschnitt Monte Dei Sei Busi - Monfalconerücken um 10 Uhr vormittags mit größter Heftigkeit ein. Nach ununterbrochen anhaltendem, vierstündigem Massenfeuer begannen um 2 Uhr mittags die italienischen Infanterieangriffe. Die ersten Versuche des Gegners, aus seinen Deckungen vorzugehen, scheiterten an der trefflichen Wirkung der braven Artillerie. Trotzdem gelang es dem Feinde, im Laufe des Nachmittags an mehreren Punkten in unsere Stellungen einzudringen. Dank der tapferen Haltung unserer Infanterie wurde er jedoch im Nahkampf überall wieder hinausgeworfen, so daß um 7 Uhr abends die ganze alte Stellung wieder in unserem Besitze war. Um diese Zeit ließ das Geschützfeuer nach und flaute bis zum Einbruch der Dunkelheit völlig ab. Mindestens sieben italienische Regimenter waren an diesem mißlungenen Angriff beteiligt. 230 Mann wurden unverwundet gefangen, 2 Maschinengewehre erbeutet. Der Nordteil der Hochfläche und der Görzer Brückenkopf standen tagsüber gleichfalls unter starkem Geschützfeuer. In Kärnten wurde auf dem Plöcken der Vorstoß von drei italienischen Kompagnien, an der Tiroler Ostfront der Angriff einer Brigade gegen die Höhen nördlich von Paneveggio blutig abgewiesen. Unsere Flieger belegten Bassano erfolgreich mit Bomben.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 5. August. 
An der Irakfront und in Persien an der russischen Front kein Ereignis. 
Kaukasusfront: Auf dem rechten Flügel griffen unsere vorgeschobenen Abteilungen den Feind an, der sich auf eine befestigte Linie auf den beherrschenden Höhen südlich von Bitlis zurückgezogen hatte, und besetzten die Gräben der ersten Linie des Feindes. Russische Truppen, die südlich von Musch lagerten, wurden ebenfalls aus ihren Stellungen vertrieben und nach Norden zurückgedrängt. Im Laufe dieses Kampfes machten wir 2 Offiziere, darunter einen Kompagnieführer und 40 Soldaten zu Gefangenen. Im Abschnitte von Ognott nur Scharmützel. Im Zentrum wurden Teilangriffe des Feindes gegen unsere Stellungen westlich von Erzindjan und Gümüschkane durch unser Feuer aufgehalten. Im Norden, im Küstenabschnitt des linken Flügels. keine Tätigkeit.
Ägyptische Front: Von den Gewässern von Muhamedie aus haben zwei feindliche Kriegsschiffe von neuem ohne Erfolg die Dattelhaine von Ogratina östlich von Katia beschossen. Ein feindliches Flugzeug, das über Bir Hassana, ungefähr 27 Kilometer südlich von Ibne, erschien, wurde durch unser Feuer vertrieben. Drei feindliche Flieger, die ohne Erfolg Bomben auf unsere Truppen bei Katia warfen, wurden durch einen Angriff unserer Flugzeuge, die zum Kampfe mit ihnen aufgestiegen waren, und durch das Feuer unserer Abwehrkanonen vertrieben.

 

Das serbische Parlament auf Korfu

Paris, 5. Aug. (Priv.-Tel.)
Einer "Temps"-Meldung aus Griechenland zufolge beschloß König Peter, die serbische Skupschtina nach Korfu einzuberufen. Der serbische Gesandte in Athen machte dem Ministerpräsidenten Zaimis von diesem Plane Mitteilung. Ein Dekret des serbischen Kronprinzen setzt die Einberufung auf den 28. August alten Stils fest. Die Arbeiten des serbischen Parlaments werden sich auf die Erörterung wirtschaftlicher Fragen und auf die Abstimmung über einstweilige Gesetze, welche die Lage der Serben während ihres Aufenthalts auf fremdem Gebiet regeln sollen, beschränken.
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Der Verkauf von Dänisch-Westindien

Kopenhagen, 5. Aug. (W. B.)
In einer geheimen Sitzung des Reichstages teilte der Minister des Äußern Seavenius mit, daß die Vereinigten Staaten den Vorschlag gemacht hätten, ein Übereinkommen abzuschließen, durch das die dänisch-west-indischen Inseln an die Vereinigten Staaten abgetreten werden, und der dänische Gesandte in Washington durch Beschluß des Staatsrates vom 1. August ermächtigt worden sei, ein solches Übereinkommen abzuschließen, jedoch so, daß die Vereinigten Staaten gleichzeitig die Erklärung abgeben, daß sie keinen Einspruch dagegen erheben werden, daß Dänemark seine politischen und kommerziellen Gerechtsame von den dänischen Kolonien Grönlands auf ganz Grönland ausdehne, und die Vereinigten Staaten außerdem eine Entschädigung von 25 Millionen Dollars Gold zahlen. Der Vertrag enthält im übrigen wesentlich dieselben Bestimmungen wie der 1902 entworfene Vertrag. Der Minister des Äußern gab eine nähere Darstellung der vorausgegangenen Verhandlungen und der verschiedenen Gründe, die die Regierung bewogen hätten, den amerikanischen Vorschlag anzunehmen. Die Unterzeichnung des Vertrages wird in den nächsten Tagen erwartet. Der Reichstag wird wahrscheinlich in der nächsten Woche zu einer Sitzung einberufen werden, in der der Vorschlag zur Beschlußfassung unterbreitet werden wird.
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Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

2) "Frankfurter Zeitung" (1916)

 

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