Der Weltkrieg am 17. August 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

Der deutsche Heeresbericht:

Englischer und französischer Sturmangriff an der Somme gescheitert

Großes Hauptquartier, 17. August. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Das feindliche Feuer erreichte westlich von Wytschaete, sowie am und südlich vom Kanal von La Bassée zeitweise große Heftigkeit. 
Nachdem bereits am Morgen starke englische Angriffe aus der Linie Ovillers - Pozières und westlich des Foureauxwaldes abgewiesen waren, sind abends nach stärkstem Vorbereitungsfeuer und mit sehr erheblichen Kräften die Engländer zwischen Pozières und dem Foureauxwalde, die Franzosen zwischen Guillemont und der Somme zum Sturm vorgegangen. Der Sturm ist gescheitert, ebenso wie die mehrfachen, von den Franzosen bis zu fünf Malen versuchten nächtlichen Wiederholungen. Nach hartnäckigem Kampfe wurden westlich des Foureauxwaldes und südlich von Maurepas eingedrungene Teile des Gegners wieder zurückgeworfen. Die feindlichen Verluste sind groß. 
Südlich der Somme wurde in der Gegend von Belloy gekämpft. Die Franzosen haben hier in unserem vordersten Graben in etwa 500 Meter Breite Fuß gefaßt. Östlich davon und bei Estrées ist der Gegner abgewiesen. 
Beiderseits der Maas war die Artillerietätigkeit wiederholt gesteigert. Der Versuch eines feindlichen Angriffes im Chapitrewalde wurde durch Sperrfeuer unterdrückt. 
An zahlreichen Stellen der Front sind französische Patrouillenunternehmungen mißlungen. 
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Heftige, bis in die Nacht fortgesetzte Angriffe der Russen gegen den Abschnitt Batkow-Harbuzow (westlich von Zalocze) wurden restlos abgewiesen. 
Front des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Die Vorstöße des Feindes nördlich des Dnjestr bei Toustobaby-Konczaki blieben auch gestern erfolglos. Es wurden 154 Gefangene eingebracht. In den Karpathen ist die Höhe Stara Obczyna (nördlich vom Capul) genommen. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Südwestlich des Dojransees warfen schwache bulgarische Vortruppen feindliche Abteilungen zurück, die aus Doldzeli vorzustoßen versuchten.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Neuer Fliegerangriff auf Oesel

Berlin, 17. August. 
Am 15. und 16. August haben unsere Seeflugzeuge erneut die Flugzeugstation Papenholm auf Oesel und am Strande der Insel Runö stehende feindliche Flugzeuge mit gut deckenden Spreng- und Brandbomben angegriffen. Trotz heftigen Abwehrfeuers mit anschließendem Luftkampf kehrten unsere Flugzeuge sämtlich wohlbehalten zurück. 
Ein in derselben Nacht von vier feindlichen Flugzeugen auf Angernsee ausgeführter Angriff hat nur geringen Sachschaden verursacht. 
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Vergebliche russische Anstürme in Nordgalizien

Wien, 17. August. 
Amtlich wird verlautbart:
Russischer Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generals der Kavallerie Erzherzogs Carl: 
Im Capulgebiet ist die Höhe Stara Obczyna genommen worden. Südlich von Moldawa und an der oberen Bystrzyca scheiterten russische Vorstöße. Sonst bei der Heeresfront nach den bereits gestern gemeldeten Angriffen bei Horozanka keine besonderen Ereignisse.
Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: 
Bei der Armee des Generalobersten v. Böhm-Ermolli kam es gestern zwischen Perepelniki und Pieniaki zu Kämpfen von größter Heftigkeit. Der Feind trieb durch mehr als 12 Stunden ununterbrochen seine Massen gegen unsere Stellungen vor. Die meisten Anstürme brachen schon vor unseren Hindernissen zusammen. Wo es dem Gegner wie bei Manajov vorübergehend gelang, in unsere Gräben einzudringen, wurde er durch unsere Reserven zurückgeworfen. Die siegreiche Abwehr des russischen Stoßes ist ebensosehr dem trefflichen Wirken deutscher und österreichisch-ungarischer Batterien wie der tapferen Haltung der Infanterie, namentlich der westungarischen Regimenter 12 (Kamaron) und 72 (Poszony) zu danken. Unsere Verluste sind gering, die feindlichen außerordentlich schwer. Weiter nördlich nichts von Belang. 
Italienischer Kriegsschauplatz: 
Während die Italiener gestern ihre Tätigkeit an der Front zwischen Plava und der Wippach auf lebhaftes Artilleriefeuer beschränkten, griffen sie zwischen diesem Flusse und Oppacchiasella unsere Stellungen fünfmal tief gegliedert an. Nur an einer Stelle hatten unsere Truppen den Feind im Nahkampf zurückzuwerfen. Im übrigen brachen seine Stürme unter besonders schweren Verlusten schon in unserem Feuer zusammen. An der Tiroler Front scheiterten kleinere feindliche Unternehmungen am Monte Piano und Civaron. 
Südöstlicher Kriegsschauplatz: 
Außer der gewöhnlichen Gefechtstätigkeit an der unteren Vojusa nichts Neues.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Ereignisse zur See: 
In Erwiderung des feindlichen Fliegerangriffs auf Triest hat in der Nacht vom 16. auf den 17. ein Flugzeuggeschwader Venedig angegriffen. Es wurden der Bahnhof, Magazine, das Arsenal und militärische Objekte ausgiebig mit schweren, leichten und Brandbomben belegt, viele Volltreffer erzielt und ein großer Brand in den Bahnhofsmagazinen erzeugt. Ein zweites Geschwader griff erfolgreich den Innenhafen von Grado, eine Batterie am unteren Isonzo und militärische Objekte von Monfalcone an. Trotz heftigster Abwehr sind alle Flugzeuge unversehrt eingerückt. 

Flottenkommando. 1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 17. August. 
Amtlicher Heeresbericht. 
Es steht ganz bestimmt fest, daß die ganze 17. französische Kolonialdivision an dem am 15. August gemeldeten Gefecht teilgenommen hat. Auch gestern hörte die feindliche Artillerie nicht auf, unsere vorderen Stellungen südlich und westlich vom Dojransee zu beschießen. Am selben Tage versuchten feindliche Infanteriekolonnen. an einzelnen Stellen bis zu fünf Gliedern tief, vorzugehen; sie wurden aber unter großen Verlusten abgeschlagen und gezwungen, sich in Unordnung nach ihren Ausgangsstellen zurückzuziehen. An der übrigen Front schwache Artillerietätigkeit.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 17. August. 
Bericht des Hauptquartiers. 
An der Irakfront versuchte ein Teil der englischen Streitkräfte, Infanterie und Kavallerie, unter dem Schutz von zwei Kanonenbooten und drei Motorbooten unsere Abteilungen bei Nassirieh anzugreifen. Nach einem vierstündigen Kampf zu Lande und auf dem Flusse mußte sich der Feind aber zurückziehen; er verlor 40 Tote und ebensoviel Verwundete und mehrere Zugtiere und ließ einige Ausrüstungsgegenstände in unserer Hand. Im Abschnitt von Fellahie kein Ereignis. 
An der Kaukasusfront schoben unsere Truppen des rechten Flügels trotz der Schwierigkeiten des Geländes ihre Vorstellungen 40 Kilometer in nördlicher Richtung vor und stellten überall den Kontakt mit den feindlichen Nachhuten her, die sich zurückzogen. Im Zentrum hält verhältnismäßige Ruhe an. Mehrere Teilangriffe des Feindes gegen eine unserer Stellungen wurden zurückgeschlagen, einige Gefangene, darunter ein Offizier, wurden gemacht. Auf dem linken Flügel und im Küstenabschnitt für uns günstige Patrouillenunternehmungen. 
Am 2. August morgens machten vier Flugzeuge von einem englischen Flugmutterschiff aus, das unter dem Schutze von französischen Torpedobootszerstörern vor Haifa erschienen war, einen Angriff auf Aful (Karmel) und Nazareth, warfen Bomben ab, töteten ein Kind und verletzten vier andere Personen. Die Flugzeuge wurden unter der Wirkung unseres Artilleriefeuers gezwungen, sich zur Küste zurückzuziehen.

 

Der 1. Weltkrieg im August 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1916)

 

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