Der Weltkrieg am 17. November 1916

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT

Nach einem deutschen Luftangriff auf den Bahnhof von Cerisy-Gailly (Somme)
Nach einem deutschen Luftangriff auf den Bahnhof von Cerisy-Gailly (Somme)
Aufnahme vom 17. November 1916

Der deutsche Heeresbericht:

Rumänische Bergstellungen von den Bayern erstürmt 

Großes Hauptquartier, 17. November. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: 
Auf beiden Somme-Ufern kam es zu zeitweilig sehr starkem Artilleriekampf. Gegen Abend erfolgte ein englischer Angriff bei Beaucourt, dessen Vorbereitungsfeuer auch auf das südliche Ancreufer übergriff. Er scheiterte ebenso wie ein Nachtangriff westlich von Le Sars. Am Wege Flers - Thilloy wurden durch das Garde-Grenadierregiment Nr. 5 bei Säuberung eines Engländernestes 5 Maschinengewehre erbeutet. Französische Vorstöße beiderseits von Sailly - Saillisel brachten dem Angreifer keinerlei Vorteil. Am Tage und während der Nacht war die beiderseitige Fliegertätigkeit rege.
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: 
Die Gefechtstätigkeit zwischen Meer und Karpathen blieb gering.
Front des Generalobersten Erzherzogs Carl: 
Im Görgenygebirge, auf den Höhen östlich des Putnatales, leistet der Russe unseren Angriffen zähen Widerstand. An der Grenze östlich von Kezdivasarhely wurde von dem oft bewährten bayerischen Reserveinfanterieregiment Nr. 19 der Gipfel der Runcul Mr. im Sturm genommen und gegen starke Angriffe behauptet. Westlich der Predealstraße brachen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen in die rumänische Stellung ein. Die unter dem Befehl des Generalleutnants Krafft von Dellmensingen südlich des Roten Turm -Passes vordringenden Truppen konnten als Ergebnis ihrer gestrigen Kämpfe wieder 10 Offiziere und über 1500 Mann als Gefangene zurückführen. An anderen Stellen der siebenbürgischen Front wurden außerdem über 650 Rumänen gefangen und 12 Maschinengewehre erbeutet. 
Nach Meldung der Truppen beteiligt sich die rumänische Bevölkerung am Kampf. 
Balkan-Kriegsschauplatz: 
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: 
Bei Silistria lebhafteres Artilleriefeuer als in den Vortagen.
Mazedonische Front: 
Zwischen Malik- und Prespasee, am Westrand der Ebene von Monastir und an den Höhen nordöstlich von Cegel (im Cernabogen) sind neue starke Angriffe der Ententetruppen zurückgewiesen werden.

Der Erste Generalquartiermeister.
   Ludendorff.
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Gescheiterte feindliche Angriffe in Mazedonien

Berlin, 17. November, abends. (Amtlich.)
An West- und Ostfront keine großen Kampfhandlungen. 
Unserem Vordringen in der Walachei leistet, wie Truppen erneut melden, die rumänische Zivilbevölkerung bewaffnet Widerstand. 
An mazedonischer Front sind weitere Angriffe der Ententetruppen gescheitert.
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Der erfolgreiche Kampf um das St.-Pierre-Vaast-Gehölz

Berlin 17. November.
Mit der Zurückeroberung des Ostteiles von Saillisel geht ein Teil des am heißesten umstrittenen Dorfes an der Somme-Front wieder in deutschen Besitz über. Die am 9. Oktober beginnenden blutigen Kämpfe um Sailly-Saillisel führten erst am 18. zur Einnahme der von Granaten zermalmten Dorftrümmer. Von hier aus wollten die Franzosen den St.-Pierre-Vaast-Wald umfassend angreifen, um so von Norden aus auf Péronne drücken zu können. Allein sie konnten sich nur mit Mühe in dem genommen Dorfe halten und erst am 5. November den Angriff gegen den Wald vortragen, dessen Nord- und Westteil in ihre Hände fiel. Dieses dichte, struppige Gehölz, das mehr ein Buschwerk als ein Wald zu nennen ist, steht wie ein Riegel zwischen den Franzosen und ihren Angriffszielen. Ein rascher, kraftvoll durchgeführter Angriff des Hannoverschen Füsilierregiments Nr. 73 hat am 15. November den zäh verteidigten Nordteil des Waldes wieder in deutsche Hände gebracht. Der Preis anderthalb Monate langer blutigster Kämpfe ist damit den Franzosen wieder entrissen.
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Der vereitelte englische Durchbruchsversuch an der Ancre

Berlin, 17. November.
Von zuständiger militärischer Seite erfahren wir:
Die englischen Angriffe an der Ancre, die mit dem 13. begannen, waren als Durchbruchsversuche größten Stils gedacht. Die Feuerschlünde von über 200 Batterien spieen Tausende von Tonnen Eisen auf die flankierten deutschen Gräben. Daß mit einem tiefen Durchstoße gerechnet wurde, geht ferner aus der Tatsache hervor, daß die Engländer die Angriffsartillerie sehr nahe heranführten. In geschickt angelegten Batterienestern wurden Geschütze aller Kaliber in und um Hebuterne sowie westlich und südlich dieses Ortes aufgestellt Weitere Artillerie wurde östlich und südöstlich von Colincamps zwischen Englebelmer und Mesnil, bei Pozières und Courcelette massiert. Das planmäßige, stundenlang tobende Zerstörungsschießen mit schwersten Kalibern und Gasgranaten konnte die deutsche Infanterie weder im Abschnitt südlich Grandcourt, noch zwischen Hebuterne und dem Weg Serre-Mailly erschüttern. Hier wurden die ersten Stellungen fast überall gehalten. Lediglich im Zentrum gelang der Stoß durch die ersten Stellungen infolge gewaltiger Sprengungen, die den größten Teil von Beaumont und seiner Verteidigungsanlagen vernichteten. In Auswertung des ersten Erfolges gelang es hier den Engländern, auch Beaucourt nach erbittertsten Kämpfen zu nehmen. Der Versuch, weiter vorzudringen, zerschellte indessen an der von den Deutschen zäh verteidigten Riegelstellung. Das wichtigste Angriffsziel, die Hohen von Serre, konnten nicht genommen werden. Der Ort Serre selbst wurde vorübergehend von Engländern besetz, jedoch im Gegenstoß zurückerobert. Der englische Angriff wurde von drei auf volle Kampfstärke aufgefüllten Korps vorgetragen, hinter denen nachweislich noch zwei weitere Divisionen in Reserve zur strategischen Auswertung des Durchstoßes bereitstanden. In einem aufgefundenen Befehl war die Ferme Beauregard als eines der Angriffsziele genannt. Der Stoß war somit bis zu einer Tiefe von 6½ Kilometern gedacht, während er in Wirklichkeit an der tiefsten Stelle der Spitze des vorbringenden Stellungsdreiecks bis zu der Barriere der Riegelstellung nicht mehr als zwei Kilometer erreicht. Das gewonnene Gelände bleibt dauernd gefährdet, so lange es den Engländern nicht gelingt, die Höhen von Serre und Grandcourt zu nehmen. Aus den immer wieder erneuerten Angriffen gegen diese Punkte geht zur Genüge die Wichtigkeit hervor, die die Engländer ihnen beilegen. Der örtliche, unter größten Opfern erstrittene Erfolg der Engländer im Ancre-Winkel hat auf die Gesamtlage an der Somme nicht den geringsten Einfluß. Der Berichterstatter der "London Times" im englischen Hauptquartier behauptet, daß deutsche Gefangene erklärten, sie verwendeten Explosivgeschosse bei ihren Maschinengewehren. Das ist wieder eine der Erfindungen dieses phantasievollen englischen "Tommy Atkins of the pen"
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Ein feindlicher Flieger über München

München, 17. November. (Amtlich.)
Das Kriegsministerium teilt mit:
Heute mittag gegen 1 Uhr erschien über München ein feindlicher Flieger, der insgesamt sieben Bomben abwarf, die jedoch nur geringen Materialschaden anrichteten. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der Flieger flog in westlicher Richtung ab.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 17. November. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz: 
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Carl: 
Westlich der Predealstraße durchbrachen österreichisch-ungarische und deutsche Kräfte die feindlichen Linien. Auch sonst ist die Lage in der nördlichen Walachei durchweg günstig; es wurden dort gestern wieder insgesamt mehr als 2000 Gefangene eingebracht. Bei Soosmezö gewannen Bayern den Runcul Mare. Der Kampf um die Höhen südöstlich des Tölgyespasses dauert an. In den Waldkarpathen stellenweise erhöhte Tätigkeit der russischen Artillerie. 
Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz:  
Keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
 v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Der bulgarische Heeresbericht:

Die Kämpfe im Raume von Monastir

Sofia, 17. November. (Bericht des Generalstabes vom 17. November.)
Mazedonische Front:
Ein feindlicher Angriff bei dem Dorfe Pozstek zwischen dem Malik- und Prespa-See wurde abgeschlagen. In der Ebene von Monastir wurde ein starker feindlicher Angriff auf die Linie Veluschina-Kanina durch deutsche Angriffe blutig abgewiesen. Im Cerna-Bogen schlugen wir durch Gegenangriff einen feindlichen Sturm auf Höhe 1212 und auf das Dorf Brnik zurück und erbeuteten drei Maschinengewehre und einen Minenwerfer. Auf beiden Seiten des Wardar und am Fuße der Belasica Planina schwaches Artilleriefeuer. An der Struma-Front schwache Kämpfe zwischen vorgeschobenen Abteilungen und lebhaftes Artilleriefeuer. An der Küste des Ägäischen Meeres Ruhe.
Rumänische Front:
Längs der Donau Ruhe. In der Dobrudscha keine Veränderung in der Lage. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe.
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Eine russische Rundnote über Sonderfriedensgerüchte

Petersburg, 17. November. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.)
Der Minister des Äußeren hat an die Vertreter Rußlands bei den alliierten Mächten ein Telegramm gerichtet, in dem es unter anderem heißt: Die kürzlich von der Presse gewisser Länder verbreiteten Gerüchte über angebliche geheime Besprechungen, die zwischen Rußland und Deutschland fortgesetzt geführt würden zu dem Zweck, zur Unterzeichnung eines Sonderfriedens zu gelangen, können infolge ihrer Hartnäckigkeit die russische Regierung nicht gleichgültig lassen. Die kaiserliche Regierung legt Gewicht darauf, auf das Entschiedenste zu erklären, daß diese sinnlosen Gerüchte nur das Spiel der feindlichen Länder spielen können.
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Der 1. Weltkrieg im November 1916

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TEXTQUELLEN:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen
Nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus
5. Band
Nationaler Verlag, Berlin SW 68
(1917)

 

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