Der Weltkrieg am 29. Januar 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT - BULGARISCHER HEERESBERICHT - TÜRKISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Die Vergeblichen französischen Sturmangriffe auf Höhe 304 - 
Erfolg der osmanischen Truppen an der Zlota Lipa 

Großes Hauptquartier, 29. Januar.
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
Nördlich von Armentières griffen die Engländer in drei Wellen die Stellungen des bayerischen Infanterieregiments Nr. 23 an, das den Feind verlustreich zurückwies. Westlich von Fromelles. östlich von Neuville-St. Vaast, auf dem Nordufer der Ancre und nördlich von Vie sur Aisne blieben Unternehmungen feindlicher Streifabteilungen ohne Erfolg. Südwestlich von Le Transloy wurde ein englischer Posten aufgehoben.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Auf dem Westufer der Maas herrschte tagsüber rege Kampftätigkeit. Morgens versuchten die Franzosen ohne Feuervorbereitung überraschend gegen die am 25. Januar gewonnenen Stellungen auf Höhe 304 vorzubrechen. In unserem sofort einsetzenden Feuer fluteten sie zurück, von Mittag an lag starke Artilleriewirkung auf unseren Gräben; es erfolgten nach heftigen Feuerwellen noch drei französische Angriffe, die sämtlich erfolglos zusammenbrachen. Die braven westfälischen Infanterieregimenter Nr. 13 und 15 und das badische Reserve-Infanterieregiment Nr. 109 hielten in zäher Verteidigung den eroberten Boden, von dem trotz hohen Einsatzes von Menschen und Munition kein Fuß breit von den Franzosen zurückgewonnen werden konnte.
In den Vogesen brachte ein Erkundungsvorstoß 9 Gefangene ein.
Nach starker Feuervorbereitung drangen auf dem Hartmannsweilerkopf Sturmtrupps des württembergischen Landwehr-Infanterieregiments Nr. 124 in die französischen Gräben und kehrten mit 35 Gefangenen und 1 Maschinengewehr zurück.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern:
An der Aa schränkte unsichtiges Wetter und Schneetreiben die Gefechtstätigkeit ein. Die bewährten osmanischen Truppen des 15. Korps schlugen an der Zlota Lipa russische Angriffe zurück, die nach heftigem Feuer mit starken Massen einsetzten. An einer Stelle säuberte schneller Gegenstoß den eigenen Graben. Im Nachdrängen wurde dem Gegner eine Anzahl Gefangener abgenommen. Deutsche Stoßtrupps holten an der Narajowka aus der russischen Stellung 9 Gefangene.
Heeresfront des Generalobersten Erzherzogs Joseph:
Im Mestecanesci-Abschnitt unterhielt der Feind nachts starkes Feuer. Zwei Angriffe der Russen schlugen fehl.
Von der Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen und der mazedonischen Front ist nichts Besonderes zu berichten.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Keine größeren Kampfhandlungen

Berlin, 29. Januar, abends. (Amtlich.)
Von keiner Front sind größere Kampfhandlungen gemeldet.

 

Bericht des Generals v. François über die Kämpfe auf dem westlichen Maas-Ufer

General der Infanterie v. François

General der Infanterie v. François

Berlin, 29. Januar. (Amtlich.)
Über den Verlauf der Kämpfe am 28. Januar auf dem Westufer der Maas meldet General der Infanterie v. François: 8 Uhr vormittags setzten die Franzosen zum Angriff auf unsere neuen Linien auf Höhe 304 ohne Artillerievorbereitung an. In unserem gut zu beobachtenden Feuer kam der Gegner nur an einzelnen Stellen aus den Gräben und wurde abgewiesen. 12 Uhr mittags begann starkes feindliches Feuer, das sich 2 Uhr nachmittags zum Trommelfeuer steigerte. 3 Uhr 15 Minuten nachmittags brach feindliche Infanterie auf der ganzen neuen Front zum zweiten Angriff vor, wurde aber durch Infanterie-, Sperrfeuer und Handgranaten zurückgeworfen. Ein dritter Angriff um 3 Uhr 40 Minuten nachmittags kam in unserem wirksamen Vernichtungsfeuer nur stellenweise aus den Gräben. Darauf setzte wieder starkes Artilleriefeuer auf unsere vorderen Gräben ein; 4 Uhr nachmittags erfolgte der vierte Angriff, der vom Infanterieregiment Nr. 13 und Reserve-Infanterieregiment Nr. 109 im Handgemenge abgeschlagen wurde. Das Infanterieregiment stürmte dem Gegner aus den eigenen Gräben entgegen und trieb ihn zurück. Alle Stellungen sind restlos gehalten. Der Gegner hat sehr schwere blutige Verluste erlitten, während die eigenen gering sind. Die Stimmung der Gruppen ist siegesfroh und ausgezeichnet.

 

32 Fahrzeuge durch drei deutsche U-Boote versenkt

Berlin, 29. Januar.
Ein dieser Tage von einer Unternehmung zurückgekehrtes Unterseeboot hat 11 Fahrzeuge mit 32469 t, ein anderes 8 Schiffe mit 22244 t versenkt. Unter den 19 Schiffen befanden sich 7 Dampfer mit Kohlenladung nach feindlichen Ländern, 2 Dampfer mit 13200 t Weizen nach Frankreich und England, 1 Dampfer mit Bleierzladung nach England. Der Rest der versenkten Schiffe hatte u. a. Grubenholz, Fische, Flachs und sonstige Bannware geladen. Von dem ersten U-Boot wurde außerdem ein 6-cm-Geschütz erbeutet, durch das zweite U-Boot 9 Gefangene eingebracht. Ein drittes Unterseeboot hat in den Tagen vom 12. bis 22. Januar insgesamt 13 Fahrzeuge versenkt von zusammen ca. 12000 t, unter ihnen befanden sich 4 Schiffe mit Kohlen, 6 mit Grubenholz, 1 mit Erz, 1 mit Pech und 1 mit gemischter Bannware. Schließlich hat ein Unterseeboot 3 englische Fischdampfer nahe der englischen Küste auf- und in den heimischen Hafen eingebracht. Die 3 Dampfer werden der deutschen Seefischerei zur Verfügung gestellt werden.

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Eine Erfolgreiche Unternehmung am Doberdo-See

Wien, 29. Januar.
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im Mestecanesci-Abschnitt verhielt sich der Feind gestern ruhig. Heute früh setzte er erneut zum Angriff ein, wurde aber unter schweren Verlusten abgeschlagen. An der Zlota Lipa griffen gestern vormittag die Russen das osmanische 15. Korps mit starken Kräften an. Die tapferen türkischen Truppen warfen den Feind in erbittertem Kampf zurück und stießen in der Verfolgung bis zu den zweiten Linien der russischen Stellungen nach. Sie brachten zahlreiche Gefangene ein. Sonst nichts von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Im Abschnitt östlich des Doberdo-Sees brachte eine Abteilung des Infanterieregiments Nr. 91 von einer gelungenen nächtlichen Unternehmung 31 gefangene Italiener zurück. Die Artillerietätigkeit ist im allgemeinen mäßig; nur zwischen Gardasee und Etschtal richtete der Feind zeitweise ein lebhafteres Feuer gegen unsere Ortschaften.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Nichts Neues.

  Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

Der bulgarische Heeresbericht:

Sofia, 29. Januar.
Mazedonische Front:
Nordwestlich von Bitolia schwacher Kampf der Artillerie, Infanterie, Maschinengewehre und Minen. Im Cernabogen schwaches Artilleriefeuer, an einzelnen Punkten lebhafter. In der Moglenagegend zeitweilig aussetzende Kanonenschüsse und der gewöhnliche Kampf mit Gewehren, Maschinengewehren und Minen. Im Wardartal spärliches Artilleriefeuer und Fliegertätigkeit. An der Struma nur an einzelnen Stellen lebhafteres Artilleriefeuer. Südlich von Serres Patrouillengefechte. An der Front am Agäischen Meer feuerte ein feindliches Schiff ergebnislos mehrere Schüsse auf die Küste östlich von Porto Lagos. Zwischen Struma und Mesta Lufttätigkeit.
Rumänische Front:
Bei Isaccea von seiten des Feindes Artillerie- und Infanteriefeuer.

 

Der türkische Heeresbericht:

Konstantinopel, 29. Januar.
An der Tigrisfront wurde ein feindlicher Angriff am 27. Januar von Anfang an in Schach gehalten; in der Nacht zum 28. blieb ein feindlicher Feuerüberfall wirkungslos. An den Dardanellen hat der Fliegerleutnant Meineke am 27. Januar in einem Gefecht gegen 6 feindliche Flugzeuge einen Zweidecker des Gegners zur Landung gezwungen; dies Flugzeug wurde erbeutet.

 

Der englische Hilfskreuzer "Laurentic" gesunken

London, 29. Januar. (Amtlich.)
Der Hilfskreuzer "Laurentic" (14892 Brutto-Registertonnen) ist am 25. Januar spät an der irischen Küste durch ein deutsches Unterseeboot oder eine Mine zum Sinken gebracht worden. 12 Offiziere und 109 Mann wurden gerettet.

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 5
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

 

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