Der Weltkrieg am 8. Juni 1917

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

Flandern 1. Weltkrieg: Die Reste der Ortschaft Messines
Die Reste der Ortschaft Messines

 Der deutsche Heeresbericht:

Die englischen Angriffe im Wytschaete-Bogen

Großes Hauptquartier, 8. Juni.  
Westlicher Kriegsschauplatz:
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:
An der Küste und der Yser-Front blieb die Kampftätigkeit noch gering. Die nach tagelangem, starkem Zerstörungsfeuer zwischen Ypern und dem Ploegsteertwalde, nördlich von Armentières, einsetzenden Angriffe der Engländer sind südöstlich von Ypern von niederschlesischen und württembergischen Regimentern abgewiesen worden; auch auf dem Südflügel des Schlachtfeldes kämpften wir erfolgreich, dagegen gelang es dem Gegner, bei St. Eloi, Wytschaete und Messines unter der Wirkung zahlreicher Sprengungen in unsere Stellungen einzubrechen und nach hartnäckigen, wechselvollen Kämpfen über Wytschaete und Messines vorzudringen. Ein kraftvoller Gegenangriff von Garde- und bayerischen Truppen warf den Feind auf Messines zurück. Weiter nördlich wurde ihm durch frische Reserven Halt geboten. Später wurden unsere tapfer kämpfenden Regimenter aus dem westwärts vorspringenden Bogen auf eine vorbereitete Sehnenstellung zwischen dem Kanalknie nördlich von Hollebeke und dem Douve-Grund-Kanal 2 Kilometer westlich von Warneton zurückgenommen.
An der Arras-Front ist in mehreren Abschnitten der Feuerkampf gesteigert gewesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz:
Am westlichen Teil des Chemin-des-Dames-Rückens hat seit mehreren Tagen die Artillerietätigkeit zugenommen; auch am Aisne-Marne-Kanal ist sie aufgelebt.
Heeresgruppe Herzog Albrecht:
In den Vogesen und im Sundgau sind mehrfach nach heftigen Feuerwellen vorstoßende Erkundungsabteilungen der Franzosen zurückgewiesen worden.
In vielen Luftkämpfen, vornehmlich an der flandrischen Front, sind 12, durch Abwehrfeuer von der Erde 3 feindliche Flugzeuge abgeschossen worden.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz und an der mazedonischen Front hat sich die Gesamtlage bei unseren und den verbündeten Truppen nicht geändert.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
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Karte 1. Weltkrieg: Die Schlacht im Wytschaete-Bogen

 

Stillstand des englischen Angriffs in Flandern

Berlin, 8. Juni, abends. (Amtlich.) 
Mit den gestern zum Angriff eingesetzten Kräften haben heute die Engländer den Kampf in Flandern nicht fortzuführen vermocht. Ein örtlicher Vorstoß östlich von Messines wurde zurückgeschlagen. 
Von den anderen Fronten ist bisher nichts Wesentliches gemeldet.
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Der erste Tag der Infanterieschlacht in Flandern

Berlin, 8. Juni. 
Das vieltägige unausgesetzte englische Vorbereitungs- und Zerstörungsfeuer hatte die vordersten deutschen Stellungen zertrümmert. Die Minensprengungen vor dem Angriff sollten den letzten Widerstand beseitigen. Allein die schwachen deutschen Sicherungen, die in dieser vorgeschobenen Zone ausgeharrt hatten, bereiteten den englischen Sturmkolonnen einen blutigen Empfang, um sich dann vor der Übermacht der zwischen Ypern und dem Ploegsteertwalde aus den Gräben quellenden farbigen und weißen Engländer planmäßig kämpfend zurückzuziehen, so daß die weiter rückwärts außerhalb des Zerstörungsbereichs der englischen Geschütze aufgestellten Reserven Zeit hatten, zum Gegenstoß heranzukommen.
Die bei Armentières stehenden englischen Batterien, die durch flankierendes Feuer den Angriff unterstützen sollten, wurden durch die deutsche Artillerie westlich Lille niedergehalten, die durch Fernfeuer wirksam in den Kampf eingriff. Während die englischen Sturmkolonnen sich mühsam über den niederen Douverücken vorarbeiteten, auf dem die Trümmer der Ortschaften und Gehölze ein einziges staubbedecktes und rauchverqualmtes Chaos bildeten, faßten sie die schweren Granaten der langen Flachfeuerkanonen in der Flanke und richteten furchtbare Verheerungen unter ihnen an. Vor ihrer Front ließen die sich zähe verteidigenden Besatzungen der vordersten deutschen Gräben, die nur langsam zurückgingen, den Feind jeden Schritt vorwärts mit Blut bezahlen. Der wirksame Gegenstoß der Garde und der Bayern, der bis zum Ostrand von Messines vorstieß, kostete die Engländer neue schwere Opfer und gab der deutschen Verteidigung Zeit zur planmäßigen Besetzung der im Heeresbericht genannten Sehnenstellung. Vor dieser entbrannten am Nachmittage neue schwere Kämpfe, die bis in die Nacht hinein währten. Die Stellung wurde gehalten. Damit endete die erste Phase des neuen großen Angriffs, die dem Angreifer erfahrungsgemäß Geländegewinn und Gefangenenbeute einbringt. Vor der neuen Basis der tiefgestaffelten deutschen Verteidigungssystems werden neue Kämpfe entbrennen, die indessen den Engländern und Franzosen ebensowenig das angestrebte Ziel des strategischen Durchbruchs eintragen werden wie die eben erst unter schwersten Opfern zusammengebrochenen großen Angriffe bei Arras, an der Aisne und in der Champagne.
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Westfront 1917

 

Die außerordentlich schweren Verluste der Engländer

Berlin, 8. Juni. 
Wie nachträglich ergänzend gemeldet wird, sind die Verluste der Engländer in dem Kampfe um den Wytschaete-Bogen ganz außerordentlich hoch und kommen den Verlusten der Franzosen am 16. und 17. April gleich. Ohne Zweifel sind sie höher als unsere Verluste einschließlich der Gefangeneneinbuße. Der englische Ansturm ist bereits zum Stehen gekommen. Unsere Front steht absolut fest. Starke Reserven stehen dahinter. Der Kampf bei Wytschaete kann als erste für uns günstig abgelaufene Episode der großen erwarteten Generaloffensive der Entente angesehen werden.
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Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Italienische Artillerietätigkeit im Gebiet der Sieben Gemeinden

Wien, 8. Juni. 
Amtlich wird verlautbart:
Östlicher Kriegsschauplatz:
Im Mestecanesci-Abschnitt zeitweilig lebhafter Geschützkampf.
Italienischer Kriegsschauplatz:
Am Isonzo gestern keine besondere Kampfhandlung. Ein feindlicher Flieger, dessen Flugzeug unsere Abzeichen trug, warf hinter unserer Front Bomben ab. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden hält die Regsamkeit der italienischen Batterien an. Auch die feindliche Fliegertätigkeit ist sehr lebhaft.
Südöstlicher Kriegsschauplatz:
Unverändert.

  Der Chef des Generalstabes. 1)

 

Der 1. Weltkrieg im Juni 1917

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 6
Nationaler Verlag, Berlin (1917)

2) "Dresdner Anzeiger" (1917)

 

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