Der Weltkrieg am 14. Mai 1918

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

Schwere englische Angriffe bei Givenchy zurückgeschlagen

Großes Hauptquartier, 14. Mai. 
Westlicher Kriegsschauplatz: 
An den Kampffronten ließ die in den frühen Morgenstunden gesteigerte Feuertätigkeit im Laufe des Vormittags nach. Am Abend lebte sie wieder vielfach auf. Nach heftiger Feuerwirkung nördlich vom La Bassée-Kanal versuchten die Engländer am Abend starke Teilangriffe gegen unsere Stellungen nördlich und südlich von Givenchy. Sie wurden verlustreich zurückgeschlagen. Die Erkundungstätigkeit blieb rege. 
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister
    Ludendorff.
1)

 

Erfolgreicher Vorstoß nördlich der Somme

Berlin, 14. Mai, abends. (Amtlich.)
Erfolgreicher örtlicher Vorstoß in die englischen Linien auf dem Nordufer der Somme an der Straße Bray-Corbie. Heftige Gegenangriffe des Feindes scheiterten. - Sonst nichts Neues.
1)

 

Der Kaiser über die Offensive im Westen

Eine Rede in Aachen

Kaiser Wilhelm II.

Aachen, 14. Mai.
Vor einigen Tagen weilte der Kaiser, aus dem Großen Hauptquartier kommend, auf der Durchreise in Aachen und stattete dem Münster und dem Rathause einen längeren Besuch ab. Im Sitzungssaal der Stadtverordneten hielt er an die Herren, denen der Besuch völlig unerwartet kam, etwa folgende Ansprache: Von der Westfront kommend, freut es Mich, die Herren hier grüßen zu können. Im Westen habe Ich das halbverwüstete Frankreich besichtigt. Da gewinnt man erst den richtigen Eindruck von dem Grausigen, von dem unser Vaterland verschont geblieben ist. Wer etwa kleinmutig werden sollte, der möge einmal einige Tage an die Front gehen und sich die Verwüstungen ansehen. Dann wird er nicht mehr klagen und mit seinem Los zufrieden sein. Dann wird er die Mühseligkeiten, Entbehrungen und Schrecknisse des Krieges mit Geduld tragen. Wenn die Herren sich hier in sicherer Ruhe zur Friedensarbeit zusammenfanden können, so verdanken Sie das unserem unvergleichlichen Heere.
Die Offensive geht gut vorwärts. 600000 Engländer sind bereits außer Gefecht gesetzt, 1600 Geschütze erbeutet. Die Franzosen müssen überall einspringen. Hart werden die Gegner mitgenommen: Sie habend auch nicht besser verdient. Die Sache im Westen wird gemacht, aber wir müssen Geduld üben. Millionenheere können nicht an einem Tage erledigt werden. Wir werden unser Ziel erreichen. Schwere Arbeit ist zu leisten, aber dafür haben wir ja auch tüchtige Schmiede. Den Osten haben wir geöffnet. In der Krim geht es auch vorwärts. Aus der Ukraine sind die ersten Lebensmittelzüge in Berlin eingetroffen. Dadurch wird unsere Lebensmittelversorgung gebessert. In Sebastopol haben wir eine starke, reichbeladene Handelsflotte erbeutet. Dort werden wir uns den Verkehr auf dem Schwarzen Meer wieder ermöglichen. Also es steht gut. Ich freue Mich über das nationale Verhalten hier an des Reiches Grenze. Die Stimmung der Truppen ist vorzüglich. Viele Rheinländer und auch viele Aachener habe Ich in Lazaretten, an der Front gesprochen und ihnen Auszeichnungen überreicht. Nun meine Ich, ist es auch Zeit, alles Fremdländische abzustreifen. Alles Französisch-Parlieren muß aufhören. Sprechen wir lieber unser deutsches Platt.
1)

 

Erfolgreicher U-Boots-Angriff auf einen sardinischen Hafen

Kapitänleutnant Steinbauer
Kapitänleutnant Steinbauer

Berlin, 14. Mai. (Amtlich.)
In kühnem Draufgehen vernichtete Kapitänleutnant Steinbauer mit seinem bewährten U-Boot im Sperrgebiet des westlichen Mittelmeeres neuerdings innerhalb weniger Tage 7 wertvolle Dampfer, meist unter erheblicher Gegenwehr, und mehrere kleinere Fahrzeuge von zusammen rund 33000 Brutto-Registertonnen und mit ihnen etwa 10 Geschütze.
Im Morgengrauen des 29. April drang Kapitänleutnant Steinbauer in die starkbefestigte Durchfahrt von San Pietro (Sardinien) ein und griff die im Hafen von Carloforte zu Anker liegenden Schiffe an. Er versenkte im Feuer von mehreren Landbatterien den englischen bewaffneten Dampfer "Kingstenian" (6564 Brutto-Registertonnen) durch Torpedotreffer, vernichtete mit seiner Artillerie zwei große bewaffnete Seeschlepper, schoß einen französischen Viermastschoner in Brand und bekämpfte das feindliche Artilleriefeuer. Alsdann erzwang sich das Boot trotz Sperrfeuer der Landbatterien und Angriffe eines bewaffneten großen Motorbootes die Ausfahrt.
Im Ablaufen von Carloforte führte das U-Boot ein halbstündiges Artilleriegefecht gegen einen starkbewaffneten Bewacher und beschoß die F.-T.- und Signalstation von Kap Sperone (Insel Antioco) mit beobachteter Trefferwirkung.

Der Chef des Admiralstabes der Marine. 1)

 

Das Wirtschafts- und Verkehrsabkommen mit Rumänien

Berlin, 14. Mai.
Auf Grund des Artikels XXIX des Friedensvertrages ist zwischen Deutschland und Rumänien unter dem 7. d. M. ein besonderes Abkommen über die kundige Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen, des Einbahnverkehrs, des Post- und Telegraphenverkehrs sowie über eine Werftanlage in Giurgiu geschlossen worden, dessen Bestimmungen heute veröffentlicht wurden.
1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

Wien, 14. Mai. 
Amtlich wird verlautbart:
Die Gefechtstätigkeit an der italienischen Gebirgsfront gleicht der der letzten Tage.

 Der Chef des Generalstabes.

 

Der 1. Weltkrieg im Mai 1918

ZURÜCK   HAUPTSEITE   WEITER

 

Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 7
Nationaler Verlag, Berlin (1918)

 

© 2005 stahlgewitter.com