Der
Kaiser über die Offensive im Westen
Eine
Rede in Aachen
Aachen,
14. Mai.
Vor einigen Tagen weilte der Kaiser, aus dem Großen Hauptquartier
kommend, auf der Durchreise in Aachen und stattete dem Münster und
dem Rathause einen längeren Besuch ab. Im Sitzungssaal der Stadtverordneten
hielt er an die Herren, denen der Besuch völlig unerwartet kam, etwa
folgende Ansprache: Von der Westfront kommend, freut es Mich, die Herren
hier grüßen zu können. Im Westen habe Ich das halbverwüstete
Frankreich besichtigt. Da gewinnt man erst den richtigen Eindruck von
dem Grausigen, von dem unser Vaterland verschont geblieben ist. Wer etwa
kleinmutig werden sollte, der möge einmal einige Tage an die Front
gehen und sich die Verwüstungen ansehen. Dann wird er nicht mehr
klagen und mit seinem Los zufrieden sein. Dann wird er die Mühseligkeiten,
Entbehrungen und Schrecknisse des Krieges mit Geduld tragen. Wenn die
Herren sich hier in sicherer Ruhe zur Friedensarbeit zusammenfanden können,
so verdanken Sie das unserem unvergleichlichen Heere.
Die Offensive geht gut vorwärts. 600000 Engländer sind bereits
außer Gefecht gesetzt, 1600 Geschütze erbeutet. Die Franzosen
müssen überall einspringen. Hart werden die Gegner mitgenommen:
Sie habend auch nicht besser verdient. Die Sache im Westen wird gemacht,
aber wir müssen Geduld üben. Millionenheere können nicht
an einem Tage erledigt werden. Wir werden unser Ziel erreichen. Schwere
Arbeit ist zu leisten, aber dafür haben wir ja auch tüchtige
Schmiede. Den Osten haben wir geöffnet. In der Krim geht es auch
vorwärts. Aus der Ukraine sind die ersten Lebensmittelzüge in
Berlin eingetroffen. Dadurch wird unsere Lebensmittelversorgung gebessert.
In Sebastopol haben wir eine starke, reichbeladene Handelsflotte erbeutet.
Dort werden wir uns den Verkehr auf dem Schwarzen Meer wieder ermöglichen.
Also es steht gut. Ich freue Mich über das nationale Verhalten hier
an des Reiches Grenze. Die Stimmung der Truppen ist vorzüglich. Viele
Rheinländer und auch viele Aachener habe Ich in Lazaretten, an der
Front gesprochen und ihnen Auszeichnungen überreicht. Nun meine Ich,
ist es auch Zeit, alles Fremdländische abzustreifen. Alles Französisch-Parlieren
muß aufhören. Sprechen wir lieber unser deutsches Platt.
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