Der Weltkrieg am 12. Januar 1915

DEUTSCHER HEERESBERICHT - ÖSTERREICHISCHER HEERESBERICHT

 

 Der deutsche Heeresbericht:

 Ein französischer Stützpunkt in den Argonnen erobert

Großes Hauptquartier, 12. Januar. 
Westlicher Kriegsschauplatz:
Südlich des Kanals von La Bassée finden geringfügige Kämpfe statt, die bisher ohne Ergebnis waren.
Nördlich Crouy griffen die Franzosen gestern abend an, wurden aber unter schweren Verlusten zurückgeworfen. Heute früh lebten die Kämpfe hier wieder auf.
Ein gestern nachmittag in Gegend östlich Perthes unternommener französischer Angriff brach in unserem Feuer zusammen. Der Feind hatte sehr schwere Verluste.
In den Argonnen wurde an der Römerstraße ein französischer Stützpunkt erobert. Zwei Offiziere und 140 Mann fielen dabei in unsere Hände. In den Kämpfen im östlichen Teil der Argonnen sind den Franzosen seit 8. Januar (einschließlich der gemeldeten) ein Major, drei Hauptleute, 13 Leutnants, 1600 Mann an Gefangenen abgenommen, so daß ihr Gesamtverlust einschließlich Toter und Verwundeter in diesem beschränkten Gefechtsraum auf 3600 Mann geschätzt wird. 
Französische Angriffsversuche bei Ailly, südlich St. Mihiel, scheiterten.
Östlicher Kriegsschauplatz:
Russische Vorstöße im nördlichen Polen hatten keinen Erfolg. Unsere Angriffe im Gebiet westlich der Weichsel machten trotz des schlechten Wetters an einigen Stellen Fortschritte. Auf dem östlichen Pilicaufer keine Veränderung.

Oberste Heeresleitung. 1)

 

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht:

 Russischer Angriff an der Nida abgewiesen

Wien, 12. Januar. 
Amtlich wird verlautbart: 
Die Versuche des Feindes, die Nida zu forcieren, wiederholten sich auch gestern. Während heftigen Geschützkampfes an der ganzen Front setzte vormittags im südlichen Abschnitt eine Krafttruppe des Gegners erneut zum Angriff an, brach jedoch nach kürzester Zeit in unserem Artilleriefeuer nieder, flutete zurück, Hunderte von Toten und Verwundeten vor unserer Stellung zurücklassend.
Gleichzeitig hielt auch südlich der Weichsel der Geschützkampf an, wobei es einer eigenen Batterie gelang, einen vom Feind besetzten Meierhof derart unter Feuer zu nehmen, daß die dort seit den letzten Tagen eingenisteten Russen gezwungen wurden, fluchtartig ihre Stellungen zu räumen.
In den Karpathen erschweren die ungünstigen Witterungsverhältnisse jede größere Aktion. Im oberen Ungtale hat sich der Gegner näher an den Uzsokpaß zurückgezogen.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1)

 

 Eröffnung des französischen Parlaments

Paris, 12. Januar. (Priv.-Tel.) 
Die regelmäßige Tagung des Parlaments wurde heute eröffnet. Die Eröffnungssitzungen der Kammer und des Senates verliefen programmgemäß. Nach der üblichen Ansprache der Alterspräsidenten wurde in der Kammer Deschanel mit 474 Stimmen zum Präsidenten wiedergewählt; der Senat wählte Dubost mit 219 von 241 abgegebenen Stimmen wieder. Kammer und Senat vertagten sich sodann auf nächsten Donnerstag. Die Vertrauensmänner der Linken in der Kammer haben das Arbeitsprogramm für die nächste Zeit festgesetzt. Es ist ziemlich sicher, daß ihr Beschluß noch einmal die Einigkeit zwischen allen Parteien aufrechterhalten wird. Es sollen keine Interpellationen eingebracht und keine politischen Debatten herbeigeführt werden. - In der Armeekommission der Kammer berichtete der Abgeordnete General Pedoya über eine Reise, die er nach verschiedenen Teilen der Schlachtlinie unternommen hat; er versichert, daß er in Bezug auf den Gesundheitszustand der Truppen, auf ihre Stimmung und auf die ganze Verpflegung die besten Eindrücke mitgebracht habe.
2)

 

 Die norwegische Thronrede

Kristiania, 12. Januar. (W. B.) 
Das Storthing wurde hier feierlich eröffnet. In der Thronrede wird ausgeführt: 
Die Beziehungen zu den Mächten sind freundschaftlich. Unsere Bestrebungen sind darauf ausgegangen, das Land außerhalb des Weltkrieges zu halten und die Gefahren und Schwierigkeiten abzuwenden, die die Lage für die Sicherheit und die Erwerbszweige des Landes mit sich brachte. Ferner erwähnt die Thronrede die Neutralitätserklärung Norwegens, die Übereinkunft zwischen Schweden und Norwegen vom 8. August, die Dreikönigs-Zusammenkunft in Malmö und die dort festgestellte Einigkeit. Das neue Zusammentreten der Spitzbergen-Konferenz sei bis nach dem Kriege verschoben worden. Dem Storthing werden einige Gesetzentwürfe über außerordentliche Maßnahmen zur Stärkung der Land- und Seeverteidigung vorgelegt. Das Gleichgewicht des Budgets könne ohne bedeutende neue Steuererhöhungen nicht aufrechterhalten werden. Ferner werden Gesetzentwürfe angekündigt über die Einsetzung einer Kommission zur Behandlung der Frage der Getreideversorgung des Landes und über das Staatsmonopol für die Einfuhr von Getreide und Mehl.
2)

 

Der 1. Weltkrieg im Januar 1915

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Textquellen:
1) Amtliche Kriegs-Depeschen nach Berichten des Wolff´schen Telegr.-Bureaus  
Band 1
Nationaler Verlag, Berlin (1915)

2) "Frankfurter Zeitung" (1915)

 

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